Das OZG in der Stadt Bonn - Mein Interview mit Bianca Dembach
Für viele kleinere Kommunen ist es selbst heute noch oft unklar, wo und wie sie bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetz anfangen sollen. Zu groß und unübersichtlich scheint diese gigantische Aufgabe. Wie es dennoch gehen kann, hat in Folge 22 der CDO der Gemeinde Salach gezeigt. Aber in dieser Folge möchte ich erfahren, wie Großstädte an das OZG herangehen. Wie sich also Budget und Personal auf der einen Seite, eine riesige Verwaltung mit unzähligen Stakeholdern auf der anderen Seite, auf die Umsetzung des OZG auswirken. Und dabei möchte ich bewusst in eine Stadt schauen, die schon einige Schritte gegangen ist und sehr offen und transparent mit ihrer Arbeit an und mit dem OZG umgeht. Das, ist Bonn. Wie Bonn einzelne Leistungen umsetzt, wie sie den großen Wust an Dienstleistungen priorisiert und welche Auswirkungen digitale Services auf die Verwaltung, ihre Beschäftigten und die Bürger*innen hat, das bespreche ich mit Bianca Dembach. Sie ist Projektorganisatorin für das eGovernment in der Stadt. Und obwohl natürlich auch sie über das OZG schimpft, lebt sie für eGov und die Digitalisierung der Verwaltung.
Alle zwei Wochen gibt es eine neue Folge des Podcasts zur Kommunalen Digitalisierung. Die bisherigen Ausgaben und Möglichkeiten den Podcast kostenlos zu abonnieren, gibt es hier.
Abonnieren Sie unseren Newsletter
Transkript
[Felix Schmitt] Kommunale Digitalisierung, der Podcast mit Felix Schmitt.
Herzlich willkommen zu Folge 28 meines Podcasts zur kommunalen Digitalisierung. Mein Name ist Felix Schmitt, ich bin dein Moderator und Begleiter auf dem Weg in die kommunale Digitalisierung.
Für viele kleinere Kommunen ist es selbst heute noch oft unklar, wo und wie sie bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes überhaupt anfangen sollen.
Zu groß und unübersichtlich scheint diese gigantische Aufgabe.
Wie es dennoch gehen kann, hat in Folge 22 der CDO der Gemeinde Salach gezeigt.
Aber heute möchte ich erfahren, wie Großstädte an das OZG herangehen
Wie sich also Budget und Personal auf der einen Seite, eine riesige Verwaltung mit unzähligen Stakeholdern auf der anderen Seite, auf die Umsetzung des OZGs auswirken.
Und dabei möchte ich bewusst in eine Stadt schauen, die schon einige Schritte gegangen ist und dabei sehr offen und transparent mit ihrer Arbeit an und mit dem OZG umgeht.
Das ist Bonn.
Wie Bonn einzelne Leistungen umsetzt, wie sie den großen Wust an Dienstleistungen priorisiert und welche Auswirkungen digitale Services auf die Verwaltung ihre Bürgerinnen hat, das bespreche ich heute mit Bianca Dembach.
Sie ist Projektorganisatorin für das E-Government in der Stadt und obwohl natürlich auch Sie über das OZG schimpft, sie lebt für eGov und die Digitalisierung der Verwaltung.
Hallo Bianca, ich grüße dich.
[Bianca Dembach] Ja hallo Felix.
[Felix Schmitt] Bianca, auf eurer Homepage der Stadt Bonn kann man überraschend klar und transparent nachlesen, wie ihr mit dem OZG arbeitet und was euch daran auch schwer fällt. Warum dokumentiert die Stadt Bonn das so umfassend und klar? Üblicherweise sind Verwaltungen doch deutlich zurückhaltender mit solchen Informationen?
[Bianca Dembach] Stimmt, ich finde es aber ganz, ganz wichtig Erfahrungen, die wir jetzt gemacht haben im Rahmen dieser ganzen Projekte zu teilen.
Alle Kommunen arbeiten da gerade an den gleichen Themen und an haben die gleichen Herausforderungen.
Nach so diversen Blogartikeln und Artikeln in in den Fachzeitschriften hatten wir auch wirklich so viel positives Feedback erhalten und Kommunen haben zu uns gesagt, „boah
toll, dass ihr uns das mal teilt, weil uns geht’s genauso. Wir haben genau die gleichen Probleme“ und das war dann für mich auch ein bisschen Hilfe zur Selbsthilfe. Ich konnte dann auch schon mal sehen, ich gehe in die richtige Richtung. Die anderen machen das gleich und haben die gleichen Herausforderungen. Und das beruhigt einen unheimlich bei so einem Projekt zu dem finde ich’s aber auch wichtig jetzt zum Beispiel für die Bonnerinnen wirklich zu zeigen, dass wir arbeiten, dass wir dran sind und auch da mal die Probleme zu zeigen. Einfach es gibt auch eine wahnsinnig große interessierte Community in der Digitalisierung und die muss man da auch meiner Meinung nach einfach mitnehmen.
[Felix Schmitt] Du hast geschrieben, ihr bekommt auch Feedback, auf das, was ihr auf der Seite der Stadt Bonn ja auch schreibt, sehe ich das richtig? Also melden sich da immer die gleichen drei Leute oder sind das sind das wirklich viele, die auch vielleicht ein bisschen mehr wissen wollen zu dem, was was ihr dort geschrieben habt?
[Bianca Dembach] Also ganz unterschiedlich. Es sind also Städte aus ganz Deutschland, die sich zum Beispiel mehr melden. Ich hatte gestern noch einen Austausch mit einer etwas kleineren Stadt aus Nordrhein-Westfalen gehabt, hatte aber auch schon mal Austausch mit einer Stadt aus Bayern, also das ist da wirklich sehr gemischt. Dass man sich mal austauscht, okay mit welchen Systemen arbeitet ihr, wie funktioniert das, wie seid ihr das angegangen, organisatorisch aber auch manchmal technisch. Aber auch Bürgerinnen melden sich tatsächlich und sagen, okay, wir finden das gut, was ihr macht, weiter so. Oder wir haben Feedback und da ist es noch nicht so gut gelaufen und das ist ja auch alles das sind ja alles Informationen, die man für sich nutzen kann und das ist dann eigentlich wirklich das Schöne.
[Felix Schmitt] Mhm, also OZG läuft ja jetzt auch schon ein paar Tage, also der Beschluss des Gesetzes ist ja inzwischen, jetzt gucke ich gerade noch mal, fast fünf Jahre her oder rund fünf Jahre her, das heißt, ihr wisst ja jetzt eigentlich schon seit ewigen Zeiten, was ihr zu tun habt, also im Prinzip ist das ja alles klar und ich nehme mal an, Ende des Jahres ist das OZG ja dann zumindest nach dem aktuellen Stand dann ja auch scharf gestellt. Seid ihr fast fertig?
[Bianca Dembach] Ich glaube, da kann ich wirklich mit Bewusstsein sagen, dass wir das nicht schaffen werden, bis 31.12. fertig zu werden. Wir hatten schon relativ ja früh angefangen jetzt im Vergleich zu anderen Kommunen, wir hatten schon 2019 angefangen, das Projekt aufzusetzen und in die Planung zu gehen. Früher ging es einfach nicht, weil wir noch den Relaunch von unserer Webseite über die Bühne bringen mussten, wo wir natürlich aber auch die Voraussetzungen geschaffen haben, um einen Anschluss an den Portalverbund zu ermöglichen. Jetzt 2019 ging’s dann wirklich erst mal um so eine Projektstruktur und tatsächlich darum zu verstehen, was kommt da überhaupt auf uns zu? Ne, also auch erstmal die Listen sichten, weil die 575 Dienstleistungsbündel, damit ist es ja jetzt gerade nicht getan, das reicht ja jetzt nicht. Bis ich das verstanden habe, musste ich eine sehr lange Excel-Liste sehr oft durchscrollen, um zu verstehen, warum stehen da auf einmal 6000 Einzelleistungen und nicht 575 Dienstleistungsbündel. Als ich das erste Mal diese Liste geöffnet habe, da habe ich glaube meinen Computer fast abgestürzt, das hatte 20 Minuten gedauert, bis die geladen hatte, weil das einfach so eine riesige Tabelle war mit sehr, sehr vielen Daten. Und das hatte einfach gedauert das zu begreifen und von da aus konnte man dann aber auch wirklich erst als dann die Informationen vom BMI so ein bisschen deutlicher geworden sind konnte man sich erstmal konkret aufstellen, weil man ja auch immer verstehen musste, okay es sind nicht alles kommunale Leistungen, die in diesen Listen drin sind, sondern man muss es auch nochmal teilen, man muss das rausfinden und von da aus dann die Fachämter ansprechen und mit denen Kontakt aufnehmen.
[Felix Schmitt] Du hast gerade auch schon angesprochen, ja 575 OZG Bündel und dahinter stecken 6000 Einzelleistungen. Habt ihr denn mal real auch konsolidiert. Jeder einzelne dieser 6000 Leistung, welche euch als große Bundesstadt auch betreffen, habt ihr das quantifizieren können?
[Bianca Dembach] Also wir haben’s geschafft. Es gab vom KDM, das ist ja der kommunale Dachverband der IT-Dienstleister in NRW, gab es eine Liste über die Dienstleistungsbündel, die relevant sind für den Kommunen. Die habe ich mir damals zu Gemüte geführt und hatte dann da mir die Einzelleistungen aus der Informationsplattform des Bundes rausgeholt. Das waren am Ende knapp 3000 Einzelleistungen gewesen, die aber dann erstmal ja in einer großen Liste vor mir lagen und dann haben wir uns erstmal überlegt, okay wir brauchen aber irgendwie eine strukturierte Datengrundlage und eine Datenbank und haben darauf dann aufgebaut und diese Daten halt nicht nur in einer Excel-Liste zu pflegen.
[Felix Schmitt] Das heißt, das, was ihr gemacht habt, also ich ich vermute mal, ihr habt’s ja wahrscheinlich auch den Fachbereichen dann zugeordnet, vielleicht auch den Fachverfahren, mit denen heute gearbeitet wird. Hattet ihr diesen Überblick zu dem Zeitpunkt schon oder musste das auch alles sozusagen von Grund auf einmal aufgebaut werden?
[Bianca Dembach] Das musste einmal komplett aufgebaut werden. Also ein paar Sachen wusste ich noch, weil ich früher die Webseite gepflegt hatte, dann wusste ich zumindest, ah okay Auskunft ganz klar Bürgeramt, also so in etwa konnte ich zum Beispiel den Dezernaten und Ämtern zuordnen, aber ganz konkret sagen, welcher Bereich macht es und wie ist die Fachverfahrensstruktur das hatten wir uns dann so vorgestellt, das über Excelisten zu machen, die wir dann in die Bereiche schicken und wir bekommen dann eine Rückmeldung. Das hat aber leider nicht immer so funktioniert, weil man kann –
Ich habe dann wirklich gelernt, man kann Fachämter nicht eine dreihundertzeilige Excel-Tabelle schicken und dann erwarten, dass wir die am nächsten Tag komplett ausgefüllt zurückbekommt. Da waren so viele Fragen, das muss begleitet werden einfach ganz eng.
[Felix Schmitt] Wie habt ihr das gemacht mit dieser Begleitung?
[Bianca Dembach] Also tatsächlich haben wir dann Telefontermine vereinbart. Das war dann auch schon zu der Beginn der Coronaphase, wo man halt auch nicht mehr einfach in den Fachbereich runtergehen konnte und sich austauschen konnte, weil dann ja Besprechungen immer ausgefallen sind. Das heißt, wir haben dann wirklich die Leute durchtelefoniert und mit denen besprochen, wie man –
Was bedeutet Fachverfahren, was bedeuten Fallzahlen? Das ist halt auch immer so eine relativ komplizierte Antwort, ne? Was meinen Sie jetzt mit Freizeit pro Monat? Auch darüber lässt sich diskutieren, das lernt man dann halt erst, wenn man dran ist und –
Aber wir haben’s halt viel über Telefon gemacht, weil das am Anfang noch nicht so mit dem Videokonferenzen funktioniert hat. Später hat das dann viel besser geklappt, aber das waren halt so die ersten Corona-Monate. Ist-Aufnahme. Das musst du dir so vorstellen, das hat auch wirklich unheimlich lange gedauert, weil das halt einfach so viele Daten waren. Das würde ich jetzt beim zweiten Mal wahrscheinlich auch ein bisschen anders handhaben.
[Felix Schmitt] Und eine Frage dazu, weil ich diese Datenbank, die ist ja für euch natürlich wertvoll, aber bestimmt auch für andere. Habt ihr da drin auch in der Tat real erhoben, welche Fachverfahren hinter den einzelnen Leistungen stehen? Vielleicht auch schon so tiefgehend, welche Schnittstellen gibt es? Also auch.
Das OZG schreibt es ja nicht vor, dass man erstens das wissen muss und zweitens die ansteuern muss, aber so richtig der Spaß für eine Verwaltung geht ja eigentlich erst los, wenn man so was weiß und damit auch arbeiten kann. Habt ihr das auch miterhoben?
[Bianca Dembach] Bei den Prio eins Dienstleistungen, also die wurden ja vom Bund priorisiert, da haben wir das auf jeden Fall für die Fachverfahren mit erfasst. Bei den Prio zwei und drei Dienstleistungen hatten wir das halt eben nicht mehr gemacht, weil das dann auch einfach unheimlich viele waren, aber jetzt selbst wenn wir in Prozessaufnahmen gehen, wir machen auch Prozessmanagement bei uns und wenn wir in die Prozessaufnahmen gehen, dann stellen wir auch ganz oft fest, okay, da hat dann doch was gefehlt, weil Kolleginnen das einfach nicht zuordnen können oder das gar nicht so auf ad hoc sagen können, womit arbeiten sie eigentlich im Alltag. Deswegen super diese Infos, die sammeln wir uns jetzt eigentlich immer über die Prozessaufnahmen.
[Felix Schmitt] Das heißt, der erste Schritt war sozusagen, ihr habt mal eine Bestandsaufnahme gemacht. Um was geht’s eigentlich beim online Zugangsgesetz? Es ist natürlich etwas, was man in der Verwaltung bei euch –
kann man das vielleicht noch machen? Das ist natürlich eine sehr komfortable Lage und dass sie das auch dokumentiert, ist natürlich auch sehr wertvoll, weil viele andere Verwaltungen sind ja überhaupt nicht in der Lage so einen Prozess auch auch zu starten. Aber was habt ihr denn danach gemacht, als ihr wusstet, okay, es ist verdammt viel Arbeit. Wie seid ihr dann dahin gegangen, das entweder zu priorisieren oder auch zu clustern und vor allem, wer hat das gemacht? Das kannst du ja gar nicht alles alleine gemacht haben, oder?
[Bianca Dembach] Wir sind mittlerweile ein Team von drei Kolleginnen, die an dem Thema arbeiten. Ich muss aber sagen, am Anfang war ich tatsächlich alleine. Die kamen dann etwas später dazu, dann erst im Sommer 2020, das heißt, am Anfang habe ich das alleine gemacht, da war das halt schon fast so eine tagesfüllende Aufgabe. Andererseits habe ich mittlerweile ein ganz gutes Gefühl darüber, was eine OZG Leistung ist und was nicht. Aber wir sind das dann einfach einzeln durchgegangen. Also wir haben geclustert auf jeden Fall. Wir kommen jetzt am Ende auf knapp 500 Dienstleistungen oder Einzelleistungen sozusagen, die wir dann aber immer gebündelt haben, also zum Beispiel Hundesteuer an Ab- und Ummeldung ist für mich ein Thema, muss man dann halt mitdenken in Projektumsetzung, dass man dann halt auch nach der Ummeldung zum Beispiel fragt.
Priorisierung haben wir dann mit der Nutzwertanalyse von unserer Prozessmanagement-Plattform Picture gemacht. Dadurch, dass wir dann relativ viele Daten hatten, konnten wir das dann in dieser Datenbank dann exportieren und importieren. Dann gibt’s halt unterschiedliche Gewichtungen, die man machen kann, ne. Man kann sagen, okay Priorität eins ist für mich superhohe Gewichtung. Man kann sagen, wie zum Beispiel Fallzahlen sind super wichtig. Je höher, desto besser und Digitalisierungsgrad. Und all das kann man dann in der Liste sich ausgeben lassen und hat dann halt wirklich so eine Umsetzungsliste von oben bis unten. Jetzt dass der Führerschein, die Beantragung ganz oben steht dafür hätte ich jetzt tatsächlich nicht diesen Aufwand betreiben müssen. Da habe ich mich dann in dem Sinne ein bisschen geärgert, weil’s dann doch die Klassiker waren, die dann hochpriorisiert worden sind.
[Felix Schmitt] Und als dann diese Priorisierung auch fertig war, dann ging’s ja eigentlich wahrscheinlich darum sie auch dann umzusetzen und nach außen zu bringen. Wann war denn dieser Schritt dass ihr damit angefangen habt auch real damit zu arbeiten? Wie könnte denn so eine OZG Leistung aussehen?
[Bianca Dembach] Das war dann tatsächlich erst im Winter 2020, weil wir tatsächlich noch ein paar Zwischenprojekte hatten, weil wir noch am Serviceportal weitergearbeitet haben, am Design weitergearbeitet haben und unsere ersten Erfahrungen mit den ersten fünf Dienstleistungen gemacht haben. Also wir sind jetzt mal nicht so rangegangen, dass wir die meist genutzten Dienstleistungen als erstes umgesetzt haben, sondern wirklich so
die Dienstleistung von einem Amt, mit dem wir unheimlich gut arbeiten können, wo wir so ein Vertrauensverhältnis auch haben, wo man auch hätte sagen können, okay, wenn’s jetzt schief läuft, dann machen wir vielleicht nicht an der Stelle weiter. Das war eine sehr, sehr angenehme Situation. Wir hatten dann aber auch die Ist-Aufnahme und die Priorisierung sozusagen erstmal zurückgestellt, bis wir uns wohlfühlen weiterzuarbeiten daran und sind dann halt im Winter 2020 dann nach Priorisierungsliste vorgegangen und haben dann dementsprechend dann die Dienstleistung umgesetzt, wobei wir auch ein paar Sachen dann übersprungen haben, zum Beispiel wenn ich jetzt weiß, wie beim Führerschein, bei der Beantragung, kann ich selber auch nicht besonders viel reißen, muss ich sagen. Deswegen haben wir da gesagt, da warten wir zum Beispiel auf die Eva-Leistung.
Da sind wir natürlich sehr gespannt.
[Felix Schmitt] Ja, das war 2020. Jetzt ist es Mitte 2022. Man wartet.
[Bianca Dembach] Ja irgendwann funktioniert das nicht mehr, aber bei allem was so haptische Produkte sind, ne, wo ich dann so ein offizielles Dokument habe, da sind wir dann doch relativ vorsichtig geworden, muss ich sagen. Man möchte es natürlich online beantragen können, aber ich möchte natürlich auch nicht an zwanzig Fronten gleichzeitig vorpreschen. Wir sind bei ein, zwei Themen sind wir vorgeprescht und das zum Beispiel über unsere Online-Ummeldung. Die funktioniert jetzt auch schon, glaube ich, seit drei, vier Jahren, aber ich mache das dann halt auch nicht bei allen Themen. Und das ist halt das Problem beim OZG. Eigentlich müsste man an allen Themen arbeiten, aber das schafft man halt auch einfach Kapazitäts- und Kopfmäßig irgendwann gar nicht mehr.
[Felix Schmitt] Wie seid ihr denn bei den ersten Dienstleistungen vorgegangen? 2020 gab’s ja zum Beispiel die ganzen Basisdienste des Landes wie zum Beispiel Servicekonto und ähnliche Sachen, die gab’s damals ja noch gar nicht. Habt ihr das dann selbst in Bonn für euch entwickelt oder habt ihr erst einmal Dienstleistungen genommen, wo, ich sage mal Ummeldungen innerhalb also Umzug innerhalb der Stadt. Das machen ja inzwischen viel Kommune oder ne, da schaut man halt mal so, was so gefühlt dem Recht entspricht, weil ja auch so während Corona ja auch lange toleriert wurde. Wie seid ihr da vorgegangen?
[Bianca Dembach] Also wir haben schon lange mit Form Solution Formularen gearbeitet, hatten uns dann aber irgendwann getraut, die ID-Funktion freizuschalten und es einfach mal auszuprobieren. Wird’s überhaupt genutzt? Es war am Anfang natürlich sehr verhalten von der Nutzung. Aber für die Fachhändler war das halt schön einfach auch, ne, dass man’s angeboten hat, ne, einfach dass man, dass man die Möglichkeit eröffnet.
2020 im April sind wir mit dem Serviceportal live gegangen, der IT.
Haben unser Serviceportal halt mit diesen fünf Dienstleistungen ausgestattet und da hatten wir aber schon das Servicekonto NRW. Also da war das schon live.
Das hatte weniger Funktionen als heute. Also ich glaube, man konnte sich mit Benutzername Passwort anmelden und ID-Funktion und das war’s dann. Aber das hat er auf jeden Fall schon so funktioniert, dass man damit arbeiten konnte und hatten daraus dann die ersten Dienstleistungen ja publiziert. Man muss aber auch sagen, das waren auch Dienstleistungen gewesen, mit denen wir schon lange online gewesen sind auf der Webseite, nur halt natürlich ohne Servicekonto NRW, sondern halt eben mit ID oder halt auch
komplett elektronische Einreichung, wenn keine Unterschrifterfordernis besteht.
Und es waren Formulare, die sich schon bewährt hatten. Ja, man muss ja da vielleicht auch nicht immer mit dem wildesten direkt starten.
[Felix Schmitt] Das heißt, so am Ende, wenn ich das richtig verstehe, Ende 2022, wusstet ihr im Prinzip oder hattet ihr für euch so einen Prozess ähm aufgebaut
eine Dienstleistung. Wir haben ein Ziel für die jeweilige Dienstleistung ist ähm es auch umzusetzen, das heißt.
Wenn ich so richtig verstehe, ihr habt Erfahrung damit gesammelt, wie es sich anfühlt, eine OZG Leistung online zu bringen.
Hattet ihr damals so das Gefühl, okay, jetzt wissen wir, wie’s geht, dann schaffen wir das jetzt auch bis Ende 22 oder war das damals eher so okay, jetzt wissen wir, wie’s geht und wir wissen, wir schaffen’s nicht?
[Bianca Dembach] Nee, wir hatten tatsächlich schon von Anfang an gesagt, dass das mit den Kapazitäten, die wir haben, auch selbst zu dritt sehr, sehr eng wird.
Vor allem weil wir nicht nur die anschauen sondern auch tatsächlich auch mal versuchen Schnittstellen einzuführen das ist jetzt auch eine schwierigere Sache, weil es halt einfach unheimlich lange Zeit dauert, weil die
Dienstleister und auch bei uns in der IT-Abteilung Kapazitäten abgestimmt werden müssen und da haben wir einfach festgestellt, dass es einfach viel, viel mehr Zeit brauchen wird.
Ich hatte zwischendurch eine Zahl kommuniziert an Dienstleistungen, die schaffbar sein könnte, die möchte ich nicht nochmal wiederholen aber es gibt ja immer wieder Themen auch die aufploppen mit denen man gar nicht so gerechnet hat.
Probleme, Schnittstellenthemen, Schnittstellen, die überhaupt erst entwickelt werden müssen. Ich warte glaube ich mittlerweile schon seit zwei Jahren händeringend wirklich auf die Geburtsanzeige und Sterbefallanzeige wo ich gar nicht abwarten kann, wenn das endlich kommt.
Ja, da hat man einfach die Hoffnung, aber man kann nicht so gut planen. Weißt du, das ist immer das Problem. Wir können nicht planen, dass wirklich alles bis 31.12. da wäre, also selbst wenn wir es jetzt, wenn wir die Kapazitäten hätten, würden wir das wahrscheinlich auch nicht schaffen, weil es halt einfach jetzt auch zum Ende hin sich einfach richtig knubbeln wird.
[Felix Schmitt] Ihr habt ja beispielsweise an der Stelle, habe ich auch lesen können, ja auch wieder so eine Art interne Evaluation gemacht und du hast ja vorhin gesagt, du hattest damals so eine Zahl genannt
transparent, wie ihr seid. Man kann sie ja nachlesen. Auch wenn du sie nicht nennen willst, ich will sie auch nicht nennen, aber sie war, glaube ich, irgendwo zwischen 139 und 141 ähm irgendwo da in der Mitte glaube ich.
Habt ihr damals denn auch feststellen können, was so die größten Hemmnisse oder Blocker waren, die euch davon abgehalten haben, hier auch voranzukommen?
[Bianca Dembach] Also ja die größten Probleme, ich meine wir haben natürlich auch so in den Themen Rechtsgrundlagen ne das Schriftform Erfordernisse noch da sind oder halt eben schon angesprochen haben, manche Produkte einfach noch haptisch sind, der Fischereischein ist ein Blatt Papier, die Parkerleichterung für Ärztinnen und Ärzte ist so ein Metallschein sein, das steht dann auch in der Verwaltungsvorschrift, das macht uns natürlich Probleme, weil da schaffe ich’s dann auch nicht, den elektronischen Rückkanal zu erzeugen. Wir haben aber auch Probleme jetzt meiner Meinung nach auch wirklich in der Infrastruktur auch noch. Ich kann ganz viele Themen noch gar nicht medienbruchfrei umsetzen oder automatisiert umsetzen, weil uns zum Beispiel die Nachweise fehlen, ne, also auch mit Blick auf das Register-Modernisierungsgesetz.
Wo ich mich sehr drauf freue, wenn das da ist, aber es ist sehr viel, was noch bis dahin passieren soll und da habe ich dann manchmal das Gefühl, vielleicht ist man mit der Frontend-Digitalisierung erstmal, ja hat man von der falschen Seite angefangen.
[Felix Schmitt] Ihr habt dann die ersten Dienstleistungen ja auch online gehabt. Dazu gehört ja zum Beispiel auch der Bewohnerparkausweis.
Mainz ist jetzt nicht so groß wie Bonn, aber wir sind immerhin Landeshauptstadt und nicht mehr irrelevante, nein, das darf ich gar nicht sagen, irrelevante Bundeshauptstadt.
Aber ich weiß, es ist ja eine der am meisten nachgefragten städtischen Dienstleistungen, gerade in sehr urbanen Zentren.
Als es dann zum ersten Mal auch online zur Verfügung stand, musstet ihr das einfach nur online stellen und das ging weg wie warme Semmeln oder musstet ihr das auch noch richtig bewerben, dass die Leute dort auch hin umschwenken und wie sieht es heute aus mit solchen Zahlen?
Wenn die Dienstleistung online zur Verfügung steht.
[Bianca Dembach] Also ja beim Bewohner Parkhaus weiß das, wirklich ein gutes Beispiel. Das hatte ich damals online gesetzt. Ich glaube, irgendwie im Herbst oder so was und da saß ich wirklich davor und habe gewartet. Dann habe ich
den ersten Tag gewartet. Da war nicht besonders viel los, den zweiten Tag auch nicht, denn wo ich irgendwann angefangen wegzugucken, dann plätscherte das so ein bisschen vor sich hin. Aber es war ja, also es war in Ordnung, aber man war noch ein bisschen geknickt. Man hatte sich irgendwie ein bisschen mehr davon versprochen.
Mittlerweile ist es sehr sehr stark genutzt worden oder wird stark genutzt. Das liegt jetzt aber auch einfach daran, dass wir letztes Jahr im September tatsächlich eine Kampagne geschaltet haben.
Jetzt erstmal nur in den Bahnhöfen in Bonn, auf den so Info-Screens, die dann kurze Videospots ermöglichen. Da hatten wir auch mit einer Agentur zusammengearbeitet und hatten da wirklich den Parkausweis auch
also als Dienstleistung an sich beworben, ne, also unbedingt nutzen, das war auch so ein bisschen lockerer vom Ton gewesen.
Aber auch einfach den Bürgern eben klarzumachen, okay, die könnten jetzt zum Beispiel auch per PayPal bezahlen. Also so hatten wir da den Dienstlang so ein bisschen drauf gesetzt jetzt bei
den Dienstleistungen, die heute online gehen, ist es schon viel besser. Ich glaube, wir sind vor zwei oder drei Tagen mit den Umzügen oder mit privaten Umzügen Ausnahmegenehmigungen für die Halteverbotszonen online gegangen. Und da konnte ich das fast nicht fassen, weil es jetzt in den ersten Tagen wirklich relativ viele Anträge gab. Da habe ich gar nicht mit gerechnet, weil ich dachte okay, das ist jetzt noch nicht bekannt. Wir warten immer ein paar Tage, bevor wir eine Pressemitteilung rausgeben oder mehr Infos einfach, um zu gucken, ob der Dienst läuft, aber dass er in den ersten Tagen so gut genutzt wird. Es hat mich schon sehr gefreut.
[Felix Schmitt] Ihr habt jetzt mit mehreren Diensten ja auch schon Erfahrungen gemacht. Wie wirkt sich das denn auf eine Verwaltung dann aus, wenn auf einmal der Eingang solcher Dienstleistungen von heute auf morgen, wie jetzt zum Beispiel bei den Ausnahmegenehmigungen für Umzüge oder etwas größeren Vorlauf beim Bewohnerparkausweis, wenn die auf einmal über einen anderen Kanal reinkommen. Merken die Kolleginnen und Kollegen das und was macht das mit denen?
[Bianca Dembach] Das macht viel mit denen, weil sich der Prozess ja auch ändert, ne? Also gerade beim Bewohnerparkausweis, da haben wir E-Payment angebunden, das heißt, sie können Schritte entfallen, ne? Es muss kein Gebührenbescheid mehr erstellt werden und das ist wirklich eine Umstellung, weil die auch vorher natürlich gut geschult sein müssen, damit die sich auch wohlfühlen, damit die nicht an Tag 1 mit Angst an die Fälle gehen und was ich schon merke ist, dass für die ersten Wochen immer eine große Bereitschaft, am Telefon sozusagen erforderlich ist und einfach mal zu unterstützen und bei Fragen, was passiert denn jetzt immer, wenn ich auf den Knopf drücke oder auf den.
Wir haben zwar Schulungsvideos bereitgestellt, aber ich kann das dann auch total verstehen, dass man dann den persönlichen Kontakt sucht und da merkt man einfach, dass man den Mitarbeitenden dann auch wirklich Zeit geben muss und sich Zeit für die nehmen muss.
Damit das auch wirklich funktioniert, weil da sind so ein Portal, so ein Serviceportal mit Statusanzeigen auch relativ gnadenlos. Wenn Fälle lange liegen oder von offen in Bearbeitung und hin und her springen dann wird das jetzt nach außen sichtbar. Deswegen muss das dann tatsächlich laufen und das ist den
KollegInnen mittlerweile auch klar geworden, dass es wichtig ist.
[Felix Schmitt] Und kann man auch innerhalb der Verwaltung messen, dass die zum Beispiel die die äh die Zeit zwischen Beantragung und Ausstellung, dass sich da auch was verändert hat oder seid ihr da bei dem Anschluss an die internen Prozesse noch nicht so weit, dass man da evaluieren kann, das dauert länger, das geht schneller, der Aufwand ist höher, der Aufwand ist niedriger. Habt ihr da schon Erfahrung mit machen können oder ist es jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt für?
[Bianca Dembach] Tatsächlich ist das noch nicht so ganz der richtige Zeitpunkt dafür. Wir sind jetzt in die Prozesse, in die wir rangegangen sind, an die OZG Prozesse vor allem halt immer mit dieser Digitalisierungsbrille rangegangen, was auch erstmal noch so bleiben soll, damit wir den Kopf frei haben sozusagen für das OZG auch umliegenden Blick auf die Frist. Andererseits muss man da sich aber schon für die nächsten Jahre auch strategisch aufstellen. Wie geht man auch mit Prozessmanagement um, wie möchte man damit arbeiten? Ich meine, was sich auf jeden Fall geändert hat, ist dass gerade dieses Nachfragen, ne, nach in Form meiner Informationen, Unterlagen, Nachforderungen und so. Das geht alles natürlich viel, viel schneller, als wenn man ach versucht ihn per Telefon zu kriegen oder im schlimmsten Fall, sogar noch per Brief anzuschreiben. Also da gehen die die Rückkanäle einfach viel schneller.
Als ja vorher.
[Felix Schmitt] Und vielleicht noch einmal ganz kurz grade auch beim Bewohnerparkausweis geblieben. Wie seid ihr denn da vorgegangen bei der Frage, wie intensiv ihr den neuen Kanal auch direkt in die Fachverfahren einbindet, weil im Prinzip bietet sich so ein Prozess natürlich an, den durch zu digitalisieren, dass er im Prinzip keine Kollegin, kein Kollege mehr groß was damit zu tun hat.
Auf der anderen Seite, das hat ja wahrscheinlich auch sehr viel Zeit, die dadurch ja auch in Anspruch genommen werden würde, die dann vielleicht an einer anderen Stelle dann auch fehlt. Wie seid ihr mit
mit so einem Zwiespalt umgegangen. Was ist da euer Vorgehen?
[Bianca Dembach] Also jetzt gerade beim Parkausweis, da gibt es auf jeden Fall schon Schnittstellen in Systeme, mit denen wir leider momentan noch nicht arbeiten. Also Bewohnerparkausweis ist so eine richtig wunderbar handgeklöppeltes Online-Formular.
Leider nur als PDF im Fachbereich eingeht. Was man dabei aber sagen muss, auch selbst so ein so ein einfaches PDF kann dem Fachbereich einfach schon helfen, wenn die Daten strukturiert eingehen. Also früher
ich glaube, bei Bewohnerparkausweis weiß, war’s jetzt nicht so, aber es gibt unheimlich viele Anträge, die formlos gestellt werden konnten, wo man auch immer wieder nachfragen musste, ah mir fehlen noch die Daten, mir fehlen noch die Unterlagen und dann auch immer so ein Ping-Pong-Spiel war, bis man alles zusammen hatte und da hilft einfach so ein so ein strukturierter Antrag ungemein.
Es ist beim Bewohnerparkausweis so, dass man da Schnittstellen nutzen kann und wir auch irgendwann nutzen werden, aber wie ich auch vorhin schon meinte, ne, man muss sich man muss sich ein paar Themen raussuchen und manchmal hilft auch gerade den Fachämtern dieses schrittweise Vorgehen erstmal. Lass mal an so ein Portal gewöhnen erstmal. Für manche ist ein Online-Formular schon Digitalisierung pur.
Da werden manche Leute schon nervös und klar man kann die auch von heute auf morgen komplett umsetzen, das wäre auch manchmal mein Wunsch, dass man die ins kalte Wasser wirft. Kann aber auch in manchen Bereichen nach hinten losgehen und deswegen auch weil uns manchen Bereichen wirklich auch Kapazitäten fehlen, müssen wir auch dann einfach mal einen Schritt zurück machen, aber Hauptsache, wir haben schon mal was angeboten und was wir machen, ist auch, dass wir immer alles sauber dokumentieren, was haben wir gemacht, warum haben wir uns so entschieden, wie wir’s jetzt für die Umsetzung getan haben und was sind die To-dos für die nächste Runde?
Und das ist dann halt auch wirklich dann die Liste fürs nächste Mal, also Bewohnerparkausweis steht tatsächlich jetzt aktuell auch bei mir auf der Evaluationsliste, wo ich auch weiß, okay, jetzt müssen wir aber wirklich an die Schnittstelle ran und daran arbeiten.
[Felix Schmitt] Also ihr habt ja wahrscheinlich eine ganze Reihe an Workflows, da drüber ja neu entwickeln können und ich verrate hier, glaube ich, nicht zu viel, wenn man sagt, dass Bonn bei der Umsetzung des OZGs bundesweit ja eine ziemliche Vorreiterrolle spielt. Das das heißt, für mich jetzt erst einmal, da müssten ja wahrscheinlich eine ganze Menge Workflows und Prozesse bei euch rumliegen von denen ja wahrscheinlich andere Kommunen auch profitieren könnten. Bleiben die dann trotzdem bei euch irgendwo im Keller liegen oder gibt es dann andere, die hinkommen und dann entweder virtuell oder real mit copy paste, die irgendwo rumlaufen und sich solche Prozesse dann auch zur Nachnutzung auch selber verfügbar stellen.
[Bianca Dembach] Also jetzt bei Prozessen geht’s zum Beispiel in Picture, die wir modellieren. Die haben wir mittlerweile also die haben wir bis jetzt noch nicht zur Verfügung gestellt. Das wird irgendwann ein Thema sein bei uns. Aber wir stellen die Form Solutions Formulare zur Verfügung.
Also wenn da Anfragen kommen, dann versuchen wir da auch möglichst schnell Rückmeldungen zu geben. Man kann bei Form Solutions immer die Jason Dateien teilen und das wurde auch ganz rege genutzt und genauso fragen wir natürlich auch bei anderen Städten mal an: „Können wir eure Formulare nachnutzen?“ und das ist eigentlich auch immer unkompliziert möglich. Nur bei Picture sind wir noch nicht so fit, dass ich dass ich mich wohlfühlen würde, das sozusagen nach außen zu geben. Da lernen wir noch viel.
[Felix Schmitt] Das heißt aber das ist auch so ein so eine Art kleiner, ich will jetzt nicht sagen Fitstore, aber ein kleiner Bonn-store, wo man wo man zumindest mal schauen kann, was machen andere? Manchmal habe ich so das Gefühl, das ist ja oftmals genau das Angebot, was vielen Kommunen hier einfach fehlt. Was natürlich auch schwer abzubilden ist, aber in der Tat ähm ich verstehe, wenn da anderer fragen, habt ihr zufällig irgendwas, weil das erschlägt andere Kommunen ja natürlich auch.
[Bianca Dembach] Ja man braucht viele Kapazitäten, muss man sagen. Also wir haben schon seit 2017 Formulare gebaut, manche halt mit elektronischer Einreichung, manche mit der ID-Authentifizierung, das hat mir auch grad während Corona mal sehr genutzt und hatten da in ein paar Wochen 50 Formulare neu gebaut. Das hatte sich dann halt auch gelohnt und wir hatten dadurch einfach auch einen Wahnsinnsschatz an Formularen, auf die wir jetzt zurückgreifen können. Um die zum Beispiel in so ein Serviceportal einzubauen. Klar, manchmal muss man sie noch anpassen, aber das ist dann halt nicht mehr so viel Arbeit wie so eine komplette Neukonzipierung.
[Felix Schmitt] Jetzt haben wir hier gerade viel über die letzten Monate und Jahre gesprochen. Jetzt sind wir gerade im Mai 2022, als wir das hier aufnehmen. Wo steht ihr denn heute? Was ist denn so der Status quo bei der Umsetzung des OZGs?
[Bianca Dembach] Also ich denke, wir sind einen großen Schritt weiter. Zum einen haben wir die ersten KollegInnen in die digitale Welt begleiten können sozusagen. Wir haben ein paar Projekte, die wir als Leuchttürme gelten auch wenn wir jetzt noch nicht überall medienbruchfrei unterwegs sind, merkt man aber dass sich halt gerade auch die Verwaltung komplett umkrempelt und auch auf einmal dieser Bedarf da ist. Also
Digitalisierung ist erwünscht und kein Nerd-Thema mehr. Und das ist ein schönes Gefühl. Andererseits haben wir uns auch jetzt einfach unser Vorgehen definiert. Wir wissen jetzt, wie wir so Digitalisierungsprojekte angehen. Wir haben da jetzt ein Gefühl dafür bekommen, das funktioniert in unserer Organisation und mache noch die Mitarbeiter zufrieden. Also wir hatten neulich auch tatsächlich eine Kollegin die hat gesagt, ach, das macht ja auch richtig Spaß mit ihnen.
Das ist das größte Lob, was man bekommen kann, wenn man grade Leuten komplett im Prozess umkrempelt.
klar wie ich vorhin schon gesagt habe OZG konform sind wir noch nicht, aber wir haben so viel gelernt, dass ich mir keine Gedanken machen, dass wir auf jeden Fall auf einem guten Weg sind.
[Felix Schmitt] Hast du denn eine neue Zahl wo du denkst, na da könnten wir vielleicht Ende des Jahres mal landen oder?
Also Politiker, Politikerinnen würde die niemals in den Mund nehmen, aber –
[Bianca Dembach] 140 oder 139 oder 140 über die wir eben schon gesprochen haben.
Die war schon relativ gut gesetzt muss also aber ich weiß nicht also vielleicht 120 ich weiß es nicht ich tue mir total schwer damit, ich möcht’s gar nicht mutmaßen also es wird sich in diesem Rahmen bewegen, es wird über 100 sein, wobei die dann aber auch nicht alle komplett im Serviceportal integriert sind, aber dass wir dir zumindest auf der Bonn.de haben, also in Reifgrad Stufe drei. Ja. Nach dem alten Modell muss man ja sagen
[Felix Schmitt] Genau. Das müssen wir jetzt nicht noch auflösen. Wer den Unterschied zwischen dem alten Reifegradmodell und dem neuen Reifegradmodell nicht kennt der darf’s auch googeln, das ist glaube ich kein Problem an der Stelle.
Ich würde aber gerne auch nochmal ein bisschen in die Zukunft schauen, denn auf der einen Seite, ich glaube jedem ist inzwischen klar, also wenn Bonn es nicht schafft bis Ende des Jahres dann werden andere wahrscheinlich noch größere Probleme auch in der Umsetzung haben. Das haben ja inzwischen Bund und Länder auch anerkannt und ja auch bestätigt und zugegeben. Sie haben ja auch über die Gesetzgebung 2017 ja auch ordentlich dazu beigetragen, dass das OZG in der Form wahrscheinlich ja nie ein echter Erfolg auch oder zumindest in real auch umgesetzt werden konnte. Auch das wurde ja inzwischen oft oder breit auch anerkannt. Jetzt gibt’s ja so die ersten Hinweise, wie so ein Folgegesetz zum OZG aussehen könnte.
Habt ihr euch das auch schon angeguckt, was dort angekündigt wurde und welche Auswirkungen das auch auf euch hat.
[Bianca Dembach] Ja haben wir uns natürlich angeschaut, weil das schon so in die Richtung geht, wie ich mir das eigentlich immer gewünscht hätte. Also viel mehr mit Schnittstellen, mit Back-End-Digitalisierung zu arbeiten, das ist eh schon immer so unser Ziel gewesen. Uns fehlen da aber halt einfach die Infrastruktur und die Technik an ganz vielen Stellen und das muss halt zum Teil auch erstmal entwickelt werden und dafür muss man Zeit haben, Geld haben und da habe ich auf jeden Fall die Hoffnung, dass wenn das natürlich in so einem Gesetz sind, wo steht, dass wir da die Chancen haben, da auch in die Finanzierung gehen zu können, wobei ich mir dann natürlich meine kleinen Eigenentwicklungen hier dann nicht mehr so viel Hoffnung mache, aber eigentlich ist es auch viel schöner, wenn die Sachen wirklich zentral laufen und in allen Städten und allen Gemeinden gleich aussehen.
Es muss ja nicht jeder für sich das Rad neu erfinden.
Es wird trotzdem noch genug Dienstleistungen geben, wo man selber dran knobeln kann, weil’s Bonn spezifische Dienstleistungen sind, aber alles, was jetzt in diese Vernetzung der Systeme geht, Registermodernisierung und Austausch von Daten, das ist schon das, was uns sehr glücklich machen würde, wenn es, wenn das wirklich so kommt.
[Felix Schmitt] Wir sind jetzt natürlich beim Folgegesetz OZG, also du hast Registermodernisierung ja gerade angesprochen ich habe jetzt nicht mitbekommen, dass dieser Prozess beschleunigt
würde, sondern er wird einfach wichtiger.
Was auch immer das dann bedeuten wird, aber wahrscheinlich wird er ja trotzdem nicht vor 2026 so grob die Ecke abgeschlossen sein, heißt es, dass dann bis dahin das OZG lahm liegt?
Oder macht ihr dann noch irgendwas in der Zwischenzeit? Baust du Überstunden ab?
[Bianca Dembach] Nee, ich denke, da also ich denke, dass es da trotzdem noch genug zu tun gibt, wie ich eben schon gesagt habe, es gibt ja auch immer Bonn-spezifische Leistungen, die man umsetzen kann. Und ich meine, ich bin noch jung, ich werde auf jeden Fall bis über 2026 noch dabei sein.
Ich denke, dass wir in der Zwischenzeit auch unsere Dienstleistungen, die wir schon haben, auch immer weiterentwickeln werden und
Ich meine, wie jetzt, selbst wenn die Eva-Leistung für einen sozusagen entwickelt werden. Man muss sich trotzdem die Prozesse drum rum anschauen. Also selbst wenn jetzt das nur sehr, sehr tröpfchenweise kommen würde. Man sagt, alle halbe Jahr kommt ein neuer Eva-Dienst oder so. Man muss sich aber trotzdem mit den Sachen beschäftigen. Man muss sich trotzdem man muss auch seine Systeme noch mal hinterfragen. Man muss die Prozesse aufnehmen, wie sie jetzt sind, wie sie sein werden und man muss Mitarbeitende begleiten dabei, dass jetzt auf einmal Anträge aus Systemen oder aus Formularen kommt, die man nicht mehr ändern kann. Ne, die so fix sind. Auch das ist so Umstellung des Mindsets, ne, sonst war das früher immer so, wünsch dir was wir verändern die Formulare, bis ihr glücklich seid. Das geht dann jetzt halt nicht mehr.
Und das ist dann auch was, aber wo man wo man da auch im Rahmen des Change Managements ganz vorsichtig mit umgehen muss, damit das auch noch eine Akzeptanz findet. Ich glaube, da werden wir trotzdem gut beschäftigt sein Denke ich.
[Felix Schmitt] Das kann ich mir auch gut vorstellen.
Ein Thema würde ich gerne noch ganz kurz auch ansprechen. Das hattest du gerade so ein bisschen angetextet. Da ging’s doch mal um die Schnittstellen, vor allem auch in die Fachverfahren hinein.
Ich vermute mal, ihr habt ja wahrscheinlich auch mehr als drei Anbieter von Fachverfahren, mit denen ihr in der in der Stadt arbeitet. Ich habe bisher oft die Erfahrung gemacht und auch ganz viel Feedback dahingehend bekommen, dass die Fachverfahrenshersteller bisher eher sehr zurückhaltend damit sind Schnittstellen in die eigenen Fachverfahren auch einzubauen beziehungsweise bereitzustellen, um hier medienbruchfreie Verfahren überhaupt erst zu ermöglichen und das OZG-Folgegesetz schreibt zwar von Standardisierung, auch von Schnittstellen, aber das, was ich jetzt zumindest bisher kenne geht jetzt noch nicht auf die Ebene konkret ein, die beispielsweise auch die Fachverfahrenshersteller betrifft. Das ist das ist der eine Punkt, wo mich vielleicht auch so ein bisschen, also jetzt auch ganz ernsthaft auch so deine Meinung auch zu interessiert. Und der zweite Punkt ist, ich bekomme von ganz vielen Verwaltungen, grade auch in kleineren Verwaltungen auch mit, die arbeiten ja oftmals mit Fachverfahren die irgendwann mal irgendjemand selber gebaut hat.
Was macht man eigentlich mit denen? Wenn die dann auch standardisiert werden, wie geht das dann, wenn Excel standardisiert werden muss?
[Bianca Dembach] Zu deiner ersten Frage, also klar, ich denke mir nämlich auch, wie kann so ein Gesetz dann aussehen, dass die Fachverfahrenshersteller zwingend Schnittstellen bereitzustellen, ist das überhaupt möglich? Wie geht man vielleicht mit den kleineren Häusern um, die das vielleicht auch gar nicht stemmen können? Die sind dann vom Markt ausgeschlossen. Also ich bin da jetzt so wenn’s um solche Themen geht, bin ich juristisch nicht gut auch aufgestellt, aber ich frage mich schon wie das dann am Ende funktionieren soll. Was ist auch beim Registermodernisierungsgesetz? Da müssen genauso die Fachverfahrenshersteller mitspielen.
Wie funktioniert das, wenn das nicht passiert? Gibt es da irgendwie eine Lösung B, gibt es da einen Plan B, wo wie geht man das an? Gibt es da Systeme, die da nochmal so als Zwischenlösung dienen oder kann man da, ich meine, wir haben XV-Standards, das auf jeden Fall. Aber wie kann man die Fachämter, die Fachverfahrenshersteller dazu verpflichten, die dann auch wirklich einzusetzen. Das ist halt auch das, was ich mich immer wieder frage, jetzt bei den Eigenentwicklungen, klar so was haben wir natürlich auch. Es gibt auch Themen, die sind so klein, da muss man sich auch keine Hoffnung machen, dass es jemals Fachverfahren dafür entwickelt wird, ne. Also es gibt wirklich so Nischenbereiche, das lohnt sich dann in so einer großen Stadt wie Bonn sich damit sich eine eigene Entwicklung zu überlegen aber dass ich da einen Dienstleister wirklich mit auseinandersetze. Das ist eher unwahrscheinlich und da muss man dann doch irgendwie einen kleinen Workaround bauen, wie das funktionieren soll, das da bin ich auch sehr gespannt auf jeden Fall.
[Felix Schmitt] Ja vielen Dank. Dann zum Abschluss habe ich noch eine Frage, die so ein bisschen in die Zukunft jetzt auch blickt. Es gibt ja auch im Folgegesetz zum OZG so eine Reihe von Themen, die zwar immer wieder diskutiert werden, aber die jetzt zumindest aktuell in der Ankündigung nicht drin sind.
Will da vielleicht ganz kurz zum Beispiel Dänemark oder Estland, was ja so ein bisschen die Vorreiter im E-Government in Deutschland ja auch sind auch mal kurz nennen, denn die haben ja zum Beispiel eine Sache, bei denen gibt’s nicht sechzehn beziehungsweise siebzehn Portale zum Beispiel oder auch Basisdienste, also aus Sicht der Bürgerin ganz viele unterschiedliche Zugänge zu den Leistungen, sondern gibt’s einen
Und wir hatten ja im Vorfeld ich glaube auf allen Ebenen diskutiert macht es Sinn zum Beispiel die die Länderportale dauerhaft auch zu betreiben und erste Konsolidierungsbewegungen gibt’s ja, Hessen wird kein eigenes betreiben, das Saarland wird kein eigenes betreiben, die werden auf das Serviceportal des Bundes umsteigen. Was ist da deine Prognose? Hast du da eine also, du hast bestimmt irgendwie also vom Gefühl her tendierst du vielleicht zu einem, aber was ist so deine Prognose? Wie sieht aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger, dass das E-Government in fünf Jahren in Deutschland aus?
Wie wirkt das auf die Bürgerinnen und Bürger und wie kommen sie an ihre Leistungen?
[Bianca Dembach] Also ich glaube, was da ganz wichtig ist, ist, dass es möglichst wenig Systeme gibt, also dass man da wirklich von den Länderportalen weggeht, um das den Bürgerinnen einfacher zu machen. Ich bin eigentlich ein Riesenfan von der Idee so eines Bundesportals auf jeden Fall, wobei ich jetzt mittlerweile auch jetzt wenn ich mich selber mit Leistungen beschäftige oder auch wenn ich mit Freunden spreche, man sucht seine Leistung immer noch bei der Stadt vor Ort und deswegen sind wir auch so dahinter, ein eigenes gutes Serviceportal anzubieten, aber das ist natürlich auch so ein Mindset Wandel, ne, also wenn es ein super Bundesportal gibt, wo alle Leistungen vorhanden sind und alle Basisdienste angebunden sind, man damit gut arbeiten kann und wenn man das dann clever bewirbt, ähm auf allen Ebenen, für alle Zielgruppen.
Kann ich mir auch vorstellen, dass ich das irgendwann ändert und dann gucke ich gar nicht mehr bei der Stadt Bonn, sondern gehe dann halt auf www.Bund.de.
Aber soweit nehme ich jetzt mal an, sind wir noch nicht. Deswegen müssen wir uns als Kommunen natürlich auch so aufstellen, dass wir auch unsere Leistungen so zur Verfügung stellen, dass sie gut auffindbar sind für die Bürgerinnen und auch, dass unsere Prozesse, die halt wirklich noch Ja manchmal ein bisschen komplexer sind, auch wirklich sauber darstellen können und ja, solange das Thema noch nicht medienbruchfrei untereinander angebunden sind, hat man halt auch einfach noch mal Ja Probleme, wo Sachen ausdrucken und alles und ich denke einfach wenn wir da effizient unterwegs sind und saubere Wege haben, dann merkt der Bürger das auch.
Wenn er dann einmal zum Beispiel sei es jetzt ein Bundesportal, eine gute User-Experience hatte, dann kommt er da auch immer wieder gerne zurück.
[Felix Schmitt] Das war jetzt ja fast schon ein Wort zum Sonntag als Schlusswort, da habe ich jetzt gar nichts mehr hinzuzufügen. Liebe Bianca, vielen Dank für das Gespräch. Ich glaube, also ich habe sehr viel mitgenommen. Ich bin mir sicher, andere auch und bin sehr gespannt, wie das dann am ersten am 31.12. bei euch aussieht. Aber auch darüber hinaus. Vielen Dank.
Dankeschön. So, das war’s für heute. Ich hoffe, du bist auch bei der nächsten Folge wieder mit dabei. Dein Felix Schmitt.