Smart City im Landkreis gestalten - Erfahrungsbericht aus Mayen-Koblenz
Im Förderprogramm der Modellprojekte Smart Citys haben viele Groß- und auch ein paar Kleinstädte bereits Smart-City-Strategien vorgelegt und sind auch schon in der Umsetzung. Dass auch Landkreise hier teilnehmen können, liegt bei der Begrifflichkeit nicht so direkt auf der Hand. Dabei sollte doch eigentlich klar sein, dass die digitale Weiterentwicklung keine Frage von Stadt oder Land ist, sondern von gleichen Lebensverhältnissen und der Anpassung an unterschiedliche Rahmenbedingungen. Einige Landkreise sind dies auch angegangen. Mayen-Koblenz, ganz in der Nähe meiner Heimat gelegen, ist einer dieser Landkreise. Ende Juni 2023 haben sie nach zwei Jahren Entwicklungszeit ihre Smart-City-Strategie vorgestellt. Sie entstand unter breiter Beteiligung vieler Stakeholder zahlreicher Kommunen und der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Wie der Landkreis vorgegangen ist, wie sie diese vielen Gruppen und Menschen unter einen Hut bekamen und welche Ziele sie heute verfolgen, das hat mir Sonja Gröntgen erzählt. Sie ist seit 2021 CDO des Landkreises und Leiterin der Stabsstelle Smart Citys. Ich freue mich sehr, dass sie in dieser Folge bei mir zu Gast ist.
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Start Smart: Wissenstransfer und Vernetzung für Kommunen – Smart City Dialog (smart-city-dialog.de)
Digitalisierungsstrategie (und Digitale Agenda) des Landkreises Mayen-Koblenz: Strategieabgabe – Ein weiterer Meilenstein ist erreicht! | MYK10
Transkript
[Felix Schmitt] Kann auch ein Landkreis eine Smart City werden? Viel zu oft Schrecken Kreisverwaltung noch davor zurück, sie fühlen sich nicht wirklich angesprochen. Dabei sollten wir den Begriff besser aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger begreifen, also von den potenziellen NutzerInnen her Da hat ein Landkreis aus meiner Rheinland-pfälzischen Heimat gerade einen wichtigen Meilenstein erreicht, um den es heute gehen wird. Kommunale Digitalisierung, der Podcast mit Felix Schmitt. Herzlich willkommen zur Folge 42 meines Podcasts zur kommunalen Digitalisierung. Mein Name ist Felix Schmitt. Ich bin dein Moderator und Begleiter auf dem Weg in die kommunale Digitalisierung. Im Förderprogramm der Modellprojekte Smart Citys haben viele Groß- und auch ein paar Kleinstädte bereits Smart-City-Strategien vorgelegt und sind auch schon in der Umsetzung, Dass auch Landkreise hier teilnehmen können, liegt bei der Begrifflichkeit nicht so direkt auf der Hand. Dabei sollte doch eigentlich klar sein, dass die digitale Weiterentwicklung keine Frage von Stadt oder Land ist, sondern von gleichen Lebensverhältnissen und der Anpassung an unterschiedliche Rahmenbedingungen. Einige Landkreise sind dies auch angegangen. Mayen-Koblenz, ganz in der Nähe meiner Heimat gelegen, ist einer dieser Landkreise. Ende Juni 2023 haben sie nach zwei Jahren Entwicklungszeit ihre Smartcity-Strategie vorgestellt, Sie entstand unter breiter Beteiligung vieler Stakeholder zahlreicher Kommunen und der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Wie der Landkreis vorgegangen ist, wie sie diese vielen Gruppen und Menschen unter einen Hut bekamen und welche Ziele sie heute verfolgen, das hat mir Sonja Gröntgen erzählt. Sie ist seit 2021 CDO des Landkreises und Leiterin der Stabsstelle Smart Cities. Ich freue mich sehr, dass sie heute bei mir zu Gast ist. Hallo Sonja, ich grüße dich.
[Sonja Gröntgen] Hallo Felix.
[Felix Schmitt] Sonja, der Landkreis Mayen-Koblenz ist keine Stadt, sondern ein Landkreis. Ist ja im Namen auch schon so hinterlegt. Da fühlt man sich doch eigentlich beim Modellprojekt Smart City gar nicht so richtig angesprochen. Wie kam’s denn dazu, Dass ihr jetzt trotzdem mit dabei seid.
[Sonja Gröntgen] Ja, der Anstoß dazu kam 2019 bei uns hier auf durch den sogenannten Zukunftsausschuss, wo allen voran die Wirtschaftsförderung hier im Landkreis Mayen-Koblenz gesagt hat wir müssen hier was machen, um nicht nur heute, sondern auch in Zukunft, ja fest im Sattel zu sitzen, fit für die Zukunft zu sein und zu bleiben und vor dem Hintergrund ist dort dann die Idee aufgekommen, sich auf dieses Modellprojekt zu bewerben. Wir haben das tatsächlich nicht alleine gemacht, sondern haben uns externe Unterstützung geholt und, haben es dann geschafft Modellprojekt Smart City zu werden. An der Stelle muss ich aber vielleicht dann von vornherein dazusagen. Wir nennen uns nicht Smart City, sondern arbeiten unter den Titel Smarte Regionen MYK10 mit zehn. Weil man auch einfach merkt, dass die Menschen in der Region sich mit einer Smart City nicht identifizieren können, Wir sind keine City, wir sind ein Landkreis, eine Region noch dazu vielerorts ein ländlicher, Und da ist das einfach unpassend, wenn wir als Smart City agieren würden.
[Felix Schmitt] Kannst du vielleicht grade am Anfang einmal ganz kurz euren Landkreis ein bisschen vorstellen, damit sich die Hörerinnen, Hörer ein bisschen was drunter vorstellen können. Also du hast schon so ein bisschen gesagt, ihr seid eher ländlich ähm geprägt, aber ja auch so rund um Koblenz. Ähm wie viele Städte, wie viele Einwohner habt ihr denn bei euch?
[Sonja Gröntgen] Genau, wir sind insgesamt ein Landkreis mit zehn Verbandsgemeinden und Städten drei Städte, um genau zu sein, die Städte Bendorf, Andernach und ähm Mayen. Dann eben noch die sieben Verbandsgemeinden. Das Besondere hier im Landkreis Mayen-Koblenz ist, wir direkt um die Stadt Koblenz herum liegen, und vor dem Hintergrund an der Rheinschiene, also grade die Verbandsgemeinden ,Weißenthurm, die Stadt Andernach, auch industriell, sehr, sehr gut aufgestellt, ausgebaut sind, ähm auch sehr profitieren natürlich noch von der Nähe zu der Stadt Koblenz. Wenn du aber weitergehst, raus in den Landkreis, ins Maifeld, in die Vordereifel, da sind die Grundvoraussetzungen doch oftmals anders, was die industrielle, ähm Erschließung des Raumes angeht, was teilweise die Verbindungen angeht und vor dem Hintergrund sind wir doch ein recht heterogener Landkreis mit insgesamt 215.000 Einwohnern der stärkste in Rheinland-Pfalz, was die Einwohnerzahl angeht, aber mit ungefähr 800 Hektarn Fläche doch auch, recht groß. Aber zugleich muss ich sagen, ich bin hierher gezogen, auch für meine Stelle, sehr, sehr lebenswerte Region an Rhein, Mosel, in der Eifel gelegen, also es lohnt sich.
[Felix Schmitt] Da direkt auch eine Anschlussfrage. Du hast jetzt schon so ein bisschen beschrieben, ihr seid sehr sehr ländlich. Ähm sehr sehr unterschiedlich auch geprägt. Ähm als, Der Landkreis beschlossen hat, so wir wollen uns jetzt auf dieses ähm Förderprogramm bewerben. Wir wollen dort auch einen Schwerpunkt auch setzen in dieser Entwicklung. Ähm was waren denn die die Herausforderungen, vor denen der Landkreis stand, als diese Entscheidung getroffen wurde, also was verspricht man sich auch davon?
[Sonja Gröntgen] Ich glaube, die Herausforderungen sind genau die gleichen, denen im Prinzip alle ländliche Räume hier in Deutschland, in der Region vor allem, entgegenstehen, also es fängt an bei dem Thema demographischer Wandel, das heißt das Thema Mobilität, Aussterben der Ortskerne, Ärzteversorgung grundsätzlich die Sicherung der Daseinsvorsorge heute aber auch in Zukunft. Das Thema Fachkräftemangel, digitale Transformation von Verwaltung, Wirtschaft, die Klimafolgenanpassung, all das waren damals schon Themen. Aber man muss sagen, das war vor Corona und Corona hat da natürlich dazu geführt, dass die Probleme, die damals schon sichtbar waren, nochmal, sehr, sehr, Stark bestätigt und in den Vordergrund gespielt worden. Also vor dem Hintergrund war dieser Riecher damals, dass das ein Thema ist, mit dem man sich auseinandersetzen sollte, genau der Richtige.
[Felix Schmitt] Jetzt habt ihr grade, wir nehmen die Sendung jetzt Anfang Juli auf, ähm vor grade mal ein ähm euren Strategieentwurf ähm fertiggestellt und beim Fördergeber eingereicht. Ähm kannst du ein bisschen beschreiben ähm, wie diese Strategie jetzt auf diese Herausforderung auch reagiert? Was sind da so die strategischen Ziele, die ihr mit dieser Strategie jetzt auch verfolgt?
[Sonja Gröntgen] Wir konzentrieren uns in der Strategie auf insgesamt drei Zielbilder. Die wir so aufgebaut haben, dass sie im Prinzip alle Lebensbereiche in einer smarten Region abbilden. Das, Bedeutet konkret, dass die Zielbilder jeweils verschiedene Lösungen, also jeweils verschiedene Handlungsfelder, beinhalten und um das Ganze vielleicht mal etwas zu illustrieren, das erste Zielbild, mit dem wir uns auseinandersetzen, ist das Zielbild MYK verändert sich, dass wir einfach beobachten. Die Welt verändert sich und wir uns als Region mit. Wir können jetzt entweder darauf warten, dass die Welt sich ändert und darauf reagieren oder aber proaktiv den Wandel angehen und in diesem Lösungsfeld, beschäftigen wir uns vor allem mit den härteren Standortfaktoren. Das heißt, hier geht es darum, die Versorgungssituation aufrecht zu erhalten. Das heißt, mit intelligenten Lieferketten Paketstationen, smarten Ortskernen, die mit Themen wie äh Vereinsamung, Aussterben der Ortskerne umgehen können, aber auch mit dem Thema der regionalen Datenverwendung. Virtuelle Gesundheitsquelle, also das Thema e-Health und äh Gesundheitsversorgung, Menschzentrierte Verwaltung, aber auch die bessere Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung in der gesamten Region in den Fokus nehmen. Das ist das Zielbild Nummer eins. Zielbild Nummer zwei beschäftigt sich mit dem Themenfeld Mobilität und Infrastruktur, in MYK gut von A nach B kommen, heißt das Zielbild und ja, Bei uns im Landkreis kommen nicht nur Menschen und Güter gut von A nach B, sondern auch Daten, Informationen, dementsprechend gehört auch der Aufbau einer Datenplattform hier mit zu diesem Zielbild. Und last but not least das dritte Zielbild beschäftigt sich dann eher mit den weichen, Faktoren des Zusammenlebens hier im Landkreis, denn letztlich, selbst wenn die Grundvoraussetzungen die infrastrukturellen Voraussetzungen Stimmen. Wir wohnen hier, weil wir uns hier wohlfühlen, weil wir hier Menschen haben, weil wir uns, hier beheimatet fühlen und vor dem Hintergrund sind hier besonders die Themen digital souveräne Bürger, also eine Bürgerschaft, die auch überhaupt in der Lage ist, mit neuen Kanälen, mit neuen Medien, mit neuen Technologien umzugehen heranzu- Ja entwickeln, dann haben wir das Themenfeld MYK in der Tasche, also das Informationen einfach gut auffindbar und aufrufbar sind, Das Thema smarte Freizeit, das heißt, dass wir, Auch die Erlebnisvielfalt im Landkreis zeitgemäß gestalten und an der Stelle auch Gemeinschaft, Ehrenamt, Zusammenleben, so unterstützen, dass es modern und zeitgemäß gelebt werden kann.
[Felix Schmitt] Du hast jetzt schon eine ganze Reihe an an Zielen, aber so ein bisschen auch so die Handlungsfelder beschrieben. Frage Die sich mir dann auch direkt stellt. Wie baut ihr denn an der Umsetzung in in so einem äh in in so einem Umfeld wie in einem Landkreis, weil dort gibt es ja mit den Verbandsgemeinden, die du ähm aufgezählt hast und auch mit den mit den Städten ja nochmal eine Ebene drunter die ja oft auch ganz relevant sind für dafür, dass bestimmte Ziele auch überhaupt erreichbar sind. Ähm kooperiert ihr da miteinander oder ist das jetzt wirklich eine Strategie, die für den Landkreis selber ähm angelegt ist und die auch nur vom Landkreis ähm dann auch umgesetzt werden soll.
[Sonja Gröntgen] Nee, es ist tatsächlich ein Gemeinschaftsprojekt. Also das macht es nicht einfacher an der Stelle, weil wir natürlich immer sehr, sehr viel kommunizieren müssen. Die Netzwerkarbeit mit unseren Verbandsgemeinden und Städten auch extrem wichtig ist an der Stelle. Wir haben den gesamten Landkreis sowohl die Bevölkerung als auch alle Verwaltungen der zehn Verbandsgemeinden und Städte, in dem Strategieprozess von vornherein mitgenommen und eng eingebunden und ja so hoffen wir, dass das, was wir hier gemeinsam mit unseren Kreisgremien entwickelt und beschlossen haben, Gültigkeit für die gesamte Region entfalten kann und mein Eindruck ist schon, soweit auch alle hinterstehen können. Eben weil wir partizipativ vorgegangen sind,
[Felix Schmitt] Ich stelle mir vor, das ist in der Tat wahrscheinlich so eine eine riesige Herausforderung, die in anderen Konstruktionen nennen wir jetzt mal das Beispiel, eine smarte Stadt, also wo es wirklich nur eine Stadtgesellschaft ist Ähm das ist ja schon aufwendig. Ähm wenn ihr jetzt aber so viele Stakeholder noch ähm noch hintendran habt, die ja auch natürlich alle politisch mitreden müssen. Ähm das ist auch uns ja auch richtig so, die auch eigene, unterschiedliche Erwartungshorizonte vielleicht haben. Wie habt ihr das denn organisiert, dass die diese verschiedenen Interessen ähm in in dieser Strategie auch unter einem Hut dann auch gelandet sind?
[Sonja Gröntgen] Eine wichtige Funktion an der Stelle. Nehmen meine Kolleginnen ein, die sich Regionallotsinnen nennen. Also ich habe in meinem Team, Wenn sie nicht gerade schwanger sind 4 Kolleginnen, äh die für die Betreuung unserer Kommunen zuständig sind, das heißt, wir haben den Landkreis und unsere Verbandsgemeinden und Städte in vier Bereiche eingeteilt und jeweils eine Kraft, die dafür zuständig ist, Informationsfluss in die einzelnen Regionen, aber auch den Fluss, der, Befindlichkeiten der Interessen, der Ziele aus den jeweiligen Verbandsgemeinden und Städte in unserem sicherzustellen Die sitzen auch tageweise in den Verbandsgemeinden und Städten vor Ort, sind Ansprechpartner für die Akteure dort, und das ist glaube ich ein sehr, sehr wichtiges Instrument, das uns hier geholfen hat, die Bindung zwischen den Verbandsgemeinden und Städten aufzubauen und auch zu intensivieren, Darüber hinaus muss man sagen, auch von meinem ersten Tag an hier in der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz war mir die enge Bindung zu den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vor Ort wichtig. Das heißt, das Erste, was ich am Anfang getan habe, war ein Antrittsbesuch in allen Verwaltungen hier. Um einfach in einem Vier-Augen-Gespräch den Bürgermeister, die Bürgermeisterin, den Oberbürgermeister kennenzulernen, zu zeigen, was haben wir vor? Wie wollen wir euch hier auch mitnehmen? Warum ist es wichtig, dass wir an der Stelle zusammenarbeiten und diese intensive Zusammenarbeit, kostet natürlich Zeit, ist aber meines Erachtens, Absolut wert, diese Zeit zu investieren, weil sich bisher zumindest ausgezahlt hat. Das ist auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sein kann.
[Felix Schmitt] Du hast jetzt so ähm bist bisschen geschildert, wie ihr sozusagen hier auch auf diese diese unterschiedlichen Ebenen auch zusammengeführt habt, aber lass uns vielleicht nochmal zurückkommen zu der Strategie auch selbst. Du hattest vorhin, So diese übergeordneten Zielbilder beschrieben, mit denen ihr arbeitet äh klassischerweise schaut man sich ja als nächstes an, so welche Handlungsfelder gibt es denn, die wir bearbeiten müssen um diese Zielbilder auch irgendwann mal erreichen zu können. Habt ihr das bei euch auch so aufgeschlüsselt nach Handlungsfeldern, vielleicht auch so ein bisschen hierarchisch gegliedert? Was ist besonders wichtig? Was kann man vielleicht dann, wenn man wenn man Zeit hat, arbeiten? Wie stellt sich das bei euch in der Strategie dann auch dar?
[Sonja Gröntgen] Genau, also angefangen haben wir ursprünglich mal mit zehn Handlungsfeldern. Vielleicht passt das auch ganz gut, dass ich nochmal für die Hörerinnen und Hörer, Sage, wie wir überhaupt vorgegangen sind. Wir hatten zehn Handlungsfelder, identifiziert, mit denen wir uns als smarte Region auseinandersetzen wollen und haben Arbeitsgruppen zu all diesen Handlungsfeldern gegründet Wer saß drin in diesen Arbeitsgruppen? Das waren zum einen Vertreter aus der freien Wirtschaft, insbesondere natürlich in den Handlungsfeldern Wirtschaft und Arbeit war das besonders wichtig. Das heißt, da saßen Unternehmensvertreter, die Wirtschaftsförderungen aus den Verbandsgemeinden und Städten aber auch aus der Kreisverwaltung hier. Die Uni, die natürlich auch, ebenso wie die Hochschule, an der Stelle in der Forschung mit involviert ist. Also da waren solche Akteure mit drin. Es gab aber auch zum Beispiel das Handlungsfeld, Bildung, wo Lehrer, Schuldirektoren, Bildungseinrichtungen aus der Region mit präsent waren, wir hatten das Arbeitsfeld Medizin, wo auch die Krankenhäuser, Ärzte, Pflegeeinrichtungen der Region, mit eingebunden waren. Also so haben wir sehr partizipativ nicht nur mit den Verwaltungen, sondern tatsächlich mit der ganzen Breite der Akteursgesellschaft hier vor Ort in den verschiedenen Handlungsfeldern, ausdiskutiert. Erst mal, wo legen unsere großen Herausforderungen, Was sind unsere Ziele als Region, die wir erreichen wollen, Und wie, mit welchen Maßnahmen können wir uns vorstellen, diese Ziele zu erreichen? Und das ist im Prinzip sowohl auf die, Akteursgruppen, die ich eben benannt habe, aber auch mit Blick auf die Bevölkerung im weiteren Sinne, das Vorgehen, das wir gewählt haben, wir haben darüber hinaus nämlich auch noch Partizipationsverfahren, sowohl analog als auch online durchgeführt, wo die Breite der Bevölkerung sich dann für eben diese zehn Handlungsfelder also Wirtschaft, Medizin, Arbeit, Umwelt, Infrastruktur, Mobilität und so weiter einbringen konnten. Sowohl eben wiederum mit der Frage, welche Herausforderungen haben wir, welche Ziele haben wir und wie gehen wir jetzt konkret damit um. Das vielleicht so zum Grundsätzlichen Vorgehen, was die Priorisierung angeht, standen von vornherein eigentlich fünf Themen im Vordergrund. Das ist zum einen, dass wir überhaupt prozessual die Bevölkerung mitnehmen. Also das Thema Partizipation und durchgehende Transparenz und Information. Dazu haben wir direkt zu Beginn meiner Amtszeit eine Informations- und Beteiligungsplattform MYK zehn Punkt DE ins Leben gerufen. Die uns auch über den gesamten Prozess begleitet hat, dann ist das Thema Regio-Hubs. Das bedeutet, dass wir hier multifunktionale Arbeits- und Transferräume schaffen wollen für die Region war eins unserer Leitprojekte, das im Vordergrund stand, Und dann waren es noch die Bereiche der Mobilität, der Gesundheitsversorgung und ähm im Prinzip des Kompetenzerhalts und des Kompetenzaustauschs in der Region, die im Vordergrund standen. Also wie schaffen wir es von, Einen normalen Landkreis im Prinzip zu einer Wissensregion zu werden, wo wir es schaffen, dass Verwaltung, Wirtschaft, Und die Zivilgesellschaft voneinander miteinander lernen und so auch dazu beitragen können, dass wir smart werden. Und ja langfristig unsere Zukunft so auch sicherstellen können.
[Felix Schmitt] Du hast jetzt auch gerade wieder sehr viele unterschiedliche, Stakeholder erwähnt, die ihr auch integriert habt in die Erarbeitung. Wie ist es denn bei denen angekommen, als ihr auf sie zugegangen seid und gesagt habt, so wir wollen uns jetzt mit dem für dich sehr wichtigen Handlungsfeld, nehmen wir mal Gesundheit zum Beispiel auch beschäftigen, aber dass unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung betrachten. War da sofort eine große Offenheit bei den bei den Leuten, auch da zu sagen, okay, dann schauen wir uns das jetzt mal unter diesem Gesichtspunkt an. Ähm, Oder war das manchmal auch schwierig die Menschen zu überzeugen jetzt zu sagen so, Wir kennen die Herausforderung. Wir wissen, ihr beschäftigt euch damit. Ihr seid ein wichtiger Stakeholder, ein wichtiger Partner an dieser Stelle, ähm um um den Landkreis auch lebenswert zu erhalten. Aber dass wir das jetzt mal unter der Brille, Digitalisierung oder Smart City anschauen. Ähm da da sind wir vielleicht ein bisschen zu weit weg. Wie was auf was für Reaktionen seid ihr da bei diesen Gruppen, bei diesen Menschen, Institutionen auch gestoßen?
[Sonja Gröntgen] Unterschiedlich. Also insgesamt muss man sagen, in der Strategiephase hatten wir 400 Akteure, die auch in unseren Arbeitsgruppen mitgewirkt haben. Das heißt, das war schon auch eine ganze Masse, die sich dazu motivieren konnte. Aber man muss sagen, Bei manchen fiels leichter und bei manchen fiel es schwerer. Grundsätzlich war es glaube ich hilfreich, dass wir nie von vornherein die Digitalisierung in den Mittelpunkt gestellt haben. Natürlich haben wir, Unter dem Modellprojekt Smart Citys zur Beteiligung eingeladen. Aber dadurch, dass im Vordergrund erst mal Fragen standen, wie was sind Probleme, die wir überhaupt haben und das mal ganz losgelöst von dem Thema Digitalisierung. Dass wir uns allgemeine Ziele gesetzt haben und nicht zwingend dabei gesagt haben, die Ziele müssen digital sein. Das hat es erleichtert, überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Und da muss man ehrlicherweise an der Stelle sagen, ich habe 2021 losgelegt. Da war Corona schon in vollem Gange. Das heißt, so komplett zu negieren, das ist Digitalisierung gibt und dass die irgendwie immer wichtiger wird. Konnte, glaube ich, zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr irgendjemand, ohne sich damit nahezu lächerlich zu machen. Also, Thema Digitalisierung war in aller Munde und vor dem Hintergrund, Ja, gerade im Bereich Medizin beispielsweise oder auch Bildung sagen die Leute, ja, schön und gut, ich will aber nicht von einem Roboter behandelt zu werden, äh behandelt werden, aber trotzdem dass grundsätzlich Digitalisierung auch hier dazu beitragen kann, die Herausforderungen der Zukunft zu lösen, das ist glaube ich, nicht mehr groß in Frage gestellt worden. Was natürlich jetzt schwierig war, dass grade auch in der Zeit der Strategiephase, Die Krisen sich nochmal überschlagen haben ein Stück weit, Das heißt, gerade wenn man an Akteure aus der freien Wirtschaft denkt als dann noch der, Angriffskrieg auf die Ukraine dazukam, als dann noch das Thema Energiekrise dazu kam, Inflation, Personalmangel. Irgendwann fiel es den Akteuren teilweise schwer dann mit gleichbleibender Motivation dabeibleiben zu können. Und ähm das ist vielleicht auch so eine Lesson Learned die wir hatten. Eine zweijährige Strategiephase, Mit gleichbleibender Motivation in so einem breiten Akteurskreis zu befeuern, War herausfordernd, nicht nur für uns, sondern auch für alle, die daran teilgenommen haben, weil wir natürlich in den ersten zwei Jahren der Strategiephase viel Papier produziert haben, aber noch wenig greifbare Ergebnisse und grade in der freien Wirtschaft außerhalb der Verwaltungswelt, Zwei Jahre eine lange Zeit und wenn in der Zeit wenig greifbares, geschafft wird, dann geht da auch einfach irgendwann die Motivation runter.
[Felix Schmitt] Das kann ich kann ich gut nachvollziehen. Wie habt ihr denn ganz generell die Beteiligung der äh dieser Stakeholder dann auch in der in der Praxis ähm organisiert, also war das du hast vorhin gesagt, ihr habt viel Papier produziert, aber habt ihr die in wenn ihr von denen etwas wissen wolltet oder wenn ihr sie auch in ähm in Erstellungsprozesse einbezogen äh äh bezogen habt, Habt ihr das eher so schriftliche Ping-Pong-Methode gemacht oder mit Workshops ähm oder Fragebogen, Wie seid ihr da vorgegangen? Wie habt ihr diese ja wahrscheinlich ja auch sehr, sehr große, sehr heterogene Zahl an an Menschen, ähm in diesem Prozess auch integriert.
[Sonja Gröntgen] Also tatsächlich mit Texten hatten die Akteure sehr wenig zu tun. Wir haben natürlich, als die ersten Strategieentwürfe dann auch vorlagen. Die Grundelemente der Strategie auch an diese Akteure weitergegeben und von denen freiwillig Rückmeldungen eingesammelt, aber grundsätzlich war die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen, Workshop basiert. Das heißt, wir haben uns immer getroffen, haben grade in Corona-Zeiten natürlich auch viele Treffen virtuell durchgeführt mit Whiteboards gearbeitet, aber auch oft sehr interaktiv, sodass wir eher die Workshops mit den, vielen Akteuren genutzt haben, wirklich deren Wissen, deren Perspektiven einzusaugen und dann bei uns im stillen Kämmerlein eben in Texte umzuformulieren. Das heißt, für die war das jetzt, Ich habe gesagt, wir haben viel Papier produziert. Das Papier ist aber im Prinzip die Strategie, die jetzt nach zwei Jahren intensiver Arbeit da rausgekommen ist. Auf der Strecke dahin war’s eher ein interaktives Miteinander, mit Workshops, mit gemeinsamen Treffen, mit teilweise auch Veranstaltungen, die wir dann mit der breiteren Bevölkerung durchgeführt haben. Also da war von dem Papier erstmal nicht so viel zu spüren, würde ich behaupten.
[Felix Schmitt] Und habt ihr mal mitgezählt, wie viele ähm wie viele Anlässe ihr geschaffen habt, ähm damit sich äh Dritte dann auch beteiligen können, also wie viele Online-Offline-Workshops ähm und so weiter habt ihr in dieser in in diesen 24 Monaten dann auch ähm angeboten und durchgeführt?
[Sonja Gröntgen] Also es waren ungefähr fast 80 Arbeitsgruppensitzungen, die stattgefunden haben über die zehn Handlungsfelder. Wir hatten ähm natürlich noch breitere Veranstaltungen, die sich auch an die Bevölkerung gerichtet haben. Das waren ähm, insgesamt so ja, sechs sieben, die als größere Veranstaltung aufgebaucht waren. Darüber hinaus dann aber noch so kleinere Sachen, wo wir uns einfach mit einem Stand in die Innenstadt gestellt haben im Landkreis verteilt oder, Unser Projektbüro in Andernach in der Fußgängerzone. Da konnte man und kann man auch jetzt noch einfach vorbeikommen, sich informieren mit uns ins Gespräch kommen. Also es waren teilweise auch unorganisierte, Berührungspunkte, die wir so einfach anbieten konnten.
[Felix Schmitt] Ich kann mir vorstellen, auch das ist ja dann wieder eine Herausforderung. Das alles zusammenzuführen oder überhaupt mal zu sichten, was in bei über achtzig äh beispielsweise, Anlässen ja dann auch zusammengetragen wird. Wie habt ihr das denn ähm geleistet. War das ähm eine Mammutaufgabe, die ihr im Team gemacht habt oder gab’s da noch weitere Akteure, weitere Partner die euch dabei dann auch unterstützt haben.
[Sonja Gröntgen] Zum Glück an der Stelle muss ich sagen, hatten wir eine externe Begleitung. Wir haben diese ganze sowohl die Bewerbungsphase als auch die, Strategiephase nicht alleine gemeistert, sondern hatten in der Strategiephase jetzt Unterstützung von einem Konsortium, das aus, Drei Parteien besteht. Zum einen ist das ähm die, Agentur City und Bits, die uns begleitet hat, insbesondere was die Programmsteuerung angeht und auch den Gesamtaufbau der Strategiephase. Wir hatten mit, Fraunhofer IESE, ein Partner, der auch Richtung Umsetzung, Richtung technisch im Know-how gut ausgebildet war und uns hier begleitet hat und auch Bürgerwerkstätten beispielsweise dann mit, eher Kreativformaten unterstützen, führen konnte. Also eher Richtung Design Thinking dann schon wieder. Und dann hatten wir noch auf Kommunikationsseite Unterstützung was unsere Medien und Partizipationsarbeit angeht und das muss ich sagen, war grade in Zeiten von wir kennen’s alle in der kommunalen Familie von Personalengpässen, Fachkräftemangel, eine große Erleichterung nicht alleine zu sein, sondern hier auch auf erfahrene Kollegen zurückgreifen zu können, die so was vielleicht schon mal gemacht haben.
[Felix Schmitt] Du hast auch gerade erwähnt, ihr habt auch ähm Bürgerbeteiligung ähm an der Stelle auch durchgeführt. Ähm. Auf was für eine Resonanz seid ihr denn dort bei den bei den Bürgerinnen und Bürgern gestanden? War das Thema Smart City Digitalisierung an dieser Stelle? Ähm war das eins, da musste man nur kurz mit dem Fähnchen winken und dann standen die Leute Schlange, um ihre Meinung kundzutun oder musste die da richtig hart arbeiten, ähm um um entsprechend Feedback auch einsammeln zu können?
[Sonja Gröntgen] Es war tatsächlich ganz witzig. Wir haben vor unserer Auftaktveranstaltung im September 2021 ein Video aufgenommen. Ziel des Videos sollte es sein für diese Auftaktveranstaltung so einen Zusammenschnitt von drei, vier Minuten haben, wo wir aus Bürgerschaft, Unternehmerschaft, Wissenschaft, aber auch politische Vertreter der Region so ein paar O-Töne, Aufnahmen mit drin haben, was man sich überhaupt von Digitalisierung, für die Region erhofft für die Zukunft. Ich habe mich dann mit einem Filmteam in die Mayener Innenstadt gestellt und da einfach Leute angesprochen. Und die meisten Leute, wenn man denen sagt, spielt Digitalisierung in ihrem Alltag eine Rolle? Kam erstmal ne habe ich gar nichts mit am Hut. Wenn du dann aber nachfragst, Ja klar, Smartphone habe ich Internet nutze ich auch. Ja, ich habe sogar meine Smartwatch. Also das sind Aspekte, die im Alltag Einzug gehalten haben, die natürlich digital sind, die natürlich mit neuen Technologien arbeiten. Aber die die Leute gar nicht als Digitalisierung in irgendeiner Weise wahrgenommen haben. Vor dem Hintergrund, glaube ich, ist es in der Breite der Bevölkerung teilweise schwierig eine Betroffenheit dafür zu erzeugen, grade der Begriff, Smart City, Digitalisierung, smarte Region ist erstmal eiskalt und vollkommen unemotional und, da eine Betroffenheit zu erzeugen, dass die Leute merken, oh okay, das hat auch Auswirkungen auf meinen Alltag, ist nicht immer leicht. Und dann hat man natürlich die Bevölkerungsgruppe, froh war, dass sich einfach mal was bewegt in dem Bereich, Digitalisierung, die sich dann auch sehr rege beteiligt hat. Aber ihr habt auch immer die Akteursgruppen, die nur darauf gewartet haben, sich endlich wieder beschweren zu können und die, die Kanäle dann eher genutzt haben, sich, über Themen zu beklagen, die einfach grundsätzlich schon immer schlecht waren und dann hat man noch, eine Gruppe von Bürgern, die so was auch das erste Mal gemacht haben, sich da vielleicht zu beteiligen. Also es waren sehr, sehr unterschiedliche Akteursgruppen, die sich hier eingebracht haben, aber wahrscheinlich vor allem, Die interessierte Öffentlichkeit, die mit dem Thema was anfangen kann und diejenigen, aber das würde ich sagen bei eher der geringere Teil, die das genutzt haben, um Unmut zu äußern, aber auch an der Stelle jetzt gar nicht in einer negativen Art und Weise, dass man jetzt von Hate speech oder so was sprechen könnte, sondern einfach Leute, die sich nicht gehört fühlen und die dann die Partizipationsformate als willkommene Möglichkeit, Geschaffen oder gesehen haben an die Verwaltung ranzutreten.
[Felix Schmitt] Habt ihr denn im im Nachgang, weil er fast mit welchen Methoden das einfacher funktioniert hat und welche Methoden ihr vielleicht beim nächsten Mal ähm so vielleicht nicht mehr einsetzen würdet? Habt ihr das ähm mal ausgewertet?
[Sonja Gröntgen] Mein Eindruck war, je konkreter man wird, desto leichter fällt es den Leuten zu reagieren Also im Internet die Umfragen, wenn wir eine konkrete Frage haben, konnten die Leute besser darauf antworten, als wenn wir offene Fragen gestellt haben. Die dann keine Antwortmöglichkeiten oder so was beinhaltet haben, wo die Leute sich dann tatsächlich auch selber was ausdenken mussten. Also da merkte man, dass es einigen einfach schwerer fällt an der Stelle, ja Ihre Ideen ganz frei einzubringen, was immer gut funktioniert und auch das war für mich an der Stelle ganz anfangs eine Überraschung, sind unsere, Ja, die Käseblättchen, die letztlich jedes Wochenende in den Briefkästen landen, die Mitteilungsbettchen die werden gelesen. Darüber erreicht man jeden angefangen von den Mamas und Papas bis hin zu Oma Erna. Die gucken sich alle an, Und danach sind tatsächlich immer die Anmeldezahlen am stärksten gestiegen, wenn wir so was in Blick aktuell und wie sie alle heißen, veröffentlicht haben. Und was für mich auch nochmal eine Lessons Learned war, war das grade in so öffentlichen Beteiligungsformaten, wo man, Leute in der Halle zusammenbringt und man sich einfach in Diskussionen beteiligen kann, da teilweise dann auch Akteure auf mich zugekommen sind und gesagt haben, Frau Gröntgen habe mich gar nicht wirklich getraut, da irgendwie was einzubringen. Die wirkten irgendwie alle so, als ob sie viel mehr wissen als ich und ich hier als junge Frau habe mich gar nicht getraut, da die Stimme zu erheben und für irgendwas einzustehen. Also auch das waren für mich nochmal, Einfach Rückmeldungen, mit denen ich am Anfang umgehen lernen musste, dass es einfach verschiedene Formate braucht, um allen, egal ob man Rampensau ist, ob man eher zurückhaltend ist, ob man lieber virtuell, analog, Rückmeldung gibt, braucht es, glaube ich, diese Vielfalt der Kanäle, um möglichst viele Leute einbinden zu können.
[Felix Schmitt] Jetzt habt ihr mit dieser Bürgerbeteiligung, mit der mit den vielen Stakeholdern zusammen ja dann am Ende auch ein ein großes Dokument, ja auch erstellt, ähm fertiggestellt, Wie geht’s denn jetzt weiter? Also habt ähm habt ihr dort mit ähm mit den, die ihr dort auch hinterlegt habt, jetzt schon so eine Roadmap, dann jetzt für die zweite Phase, für die nächsten fünf Jahre, ähm auch auch festgelegt und wisst jetzt auch, was kommt jetzt als nächstes. Was ist jetzt wirklich wichtig für uns?
[Sonja Gröntgen] Jein, also der erste Schritt ist jetzt erstmal, dass der Fördermittelgeber unsere Strategie freigeben und bewilligen muss. Solange das nicht passiert ist, warten wir jetzt erstmal, haben aber aus der Strategiephase noch Projekte, die wir, Gestartet haben, die wir jetzt noch fertigstellen und weiter umsetzen können. Das heißt, Langeweile kriegen wir definitiv jetzt erst mal nicht. Wir haben die Strategie auch bewusst so aufgebaut, dass wir keinen abschließenden Maßnahmenkatalog dabei eingebaut haben. Wir haben zentrale Ziele, wir haben die Lösungen, die ich eben beschrieben habe, aber wir haben nicht abschließend alle Projekte, die wir jetzt über die nächsten Jahre umsetzen werden, schon ausdefiniert, weil einfach die letzten Jahre gezeigt haben, so ein Wasserfallprozess, der funktioniert nicht. Wer weiß, ob in einem Jahr irgendeine Naturkatastrophe kommt, ob die nächste Pandemie kommt, ob irgendwas anderes ein technologischer Durchbruch kommt, den wir gerade noch gar nicht absehen können. Und da wollen wir uns eine gewisse Offenheit bewahren und haben vor dem Hintergrund, Unsere Zielvorstellungen jetzt festgeschrieben, werden aber in einer sogenannten digitalen Agenda, das ist immer unser Maßnahmenkatalog im Prinzip mit den fürs nächste Jahr priorisierten Maßnahmen. Uns die Möglichkeit lassen da auch nochmal nachzujustieren und zu sagen okay eine Maßnahme, die wir vielleicht vorgesehen hatten, die aber jetzt aufgrund von Änderungen in unserer Umwelt gar nicht mehr so relevant sind die stufen wir jetzt doch zurück und ziehen dafür irgendwas anderes vor, was vorher noch gar nicht vorgesehen war, noch gar nicht bekannt war oder nicht priorisiert war. Also da haben wir uns auf der Ebene auch noch gewisse Spielräume gelassen, um einfach in unserer, volatilen in unserer komplexen, schnelllebigen Welt die Möglichkeit zu haben zu reagieren.
[Felix Schmitt] Jetzt ist man als Projektleiterin vermutlich ja durchaus auch ja sehr intensiv in in die Erstellung solcher Projekte involviert. Hat sich denn bei dir in in den letzten Monaten irgendwie so ein ein Lieblingsprojekt oder ein Lieblingsziel ähm heraus destilliert, wo du sagst, na Da würde ich aber auch gerne nochmal fünf Minuten mehr investieren, weil da hänge ich dran, das will will ich unbedingt zum Erfolg führen. Gibt’s da so was, wo du sagst, so da, Das ist so mein das kann mal mein Ding werden.
[Sonja Gröntgen] Mir fällt’s tatsächlich schwer, mich auf eins zu fokussieren ich glaube, dass wir tatsächlich einige Projekte hier losgetreten haben, die wichtig sind. Ein Projekt, das mir persönlich beispielsweise am Herzen liegt und dass ähm, Vielleicht viele Leute auch im ersten Schritt gar nicht so viel mit Smart City in Verbindung bringen. Es ist das, Das ist das Projekt Herz gesund und ähm bei dem Projekt geht es darum, Menschen, die an chronischer Herzinsuffizienz leiden Telemedizinisch zu begleiten. Es ist so, dass ähm chronische Herzerkrankungen eine der Haupterkrankungen, überhaupt sind in Deutschland und vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, des zunehmenden Ärztemangels, gerade in der ländlichen Region. Ist die Hinzunahme von Telemedizin, um die Leute gut begleiten zu können ein großer Schatz, den wir, glaube ich, heben können. Und an der Stelle arbeiten wir zusammen mit einem Start-up, das sich hier 2015 aus der hiesigen Hochschule entwickelt hat und dem Stift-Hospital in Andernach vor allem sowie mit Fach- und Hausärzten aus der Region und begleiten im Prinzip aus dem Stiftshospital Andernach heraus die Menschen, die eben unter chronischer Herzinsuffizienz leiden Was mir hier besonders gut gefällt, ist zum einen, dass in die Fernüberwachung der Patienten, junge Frauen eingebunden werden, die aufgrund ihrer Schwangerschaft oder von Elternzeit, dem medizinischen System sonst nicht zur Verfügung stünden. Das heißt, viele Ärztinnen, Fachärztinnen dürfen ab Tag eins ihrer Schwangerschaft, nicht im Krankenhaus arbeiten aus persönlichem Schutz und das bedeutet, dass die jungen Frauen, Fast zwei Jahre ihrer Karriere erst mal aussitzen müssen und kaum vorankommen. Über das Projekt geben wir ihnen aber jetzt die Möglichkeit aus dem Homeoffice auch nicht direkt an dem Patienten trotzdem weiter die medizinischen System, helfen zu können und ja zugleich den Patienten was Gutes zu tun, selber im Thema mit drin zu bleiben. Und wir haben jetzt hier auch kürzlich einen Durchbruch erreicht. Wir werden wahrscheinlich ab 2024 am Standort Andernach ein telekardiologisches Zentrum errichten das dann auch dauerhaft über unsere Anschubfinanzierung mit regulären, Kassenbeiträgen, denn Telemedizin kann mittlerweile auch abgerechnet werden, weiterbestehen kann und ich glaube, das ist nichts, was man, immer im ersten Schritt mit Smart City verbindet, aber was einfach, wichtig ist, um nicht heute nur, sondern auch in Zukunft die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherstellen zu können. Ja und ein zweites Projekt, das mir persönlich wichtig ist, sind unsere Regiohubs. Das sind die, Begegnungs-, Lernen-, Arbeit- und Innovationsräume, die wir hier verteilt in der Region schaffen wollen, um einfach dem Aussterben unserer Ortskerne etwas entgegenzusetzen. Wir haben an einigen Stellen noch sehr, sehr aktive Ortsgemeinschaften, Stadtgemeinschaften, aber auch immer mehr das Problem, dass in den Ortskernen Leerstände vorhanden sind, dass in Corona-Zeiten immer mehr Leute sich in ihre Privaträume zurückgezogen haben, die Gaststätten ausgestorben sind und einfach so der Gemeinschaftsraum im Ort fehlt und hier wollen wir mit unseren RegioHubs was entgegensetzen. Wir werden ab dem nächsten Jahr an 5 bis 6 Standorten im Landkreis verteilt, Räumlichkeiten bieten, an denen Coworking stattfinden kann, an denen Vereine kleine Seminarräume vorfinden, um sich dort zu treffen. An denen aber auch andere Angebote wie ein Café, wie ärztliche Beratungsleistungen untergebracht werden können. Immer je Ort, mit einer anderen Ausrichtung, sodass es auch zu den Menschen und Bedürfnissen vor Ort passt. Aber ich glaube auch das ist ein Projekt, auf das ich mit sehr, sehr vielen Neugierde gucke, wie sich das entwickeln wird.
[Felix Schmitt] Also klingt auf jeden Fall spannend, klingt auch nach Projekten, die jetzt nicht in vier Wochen umgesetzt sind, ähm sondern wo man in der Tat ja wahrscheinlich auch die die nächsten Jahre auch braucht, dass nicht nur zu starten, sondern auch auch umzusetzen. Nehmt ihr euch diese Zeit, also hast du das Gefühl, ihr habt im Landkreis diesen diesen langen Atem, um um so etwas dann auch dann auch umzusetzen, zu testen und langfristig dann auch zu betreiben,
[Sonja Gröntgen] Ich traue uns zu, dass wir den Atem haben. Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, hätte ich das ganze Projekt gar nicht erst losgetreten, aber man muss natürlich sagen, auch vor der, finanziellen Situation in der sich viele Landkreise viele Kommunen befinden, ist es eine Herausforderung. Und nicht nur eine Herausforderung, die mit Motivation einhergeht, sondern die letztlich am Ende des Tages auch mit finanziellen Ausstattungen einhergeht. Also so ein Regio-Hub wird sich auf Dauer, nicht von alleine finanzieren. Es wird ein partnerschaftliches Projekt sein. Gemeinsam mit Kommunen, mit Wirtschaft, mit Wissenschaft, mit verschiedenen Akteuren hier aus der Region, die das gemeinsam tragen müssen, als, Community, wie man jetzt neudeutsch sagen würde und nur, wenn uns das gelingt, da wirklich eine lebendige Gemeinschaft um diese Orte herum, zu kreieren, die nicht von der Kommune getrieben ist, sondern aus Eigenmotivation heraus, das Ganze schaffen und beleben wird. Dann kann uns das, glaube ich, gelingen, aber eben nur als regionale Gemeinschaft, als Kooperation zwischen Verwaltung, Wirtschaft und der gesamten Akteursvielfalt in der Region und ich glaube, hier haben wir tatsächlich mit der smarten Region Mayen-Koblenz ein wichtiges Instrument geschaffen, um auch diese regionale Zusammenarbeit nochmal stärker zu beflügeln und die Vernetzung voranzutreiben.
[Felix Schmitt] Dann lass uns vielleicht jetzt zum Abschluss ähm nochmal eine Sache aufwerten, die ähm die für mich auch immer ganz wichtig ist. Wir hatten am Anfang ja auch gesagt, na ihr seid einer der wenigen Landkreise, die sich im Modellprojekt Smart City beworben haben und dann jetzt ja auch umsetzen dürfen, wenn du mal die letzten zwei Jahre so ähm Revue passieren lässt, gibt es da etwas, wo du sagst, na, das hätten wir mit dem Wissen von heute, Als Landkreis vielleicht anders gemacht, ähm also Erfahrungen, wo du sagst, na, das ist etwas, da haben wir wirklich gelernt, ähm was nicht funktioniert und habe dir auch Sachen identifiziert, wo ihr sagt, na das ist etwas, da können andere, das sollten andere Landkreise, bevor sie jetzt sich eigene Sachen überlegen, vielleicht mal angucken. Etwas äh etwas umgesetzt, da haben wir eine Methode gefunden, vielleicht passt es auch bei anderen.
[Sonja Gröntgen] Also insgesamt so ganz große Fehler, die wir gemacht haben, hat’s tatsächlich zum Glück nicht gegeben, ein Element, auf das ich eben hingewiesen habe, ist einfach, dass eine zweijährige Strategiephase einen langen Atem braucht. Wir haben es nicht gut geschafft, auch schon viele Umsetzungsprojekte während der Zeit. Fertigzustellen, die für die Bürgerschaft eine große Sichtbarkeit haben und dann auch für alle Akteure, die uns hier begleitet haben, die motiviert mitgestartet sind, dafür zu sorgen, dass alle bis am Ende jetzt der Strategiephase auch mit gleicher Motivation dabei geblieben sind. Und ich glaube da früher mehr auf die Umsetzung zu setzen, hätte geholfen, rückblickend muss ich aber auch sagen mit den Herausforderungen, die es darin gab, überhaupt erstmal das Team zusammenzustellen, sich mit den ganzen Modellprojekt und, Besonderheiten, die es einfach auch in so einem Bundesförderverfahren gibt, zurechtzukommen. Das hat auch Zeit gebraucht. Und rückblickend weiß ich nicht, wie wir’s hätten anders machen können. Aber ich glaube, früher sichtbare Ergebnisse zu bringen, hätte uns gut getan. Ähm die kommen jetzt immer mehr, was glaube ich wirklich gut war, ist die enge Kommunikation, mit der gesamten Region. Und woraus ich auch ganz, ganz viel Wissen mitnehme ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Modellprojekt Smart Citys. Das gilt insbesondere für meine Kollegen in den anderen Modellprojekten Smart Cities in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Wir haben im Prinzip seit 2021, uns alle zwei, drei Monate vor Ort gemeinsam einen ganzen Tag getroffen, um miteinander uns darüber auszutauschen, was tun wir vor Ort, was sind unsere, Leitprojekte, wo haben wir Herausforderungen? Wo können wir vielleicht auch miteinander, lernen oder gemeinsame Projekte umsetzen und daraus haben wir, glaube ich, alle sehr, sehr viel mitgenommen. Daraus ist ein Vertrauensverhältnis entstanden. Wir rufen uns auch oft zwischendurch immer mal an, wenn irgendwas ist. Und es hat jetzt auch, An zwei Stellen zum einen beim Aufbau einer kommunalen Datenplattform, die wir jetzt gemeinschaftlich als sechs Kommunen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Ausschreiben werden und entwickeln werden als nachnutzbares Produkt für andere Kommunen in Rheinland-Pfalz und Saarland ein ganz konkretes Projekt sich daraus entwickeln können, das ohne diese zwei Jahre, Vertrauensaufbau, glaube ich, schwer gewesen wäre. Und auch im Bereich der Hochwasservorwarnung haben wir sehr, sehr eng mit Bitburg-Prüm zusammengearbeitet und haben’s jetzt gemeinsam auch mit dem Land geschafft, da eine gute Lösung zu finden, wie wir kommunale Pegel, Die also von den Landkreisen und Kommunen, betreut und aufgebaut werden, auch mittelfristig und langfristig in die Hochwassersysteme des Landes einbinden können. Und auch das hat, glaube ich, gemeinsam besser geklappt, als wenn ein Landkreis hier alleine mit dem Bund oder mit dem Land an der Stelle dann, gesprochen hätte. Ich glaube da wirklich sich zusammen zu tun, miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander. Das ist etwas, was ich allen raten kann.
[Felix Schmitt] Alles klar, vielen Dank ähm äh liebe Sonja. Äh ich kann mir vorstellen, wenn ihr mit eurer Datenplattform dann auch ähm weitergekommen seid, dass ihr auch steht und wir hervorragendes Anschlussthema, um dann auch zu schauen, wie das Ganze in der Umsetzungsphase dann auch auch weitergeht, aber das würde glaube ich heute auch viel zu weit führen an dieser Stelle. Bis dahin aber erstmal herzlichen Dank für die vielen ähm Einblicke, die du gegeben hast auch für die Bewertungen, die du ähm die du mitgegeben hast. Ich glaube, da hat ganz viel dringesteckt, was auch für andere ähm vielleicht hilfreich sein kann, sich zu orientieren oder auch Projekte auch aufzusetzen. Dafür vielen Dank von meiner Seite.
[Sonja Gröntgen] Danke, dass ich hier sein durfte und ja, gerne wieder, wenn irgendjemand Fragen hat, davon sich auch immer gerne an mich wenden.
[Felix Schmitt] So, das war’s für heute. Vielen Dank, dass du dabei warst und bis zum nächsten Mal.