Für das 8. CONSUL – MeetUp hatte Michaela Schraetz vom Amt für Bürgerbeteiligung in Bamberg ein Beteiligungsprojekt im Gepäck. Die Beteiligung zur Unteren Brücke auf bamberg-gestalten.de wird noch immer in der Stadt rege diskutiert. 

Die Untere Brücke ist ein beliebter Treffpunkt in Bamberg. Die zwischenzeitliche Schließung der Gastronomie, Clubs, Kneipen etc. aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, führte aber dazu, dass immer öfter die Brücke selbst ein Partyort wurde in den Coronajahren 2020/21. Während der Abend- und Nachtstunden kam es zu Ruhestörungen, Schlägereien und dementsprechend auch Polizeieinsätzen. Anfang 2022 beschloss der Stadtrat, auf der Unteren Brücke eine Freischankfläche einzurichten, um die unorganisierten Parties einzudämmen.

Um herauszufinden, wie die Einrichtung der Freischankfläche ankam und ob sich etwas geändert hatte bezüglich Lärmbelastung, Ruhestörungen und Verschmutzungen, wurde im Oktober das Beteiligungsprojekt „Untere Brücke“ über CONSUL online gestellt.  

Michaela Schraetz und ihr Team entwickelten einen Fragebogen mit 13 Fragen, der sowohl online als auch offline zum Einsatz kam. Um sicherzugehen, dass sich nur Bewohner*innen der Stadt und aus dem Kreis Bamberg beteiligt, griff man auf die Verifizierung über die MESO-Datenbank (Software für Meldebehörden) zurück. Die Verifizierung der Angemeldeten war von Anfang an in Bamberg integriert.

Der analoge Fragebogen wurde an Anwohner*innen im Umkreis der Brücke verteilt, aber auch an Bamberger Bürgervereine und verschiedene Initiativen, die im betreffenden Gebiet aktiv sind. Im Bamberger Bürgerlabor konnten Bürger*innen vor Ort die Fragebögen ausfüllen. Auf bamberg-gestalten.de wurde der Fragebogen digital umgesetzt, mit Mehrfachantworten, einfacher Antwortmöglichkeit und offenen Antworten zum selbst ausfüllen.

Insgesamt beteiligten sich 1032 Personen, wobei der Großteil online (über 800 Personen) teilnahm. Über 1000 Anmeldungen konnte die Plattform im Zuge des Projekts verzeichnen. Mittlerweile sind rund 2500 Personen auf bamberg-gestalten.de angemeldet.

Was kam nun bei der Befragung raus? Interessant war für Michaela Schraetz und ihr Team eine sehr genaue Auswertung der Umfrage. Der Stadt Bamberg haben wir alle zu verdanken, dass es nun möglich ist, Kreuzauswertungen auf CONSUL vorzunehmen. Diese Weiterentwicklung ermöglicht, dass man nachvollziehen kann, wie Nutzer*innen, die für Antwortoption A gestimmt haben, in den nachfolgenden Fragen geantwortet haben. Über diese vertiefte Auswertungen konnte man sehen, dass Anwohner*innen der Brücke sich für eine Fortführung des Schankbetriebs auf der Brücke ausgesprochen haben, aber auch, dass Nutzer*innen, die sagten, dass die Situation sich verbessert habe, gegen eine Fortführung des Ausschanks waren.

Die Mehrheit war sich einig, dass die Freischankfläche die Situation im Vergleich zu den Jahren 20/21 verbessert hatte, aber 70% aller Teilnehmer*innen auch, dass sie kein Interesse an einer Fortführung der Freischankfläche haben. Die Ergebnisse der Umfrage wurden dem Stadtrat für eine Sitzung zur Zukunft der Unteren Brücke zur Verfügung gestellt, ebenso hatten verschiedene Ämter der Stadt Gutachten zur Situation auf der Brücke formuliert. Auch die Verwaltung kam zu dem Schluss, dass der Freischankbetrieb nicht mehr stattfinden solle. 

Daraufhin beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, eine öffentliche Ausschreibung für einen dauerhaften Schankbetrieb zu machen. Wie bitte? Ja, richtig gelesen.

Die Bürger*innen fühlten sich übergangen und hinterfragten den Nutzen von bamberg-gestalten.de. Die Abstimmung wurde im Internet entsprechend kommentiert. Schraetz und ihr Team konnten bisher aber keine Auswirkung auf die grundsätzliche Bereitschaft zur Beteiligung in Bamberg feststellen, nachdem im Fall der Unteren Brücke ein deutliches Votum ignoriert wurde.

Die Ausschreibung verlief im Sande, es bewarb sich niemand für den Schankbetrieb. Nun soll ein kommunaler Sicherheitsdienst eingerichtet werden, der die Geschehnisse auf der Unteren Brücke kontrolliert.

Das Beteiligungsprojekt „Untere Brücke“ zeigt zwei Dinge:

  1. Emotionale Projekte bringen die Menschen auf die Plattform.
  2. Verwaltungen/Stadträte müssen sich Gedanken darüber machen, wie man mit Umfragen, Abstimmungen und Vorschlägen auf CONSUL umgeht und in welchem Maße sie Einfluss haben.
 

Die Stadt Bamberg und ihre Stadträte haben hier einige Hausaufgaben mitbekommen, währenddessen planen Michaela Schraetz und ihr Team die nächsten Projekte. Wir wünschen viel Erfolg! Und hoffen auf weitere Memes aus Bamberg, gerne auch mit positiven Erzählungen über bamberg-gestalten.de. 😉

Tickets zum CONSUL-Meetup gibt es hier. Fragen? Kommentare und Anregungen? Schreibt uns!