Aus dem Amt Viöl: Digitales Fördermittelscouting für Kommunen
Deutsche Kommunen müssen sich aus rund 2500 Förderprogrammen genau das eine raussuchen, das für ihr Projekt, ihre Anforderungen, ihre finanziellen Möglichkeiten und ihren zeitlichen Horizont passt. Für große Verwaltung eine Aufgabe, für Stabsstellen, für kleine Verwaltung eigentlich nicht zu stemmen. Das war auch im Kreis Nordfriesland so.
Aber Hauke Klünder (Stabsstelle Förderscouting) und Dr. Melanie Bojek (Product Owner Förderscouting-Plattform) aus dem Amt Viöl wollten das so nicht stehen lassen. Sie haben eine interkommunale Förderscouting-Plattform für die Kommunen im Kreis aufgebaut, die genau hier ansetzt. Selbst gefördert durch die Förderinitiative Heimat 2.0 als Teil des Programms Region gestalten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ist jetzt ein erstes MVP der Plattform fertig. MVP heißt, mit der Plattform kann gearbeitet werden, sie wird aber laufend weiterentwickelt, bis sie wirklich fertig ist. Grund genug, dass Melanie und Hauke heute meine Gäste sind und mir erklären, wie sie funktioniert, wie Kommunen damit arbeiten können und vor allem welche alltäglichen Probleme sie versucht zu beseitigen.
Zum Förderprogramm:
Das Projekt „Interkommunale Förderscouting Plattform“ wird im Rahmen der Förderinitiative „Heimat 2.0“ des Programms Region gestalten vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert. Region gestalten wird finanziert aus dem Bundesprogramm ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung BULE+.
Die Initiative verfolgte das Ziel, in 16 Modellvorhaben den Einsatz digitaler Technologien voranzutreiben, um die Daseinsvorsorge vor Ort zu stärken. Dabei sollten spürbare Verbesserungen und neue Entwicklungschancen für die Menschen in den Regionen geschaffen werden. Ende 2022 wurden aus den Modellvorhaben gezielt Projekte ausgewählt, deren innovative Ansätze nun anderen Regionen zugutekommen.
Mit dem sogenannten Patenmodell in der Förderinitiative „Heimat 2.0 Ergebnistransfer“ beschreitet das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen einen neuen Weg und fördert gezielt den Ergebnistransfer auf weitere Regionen. Im Rahmen dieses Modells begleiten und unterstützen die ausgewählten Patenregionen mehrere Transferregionen dabei, die erarbeiteten IT-Lösungen und das wertvolle Prozesswissen in ihren eigenen Strukturen umzusetzen. Ziel ist es, die entwickelten Anwendungen erfolgreich andernorts einzuführen und nachhaltige Effekte zu erzielen.
Alle zwei Wochen gibt es eine neue Folge des Podcasts zur Kommunalen Digitalisierung. Die bisherigen Ausgaben und Möglichkeiten den Podcast kostenlos zu abonnieren, gibt es hier.
Alle Links aus der Folge gibt es hier:
Transkript:
Die kommunale Digitalisierung gibt es nicht umsonst. Darum geht es heute mal ums Geld. Also darum, wie Kommunen an Mittel kommen, die sie brauchen, um Projekte umzusetzen, Infrastruktur zu erhalten oder Lebensqualität durch Investitionen zu steigern.
Auch das geht jetzt digital. Kommunale Digitalisierung. Der Podcast mit Felix Schmitt.
Herzlich willkommen zu Folge 54 meines Podcasts zur kommunalen Digitalisierung. Mein Name ist Felix Schmitt. Ich bin dein Moderator und Begleiter auf dem Weg in die kommunale Digitalisierung.
Deutsche Kommunen müssen sich aus rund 2500 Förderprogrammen genau das eine raussuchen, das für ihr Projekt, ihre Anforderungen, ihre finanziellen Möglichkeiten und ihren zeitlichen Horizont passt. Für große Verwaltung eine Aufgabe, für Stabsstellen, für kleine Verwaltung eigentlich nicht zu stemmen. Das war auch im Kreis Nordfriesland so.
Aber Hauke Klünder und Dr. Melanie Bojek aus dem Amt Viöl wollten das so nicht stehen lassen. Sie haben eine interkommunale Förderscouting-Plattform für die Kommunen im Kreis aufgebaut, die genau hier ansetzt. Selbst gefördert durch die Förderinitiative Heimat 2.0 als Teil des Programms Region gestalten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ist jetzt ein erstes MVP der Plattform fertig. MVP heißt, mit der Plattform kann gearbeitet werden, sie wird aber laufend weiterentwickelt, bis sie wirklich fertig ist. Grund genug, dass Melanie und Hauke heute meine Gäste sind und mir erklären, wie sie funktioniert, wie Kommunen damit arbeiten können und vor allem welche alltäglichen Probleme sie versucht zu beseitigen. Hallo Melanie, hallo Hauke, ich grüße euch.
[Hauke Klünder]
Hallo.
[Felix Schmitt]
Moin. Moin zusammen. Wir sind ja heute im wirklich hohen Norden über euch, also nördlich von euch, kommt ja direkt Dänemark.
Das heißt, ich glaube, Moin ist ja dann auch wirklich eine amtliche Ansprache, wenn wir schon mit dem Amt Viöl auch sprechen, richtig?
[Dr. Melanie Boieck]
Kann man so machen, ja.
[Hauke Klünder]
Auf jeden Fall gelebte norddeutsche Kultur.
[Felix Schmitt]
Ja, das hoffe ich doch, genau. Melanie, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, wo ich herkomme, verbindet ja auch, gerade wenn wir auf die Kommunen gucken, eine Sache. Wir kämpfen schon traditionell, ich glaube, seit 70 Jahren um den Titel, wer das kleinste Dorf in Deutschland stellen darf.
Ich habe heute nochmal nachgeguckt, aktuell führt wieder Rheinland-Pfalz mit einem Eifeldorf auf Platz zwei, kommt aber gleich Gröde aus eurem Kreis. Meine Frage auch da so ein bisschen an dich. Einerseits bedeutet der Titel für euch was, auf der anderen Seite aber auch ganz konkret.
Was bedeutet das denn für die Arbeit in einem Kreis, wenn man auch Gemeinden betreut oder betreuen muss, die wahrscheinlich niemals die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit haben, Projekte des direkten Lebensumfeldes auch selber zu finanzieren?
[Dr. Melanie Boieck]
Zuerst fällt mir ein, als du gerade davon sprachst, dass es die kleinste Gemeinde gibt, den Titel. Ich bin in meinem Kopf sofort mehrere Namen durchgegangen, ganz einfach, weil wir so viele kleine und kleinste Gemeinden hier im Landkreis haben. Da hätte der Titel durchaus an mehrere gehen können.
Und das erste, was mir vor allem einfällt, ist dann aber das Wort Herausforderung. Es sind, wie gesagt, sehr viele, sehr kleine Gemeinden, also Dörfer, wo wirklich 200, 300 Einwohner in der Natur sind. Und hier ist natürlich häufig das Problem, wenn die Wirtschaftsleistung nicht da ist, weil es eben ein Dorf, das besteht aus ein paar Wohnhäusern, vielleicht ist da noch ein landwirtschaftlicher Betrieb, aber mehr ist da meistens nicht.
Das heißt, wir reden von Kommunen, die von der Kommunalaufsicht natürlich irgendwo abhängig sind. Das heißt, sie müssen immer nachfragen, wenn sie Projekte umsetzen wollen, wenn sie, egal was sie machen wollen, eigentlich sind sie darauf angewiesen, auch erst mal nach Fördermitteln zu gucken. Und da gibt es aber in vielen Bereichen manchmal auch einfach nichts.
Und deshalb muss man da kreativ werden, muss man immer schauen, wie ist die Kommune, die Spezielle dann, wie ist die aufgestellt? Weil obwohl es so viele kleine Gemeinden sind, sind die alle anders und haben alle manchmal ähnliche Bedürfnisse, aber auch andere Voraussetzungen. Und dann muss man sich wirklich immer den Einzelfall anschauen.
[Felix Schmitt]
Du hast gerade schon beschrieben, dass ihr sehr viele, sehr kleine Verwaltungseinheiten auch bei euch im Kreis Nordfriesland habt. Kannst du mal so ein bisschen auch für die Hörerinnen und Hörer euren Kreis auch beschreiben? Weil ihr habt ja nicht nur kleine Kommunen, die man vielleicht nur dann kennt, wenn man sich für den Titel der kleinsten Kommune Deutschlands interessiert, sondern ihr habt ja auch Verwaltungseinheiten, die ja wahrscheinlich jeder in Deutschland kennt.
Wie sieht denn euer Kreis aus?
[Dr. Melanie Boieck]
Unser Kreis? Ja, ich glaube, wir sind einer der flächenmäßig größten Landkreise auch. Also es gibt viel Land, viel Fläche, verhältnismäßig dann wenig Einwohner.
Das heißt, wie schon gesagt, viele kleine Dörfer. Und um diese kleinen Dörfer, die alle ihre eigenen BürgermeisterInnen haben und Gemeindevertretung haben, auch adäquat zu versorgen, gibt es eben insgesamt elf Amts- und Stadtverwaltungen. Und diese Amts- und Stadtverwaltungen versorgen eben die BürgerInnen mit den notwendigsten Dienstleistungen, also vom Reisepass bis hin zum Urlaub vor, was eben so anfällt.
Und auch diese Amtsverwaltungen sind manchmal nur für wenige Dörfer zuständig. Also wenn ich jetzt als Beispiel das Amt Rehöl nehme, das versorgt 13 Dörfer und das Größte davon, wie Öl selbst, hat um die 2200 EinwohnerInnen. Das heißt, das ist wirklich eine kleine, eine sehr kleine Einheit hier.
Es gibt aber auch Amtsverwaltungen, die über 30 Kommunen in ihrem Bereich haben. Und wir haben aber natürlich auch die Stadtverwaltung, zum Beispiel in Husum, in der Kreisstadt. Und das ist dann auch die größte Stadt hier im Landkreis.
Auch touristisches Zentrum, genauso wie Söhl kennt jeder, Sankt Peter-Ordin kennt jeder. Also hier sind auch ein paar Strände. Ansonsten Deiche mit Schafen drauf und viele kleine Dörfer.
[Felix Schmitt]
Ja, das ist ja, ich glaube, der Kreis bei euch, der symbolisiert oder kann ja so ein bisschen symbolisieren, was man sich so generell von Friesland oder von der Nordseeküste ja auch vorstellt. Und da ist natürlich auch sehr spannend, mal so einen kleinen Einblick zu sehen, wie bei euch zum Beispiel auch die Erhaltung und Aufrechterhaltung der Lebensqualität auch der Bürgerinnen und Bürger funktioniert. Und Hauke, da würde ich mal so ein bisschen auch in deine Richtung schauen.
Aber mal ein bisschen in die Vergangenheit geblickt. Denn wir reden ja heute über das Thema Förderung. Aber wir gehen mal, ich würde mal gerne so ein bisschen zurückgehen.
Ihr habt ja jetzt was aufgebaut, mit dem ihr die Gemeinden auch unterstützt. Aber lasst uns vielleicht noch mal das Problem genau verstehen. Wie ist man denn vor ein paar Jahren vorgegangen, wenn man in einer kleinen Gemeinde, die gerade eben nicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hat, zu sagen Kommunalaufsicht ist mir egal, ich zahle das aus der Bordkasse.
Wie ist man denn da vorgegangen, wenn es um größere Investitionen geht? Was waren so die Hürden? Was waren die Herausforderungen?
[Hauke Klünder]
Naja, die grundsätzliche Herausforderung, ich sage jetzt mal egal, ob wir jetzt von einer kleinen oder einer großen Gemeinde, einer Bedarfsgemeinde oder einer reichen Gemeinde sprechen, ist natürlich zu gucken, dass man sich auf lange Sicht die Finanzierung von Infrastruktur auch leisten kann. Und da geht das eben mit der Anschubfinanzierung los. Und da sind Fördermittel, glaube ich, landauf, landab überall ein Thema.
Und ja, das erste oder die erste Hürde, die man da immer nehmen muss, ist natürlich, durch diesen ganzen Fördermittel-Dschungel überhaupt durchblicken zu können. Und wenn man das dann getan hat, dann braucht es die entsprechenden Personalressourcen und ja, das Wissen und die Kompetenzen, um dann tatsächlich auch einen erfolgreichen Förderantrag stellen zu können. So, das ist so die, das sind so die grundsätzlichen Hürden und die sind wir halt vor fünf Jahren mit einem neuen Ansatz dann angegangen.
[Felix Schmitt]
Du hast jetzt gerade auch schon beschrieben, dass eine der Grundherausforderungen ist, sich in diesem Dschungel an Förderprogrammen irgendwie auch zurechtzufinden. Also erstens zu wissen, da gibt es Möglichkeiten, die für mich oder für mein Projekt doch gerade relevant sind. Auf der anderen Seite aber auch mit diesem, mit diesem Förderprogramm auch arbeiten zu können.
Das ist ja der zweite Schritt, der dann auch wichtig ist. Bevor wir jetzt so ein bisschen auch über euer Projekt sprechen, kannst du vielleicht nochmal so ein bisschen herausarbeiten, wie denn in den Kommunen vorher gearbeitet wurde? Also wenn man diese, wenn es diese Unterstützung gerade beim Fördermittel- Management eben noch nicht gegeben hat, wie ist man auf die Förderprogramme gestoßen und wie konnte man die entsprechend dann noch auswählen?
[Hauke Klünder]
Ja, ich sage jetzt mal, vor unserer Zeit war das eigentlich so der Klassiker. Es gibt den schleswig-holsteinischen Gemeindetag, der einen regelmäßigen E-Mail-Newsletter hat, wo dann unter anderem auch Förderinformationen mit transportiert werden. Es gibt die Förderdatenbank des Bundes und es gibt noch etliche weitere Kanäle, die man als Kommune anzapfen kann, um sich grundsätzlich erstmal zu informieren.
Und dann ist es eigentlich der klassische Weg, dass der Bürgermeister in der Verwaltung vorstellig wird und darum bittet, dass eben die Möglichkeit der Förderung geprüft werden kann. Und dann kann eine Amts- oder Stadtverwaltung tätig werden und dann entsprechend den weiteren Weg gehen. Wobei man aber auch an der Stelle sagen muss, das kann man so pauschal alles gar nicht sagen, denn wie so eine Projektidee oder so ein Bedarf dann am Ende des Tages entsteht, das hängt von Fall zu Fall einfach ab.
[Felix Schmitt]
Hast du da ein Beispiel, an dem man vielleicht mal auch so die einzelnen Herausforderungen auch ablesen kann, also was ja wahrscheinlich für euch bei der Projektgestaltung ja auch wichtig war, so die Herausforderung auch zu kennen?
[Hauke Klünder]
Ja, so ein Beispiel, also der Klassiker ist bei uns das Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehranbau. Das Projekt hat zwei Komponenten. Zum einen den Bürgertreff, gerade in Orten, wo sich beispielsweise die Nahversorgung zurückgezogen hat oder wo halt eben ein aktives Vereinsleben vorherrscht, aber halt nicht die entsprechenden Räumlichkeiten vorgehalten werden kann.
Und dann natürlich die Feuerwehr als ganz wichtige Basisinfrastruktur, wo es dann auch darum geht, mit aktualisierten Rahmenbedingungen, zum Beispiel auf Fahrzeuggrößen, dann auch ein Feuerwehrgerätehaus gefördert zu bekommen. Unser Beispiel, was für uns in dem Zusammenhang schon ein großer Finger zeigbar war, das Dorfgemeinschaftshaus in einer kleinen Gemeinde, wo das dann von der ersten Idee bis zur Umsetzung vier Jahre gedauert hat. Das ist nicht selten der Fall, hat unterschiedliche Komponenten.
Zum einen prüft man natürlich dann eine Förderung, hat diese Förderung ins Auge gefasst, muss dann eventuell noch Rahmenbedingungen erfüllen, sowohl Dinge, die der Fördermittelgeber fordert. In diesem Fall war es beispielsweise, dass das in einem Ortserentwicklungskonzept oder ähnlichen Entwicklungskonzept ein Schlüsselprojekt sein musste. Und zum anderen muss man natürlich prüfen, ob man dann für das entsprechende Baufeld auch einen B- und F-Plan hat, sodass solche Projekte sich dann halt relativ schnell in die Länge ziehen können.
Das, was wir damals näher unter die Lupe genommen hatten, hatte noch die Besonderheit, dass nicht nur die Politik gucken musste, ob sie überhaupt das Geld zur Verfügung hat, sondern dass in diesem vierjährigen Prozess ganze acht Sachbearbeiter die Koordination übernommen hatten, wo man sich dann relativ schnell ausmalen kann, was für einen hohen Ressourcenverbrauch unter anderem noch dahinter gesteckt hat.
[Felix Schmitt]
Ich glaube, das ist bildlich direkt nachzuvollziehen, gerade wenn so viele Kolleginnen und Kollegen hier ja auch betroffen sind. Habt ihr auch mal recherchiert, wie viele Förderprogramme gerade auch für Kommunen beispielsweise in eurem Landkreis ganz generell zur Verfügung stehen? Also aus welcher Zahl an Förderprogrammen man sich bedienen beziehungsweise erstmal überhaupt auswählen muss?
Also wie groß ist dieser Dschungel, von dem ihr da sprecht?
[Hauke Klünder]
Also wir können keine exakte Zahl nennen. Das ist wie äquivalent zu den Dienstleistungen der öffentlichen Hand. Da munkelt man ja auch immer, dass es so um die 575 sind im Bereich OZG.
Wir gehen von zwischen 2000 und 2500 Förderrichtlinien aus. Das ist so das, was ja Land auf, Land ab kommuniziert wird. Und ja, aber genau beziffern kann man es nicht, zumal ja auch immer wieder Förderrichtlinien auslaufen, neue aufgelegt werden.
Genau.
[Felix Schmitt]
Ja, das heißt also, ihr habt in der Tat also identifiziert. Es gibt den Bedarf, wenn Infrastruktur erneuert oder aufgebaut werden muss, dass man das ohne Fördermittel gar nicht stemmen kann. Die Auswahl, aber auch die Arbeit mit diesen Fördermitteln ist ziemlich aufwendig.
Heißt das Problem? Ich glaube, das kann wahrscheinlich jeder, der im kommunalen Umfeld tätig ist, sofort auch nachvollziehen. Ihr habt jetzt mit dem, aber jetzt nicht aufgehört an dem Punkt, wo man lamentiert, sondern ihr habt da eigentlich ja erst richtig angefangen.
Melanie, kannst du mal so ein bisschen beschreiben, was ist von, wie ist es dann weitergegangen, nachdem man herausgefunden hat, da ist ein Problem? Lass uns mal eine Lösung finden.
[Dr. Melanie Boieck]
Das kann ich sehr gerne machen. Wobei Hauke da vielleicht noch näher dran ist, weil er zu dem Zeitpunkt ja schon da war und ich ja erst später eingestiegen bin. Aber kurz zusammengefasst hat man ja, nachdem diese Stabsstelle Förderscouting hier gegründet wurde für den Landkreis, hat Hauke damals noch alleine mit den ganzen Verwaltungsleitungen entsprechende Workshops gemacht, um herauszufinden, wie diese Arbeit, eine Person berät 133 Kommunen, wie kann das zielgerichtet und effizient erfolgen?
Und da war relativ schnell klar, dass hier eine digitale Lösung her muss, ein digitales Assistenzsystem. Und da kam dann der Förderantrag für Heimat 2.0 ins Spiel. Das ist ein Förderprogramm von Region Gestalten aus dem BMBSB.
Und hier, diese Förderung erlaubte dann zum einen, mich einzustellen als Personalstelle, die dann verantwortlich ist, die interkommunale Förderscouting-Plattform Nordfriesland, wie sie dann ursprünglich hieß, aufzusetzen. Und hierbei war uns ganz wichtig, das sollte eine Lösung für die Verwaltung und für die Kommunen sein. Das heißt, wir sind auf die Verwaltung erst mal zugegangen und haben die gefragt, was braucht ihr?
Wie kann diese Plattform gestaltet werden, dass ihr sie nutzt, dass sie für euch nützlich ist und dass wir da mit der Projektförderung auch wirklich gut arbeiten können? Weil einfach nur einfach nur eine Seite aufbauen, wo wir kurz zusammenfassen in drei Sätzen, welche Förderung für was gut ist. Das, ja, sowas gibt es auch teilweise schon von irgendwelchen Dienstleistern.
Und das war aber zu kurz gegriffen, sondern uns ging es darum, eben auch Bedarfe aufzu-, ja, uns ging es darum, Bedarfe von den Kommunen auch direkt aufzunehmen, mit eben diesen Fördermitteln zusammenzubringen, aber auch eben nicht nur diesen Fokus Fördermittel zu haben, sondern eben auch zu schauen, wie werden-, wie kann man gut Projekte umsetzen und wie kann man auch Projekte nachnutzen? Und dieser Nachnutzungsfaktor war dann ganz besonders oder war dann nochmal ein besonderer Faktor in der Programmierung dieser Plattform, weil wir gesagt haben, wenn ich ein Projekt eben mit oder ohne Fördermitteln umgesetzt habe, kann eine andere Kommune diesen Weg, den wir da gemacht haben, vielleicht nachnutzen und spart sich vielleicht im besten Fall Zeit und Geld.
[Felix Schmitt]
Dankeschön. Hauke, Melanie, deine einsteigende Arbeit richtig beschrieben?
[Hauke Klünder]
Ja, genau so haben wir das ganze Thema aufgesetzt, immer orientiert am Nutzer, also an der Verwaltung, vielleicht eine Ergänzung dazu. Wir haben uns dazu entschlossen, dass das politische Ehrenamt sogenannte Gastzugänge bekommt. Das heißt, sie bekommen ein Leserecht, weil wir gesagt haben, wir wollen das Ganze strukturiert aufgreifen, also strukturiert in dem Sinne, dass sowohl die Bedarfe, die Förder-Kurzinfos und die Umsetzungs- Checkliste in strukturierten Vorlagen in der Plattform abgelegt werden können, aber eben auch strukturiert und geordnet in dem Sinne, dass wir jetzt nicht 1300 ehrenamtlich politisch Tätige auf die Plattform lassen und dann über Nacht komplette Projektskizzen da platziert werden, die gegebenenfalls noch nicht mal politisch abgestimmt sind, sodass wir halt eben den Fokus wirklich drauf gesetzt haben, zu sagen, es ist ein Verwaltungswerkzeug.
[Felix Schmitt]
Ihr habt gerade ja schon beschrieben, die Förderplattform, über die wir heute sprechen, hebt sich ja von dem, was man so gemeinhin an unterschiedlichsten Datenbanken, die ja auch viele Kommunen auf der Wege nutzen, ja auch unterscheiden beziehungsweise deutlicher auch darüber hinausgehen. Wer von euch kann denn mal diese Plattform in Tiefe beschreiben? Also wie arbeitet man damit und welchen Nutzen kann man daraus ziehen?
Das frage ich mal offen. Wer kann das denn von euch besser beschreiben?
[Dr. Melanie Boieck]
Besser weiß ich nicht, aber ich kann das gerne übernehmen, denn da ich ja für diese Plattform hauptsächlich verantwortlich bin und auch als Product Owner nennt sich das, glaube ich, oder auch den Haupt-Support eben für die BenutzerInnen der Plattform mache, das ist, glaube ich, für mich jetzt am naheliegendsten. Im Prinzip habe ich als User die Möglichkeit, ich kann in die Plattform reingehen und kann mir natürlich Förderungen als Förder-Kurz-Info anschauen, das heißt, ich habe dann eine Förderung Bund-Land-EU, wo ich reinschauen kann, wo ich wirklich kurz und knapp mit dem Notwendigsten beschrieben habe, was eine Förderrichtlinie bietet, was sie fördert, was sie nicht fördert und mit welcher Förderquote und natürlich weiterführenden Links. Dann kann ich aber eben auch eine Projektidee anlegen, das heißt, wenn ich weiß, in der Kommune oder in zwei Kommunen, die ich betreue, da steht eben demnächst das Beispiel Feuerwehrgerätehaus an, das saniert oder neu gebaut werden muss und kann dann in dieser Projektidee beschreiben, hey, die Kommune XY, die benötigt ein neues Feuerwehrgerätehaus.
Es gibt die und die Voraussetzungen. Es gibt beispielsweise das Grundstück ist schon da. Das muss oder das Gebäude muss halt saniert werden.
Es muss nach dem und dem Standard im Idealfall saniert werden und kann dann natürlich eine Förderung, wenn ich schon eine gefunden habe, direkt verlinken zu meinem Bedarf und kann direkt sagen, damit kann das gut gefördert werden. Ich kann aber auch, wenn ich merke, ich komme da nicht weiter oder ich bin nötig, mehr Beratung dazu, dann kann man in der Plattform Hauke oder mich als Bearbeiter hinzufügen und dann wissen wir wiederum, dass wir dort in die Projektberatung gehen sollen und dann können wir eben dazu nochmal Hinweise oder Tipps geben. Wenn ich aber sage, ich möchte gar nicht dieses Feuerwehrgerätehaus als Projektidee anlegen, sondern ich möchte erst mal schauen, haben vielleicht andere Kommunen das Ganze schon mal gemacht, dann kann ich nach sogenannten Umsetzungschecklisten suchen.
Das ist die dritte Komponente in der Plattform und in diesen Umsetzungs Checklisten sind eben bereits durchgeführte Projekte abgebildet, wie eben in der Checkliste mit Häkchen und mit den Schritten insgesamt sechs Schritte, die wir da mit Unterschritten und mit kleineren Zwischenarbeitsschritten natürlich noch abgebildet, auch mit Dateien, mit Bildern, natürlich mit Ansprechpartner, den ich auch kontaktieren kann, wenn ich dann doch noch weiterführende Fragen habe und sehe dann, ach, in dem und dem Verwaltungsbereich, das Feuerwehrgerätehaus in der Kommune wurde saniert und es wurde mit den Fördermitteln vom Bund, von dem und dem Ministerium tatsächlich saniert.
Vielleicht gilt die Richtlinie noch und kann mir das aber schon mal anschauen. Ich habe also schon mal vielleicht einen Hinweis. Ich habe vielleicht schon mal einen Weg, den ich gehen kann, ein paar Sachen, die ich abklopfen kann und natürlich uns als Ressource, Stabsstelle, die ich fragen kann, wenn ich dann doch nicht weiter weiß oder wenn das eben nicht nur ein einfaches Feuerwehrgerätehaus ist, weil ich da gerne noch ein Dorfgemeinschaftshaus mit unterbringen möchte, vielleicht auch noch einen Spielplatz da dran bauen möchte. Also je nachdem. Es sind ja eben nicht manchmal nur so einfache Projekte, sondern es soll vielleicht direkt noch mehr gemacht werden oder es steht noch mehr an.
Und so kann ich eben auf vielfältige Weise mit der Plattform arbeiten. Ich kann meine Bedarfe einstellen. Ich kann aber auch schauen, was gibt es für Fördermittel?
Ich kann schauen, was gibt es für andere Projekte in anderen Kommunen? Und kann mich aber auch immer vernetzen, weil auch die Kontaktdaten natürlich dabei stehen oder die Projektleitung, die das Projekt eingestellt hat, direkt mit dabei steht. Und so kommt es eben auch manchmal zu interkommunalen Projekten oder auch vor allem zu interkommunalen Austausch, der immer sehr schön ist.
[Felix Schmitt]
Ihr hattet ja vorhin auch schon beschrieben, dass ihr auch die Politik, zumindest im lesenden Zugriff dort auch drauf habt. Das heißt, ihr habt ja die Zielgruppe für diese Plattformen weitergefasst, als es so üblicherweise der Fall wäre, wenn man ein Verwaltungstool hier auch einführt. Wen habt ihr denn genau in den Verwaltungen im Blick, wenn ihr euch über oder wenn ihr solche solche Projekte auch anlegt?
Ist es klassischerweise immer die Bauabteilung oder ist es bei euch weitergefasst? Also wer arbeitet auch wirklich damit in Verwaltung?
[Dr. Melanie Boieck]
Das hat sich verändert tatsächlich ein bisschen. Also als wir gestartet sind, war die Zielgruppe in den Verwaltungen viel, das Bauamt, aber auch ganz häufig Kämmerei, weil in den Kämmereien dann die die Abwicklung der Fördermittel von eben aus finanzieller Sicht getätigt wurde. Wir hatten aber auch Fachbereich zentrale Dienste oder eben die direkte Büroleitung von dem Bürgermeister zum Beispiel, also ganz, ganz unterschiedlich am Anfang.
Und das hat sich gewandelt in den letzten Jahren, weil jetzt immer mehr Verwaltungen entweder eine Personalstelle oder Personalstellen Anteile haben, die explizit mit Projektmanagement oder mit eben Projekten in der Verwaltung beauftragt sind. Denn diese Förderprojekte oder Projekte generell sind meistens eben nicht nur auf einen Fachbereich begrenzt, sondern wenn ich sage, ich baue ein Feuerwehrgerätehaus, dann habe ich natürlich das Bauamt involviert und ich habe aber auch die Kämmerei involviert. Die Finanzen müssen abgerechnet werden.
Der Fördermittelgeber muss, die Mittel müssen abgeschöpft werden. Ich habe aber natürlich auch entsprechende Abteilungsleiter mit da drin und deshalb ist Projekt und natürlich das Ordnungsamt, Hauke hat es eben schon gesagt, B- und F- Pläne, das muss auch alles dabei sein. Das heißt, ein Projekt beschäftigt in unterschiedlichen Phasen eigentlich eine gesamte Verwaltung und das heißt, ich muss hier jemanden haben, der übergeordnet sitzt, der in alle Fachbereiche reingehen kann, sich die entsprechende Zuarbeit holen kann, aber einen Überblick hat und am Ende schaut, dass das Projekt auch wirklich eben nicht in diesen vier Jahren, sondern vielleicht in zwei Jahren dann abgeschlossen wird. Und immer mehr Verwaltungen schaffen tatsächlich diese Stellen, sind meistens unterschiedlich angesiedelt in unterschiedlichen Fachbereichen.
Wie gesagt, manchmal ist es eine volle Stelle, manchmal sind es zwei Stellen, manchmal ist es nur eine halbe, aber das hängt ja auch von der Größe der Verwaltung ab. Aber tatsächlich sind diese Stellen, also die sich mit Projekten und Fördermitteln befassen in einer Verwaltung, das ist unsere Hauptzielgruppe und ich möchte noch ergänzen, die BürgermeisterInnen oder die wir jetzt als Gastleser auch mit drin haben, die kann man halt, also die sind vielleicht nicht erste Hauptzielgruppe, aber sind trotzdem mit dabei und sind trotzdem mitgedacht, denn eine Verwaltung kann nur arbeiten, wenn die Politik und die ist nun mal hier tatsächlich ehrenamtlich auf dem Land, die muss ja den Auftrag geben oder die muss das wollen. Und die Verwaltung setzt es ja im Prinzip je nach Möglichkeit und je nachdem, worum es geht, um.
Aber tatsächlich muss man das politische Ehrenamt oder die BürgermeisterInnen muss man mitdenken und die muss man mit einbeziehen, das kann man nicht so ohne die machen. Deshalb war es immer auch eine Frage, wie man die mit einbeziehen kann, ohne dass sie direkt zu viel, dass sie direkt in Gestaltungsfreude, nenne ich das mal, verfallen und ganz viele Projekte sofort anleihen wollen, was eine Verwaltung dann ja gar nicht umsetzen kann. Aber hier einen Mittelweg zu finden, ist manchmal eine Herausforderung, aber bis jetzt ist es uns gefühlt geglückt.
[Felix Schmitt]
Danke schön, Hauke, du hattest vorhin mal erwähnt, ihr kennt wahrscheinlich jetzt auch nicht alle, aber ihr wisst, dass es über 2000 Förderrichtlinien, Förderprogramme gibt, aus denen man im, ich sage mal im weitesten Sinne auswählen kann oder zumindest die zur Verfügung stehen. Jetzt habe ich gelernt, sozusagen mit der Plattform gibt es ja viele Möglichkeiten, die Entwicklung von solchen Projekten ja auch vereinfachen. Aber da steht ja immer noch das Thema im Hintergrund.
Es sind unpassbar viele Förderprogramme. Wie genau kann ich mir das vorstellen, dass jetzt diese Komplexität durch diese tiere Zahl und hinter jedem Förderprogramm, hinter jeder Förderrichtlinie stehen ja auch noch dutzende Regularien. Wie kann ich mir das vorstellen an dieser Stelle, dass hier die Komplexität einfach soweit reduziert wird, dass auch kleine Verwaltungen damit effektiv arbeiten können?
[Hauke Klünder]
Ja, also dieses Komplexitätsproblem ist in der Tat eines der größten Probleme. Es wird ja auch immer wieder gefordert, dass Bürokratie abgebaut werden soll. Und was wir in der Praxis feststellen, ist, dass eigentlich sukzessive immer noch mehr draufgesetzt wird.
Aktuell ist es bei uns in der Förderscouting-Plattform so, dass wir das durch die manuelle Zusammenfassung der Förderkurzinfos schon so ein bisschen versuchen zu kanalisieren. Jetzt kann man natürlich sagen, die Förderplattform des Bundes macht genau dasselbe. Das ist auch so.
Was wir in Zukunft machen werden, und da sind wir jetzt gerade mit einer Projektfinanzierung durch das Land Schleswig-Holstein dabei, wir werden das ganze Thema mittels KI, ja, handhabbarer machen, sagen wir es mal so. Denn eben, wenn wir jetzt davon ausgehen, aktuell haben wir um die 160 aktuelle Förderkurzinfos in der Plattform und um und bei 70 Förderkurzinfos im Archiv, das heißt ausgelaufene Förderrichtlinien, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wenn so eine Zusammenfassung so bummelig vier bis fünf Stunden dauert, wenn man das gewissenhaft und ja auch vollumfänglich macht, dass man da mit zwei Vollzeitstellen lange nichts wird. Deshalb haben wir jetzt diesen KI-Fördermittel-Check, den wir aktuell auch umsetzen und der dann wahrscheinlich ab Frühjahr nächsten Jahres ja in einer ersten Version zur Verfügung steht.
Und damit gewinnen wir schon ja sehr viel an Ressourcen wieder zurück und sehr viel an Möglichkeiten uns mehr auf die Bedarfe der Kommunen zu fokussieren.
[Felix Schmitt]
Das heißt, ihr geht dann bei der Auswahl oder ich sag mal bei dem ersten Einblick über eure Datenbank und man kann dann, wie man das heute über GPT oder Gemini kennt, mit einem Large-Language-Model drüber und kann mit der Plattform sprechen. So, ich möchte folgendes machen. Was kommt da für mich in Frage?
Stell ich mir das so einfach an dieser Stelle korrekt vor? Oder habe ich da irgendwie ein paar Komplexitätsstufen direkt überstromen?
[Hauke Klünder]
Nein, im Grunde können wir dir das gar nicht so genau jetzt schon sagen, ob das jetzt wie OpenAI oder Gemini ist. Was wir aber sagen können, ist, dass also wir können alle Förderrichtlinien durch die KI zusammenfassen lassen, egal welche Struktur eine Richtlinie hat. Wir können sie in einem Standard, den XFLB-Standard, dann überführen, können daraus Kurzfassungen sowohl für das politische Ehrenamt als auch für die Verwaltung generieren, also mit dem Unterschied, dass Verwaltung dann für den Antragsweg entsprechende weitere Schritte noch bekommt, die verwaltungstechnisch relevant sind.
Und was diese KI dann noch liefern kann, ist eben das Stichwort Large-Language-Models, vier ja gerade. Wir können natürlich dann, wenn Projektideen oder Bedarfe entsprechend in den Templates angelegt sind, mit einem gewissen Konkretisierungsgrad, können wir da ein Matching, ein Vergleich drüber laufen lassen, der uns dann anzeigt, zu so und so viel Prozent oder zu so einem Grad passt das Projekt auf folgende Richtlinie oder folgende Richtlinien. Also es kann natürlich dann auch im Plural mehrere Förderrichtlinien betreffen und so wollen wir uns deutlich schneller, ja, dessen nähern, dass wir da wissen, so können wir weiter verfolgen oder nicht und Politik kann dann möglichst schnell entscheiden, wollen wir die nächsten Schritte beispielsweise im Bereich eines Bauprojektes, HUI-Leistungsphase 3, Entwurfsplanung in Auftrag geben, um tatsächlich dann die weiteren Schritte im Antragsweg gehen zu können.
[Felix Schmitt]
Und du hast es ja gerade auch beschrieben, das ist ja also noch Zukunftsmusik, aber immerhin die Förderung für die Entwicklung der Förderung ist vorhanden. Aber lass vielleicht noch mal ganz kurz einen Schritt noch mal zurückgehen und noch mal ins Heute kommen. Jetzt habt ihr ja die Plattform, sie ist da und sie funktioniert und wir haben uns jetzt, ihr habt ja vorhin auch beschrieben, wie man auch damit arbeiten kann.
Was mich jetzt noch mal interessiert, um jetzt wieder wirklich den Schritt in die Praxis auch zu gehen, wie genau geht denn ein Bürgermeister oder eine Kommune hier an dieser Stelle heute mit eurer Fördermittelplattform entsprechend auch um und wo kommen die Initiativen her? Sind das wirklich die ehrenamtlichen Politikerinnen und Politiker, die da meistens mit beginnen und sagen, ich sehe, es gibt einen, jemand hat einen Fußballplatz gebaut, also will ich das jetzt auch. Gerade auch, ihr seid nicht weit weg von Flensburg.
Plötzlich ist Fußball vielleicht ja auch wichtiger geworden. Oder wie funktioniert es heute? Kommen diese Projekte auch weiterhin eher aus der Verwaltung?
Wie ist sogar heute der Umgang mit Fördermitteln, wenn man eure Plattform jetzt eben auch zur Verfügung hat? Melanie, das kannst du wahrscheinlich wieder besser beschreiben, richtig?
[Dr. Melanie Boieck]
Ich kann es versuchen, aber das ist sehr, sehr unterschiedlich, weil natürlich, also kommen auch viele Initiativen eben aus den Gemeinden selbst, aus den Gemeindevertretungen von den BürgerInnen, die das dann über die Gemeindevertretung tatsächlich dann in die Verwaltung spielen. Aber es gibt natürlich auch Projekte, die von der Verwaltung ausgehen. Also wir haben beispielsweise in unseren Checklisten auch eine Unterscheidung, wer ist hier die Initiative?
Ist das das Ehrenamt oder ist das das Hauptamt? Das heißt, Hauptamt hat natürlich auch immer im Blick, was ist vom Bedarf her gerade dran? Das heißt, die schicken die Prüfer beispielsweise zu einer Turnhalle oder dem Spielplatz, wo es dann heißt, der muss neu gemacht werden, der muss saniert werden oder da ist eben jetzt ein Bedarf entstanden, da muss was gemacht werden.
Aber eben auch, Beispiel Fußballplatz aus der Gemeinde direkt. Wir hatten gerne einen Fußballplatz. Und das ist wirklich sehr, sehr, sehr unterschiedlich von Kommune zu Kommune.
Und das, ja, das zu beschreiben ist schwierig, aber ja, immer immer ein spezieller Fall. Weiß ich gar nicht, ob man das so pauschal beantworten kann. Tatsächlich, weil auch die die Bandbreite an Projekten einfach so groß ist.
Und ja, natürlich hat man Projekte, die in vielen Gemeinden Thema sind, wie eben das Feuerwehrgerätehaus. Aber da sind auch sehr, sehr spezielle Voraussetzungen manchmal eben.
[Hauke Klünder]
Ja, vielleicht als Ergänzung dazu und ein bisschen konkreter fokussiert auf die Plattform. Also man muss die, man muss es mit so einer Plattform immer ein bisschen relativieren. Die ist jetzt seit zwei Jahren am Start.
Ich würde jetzt behaupten, seit Anfang des Jahres sind wir so aus der ersten Testphase heraus. Das heißt ja, auch das Hauptamt muss üben, mit solchen neuen Elementen dann umzugehen, wenn es nachher operativ relevant werden soll. Und wir haben einfach festgestellt, dass es als regionale Unterstützungskomponente im jetzigen Stadium noch Sinn macht, einfach Projekte dann eng zu begleiten, also von der Idee bis zur Antragstellung, um dann daraus sogenannte Musterprojekte, Musterprojektideen, Musterumsetzungschecklisten zu generieren, die dann erst mal nachnutzbar gemacht werden können.
Und alles weitere, was dann natürlich mit der aktiven Nutzung durch Verwaltung einhergeht, das versuchen wir jetzt Step by Step sowohl über bestehenden Content als auch neu zu generierenden Content so zu kultivieren, dass wir nachher auch sagen können, es ist eigentlich diese Stabstelle gar nicht mehr nötig, sondern das Netzwerk an sich unterstützt sich, teilt Informationen und gibt auch Einblicke in die eigene Arbeit, dass sowohl Haupt- als auch Ehrenamt dann von der Inspiration ins Handeln kommen kann.
[Felix Schmitt]
Jetzt hast du gerade einen wichtigen Punkt ja auch noch mal aufgemacht, nämlich, dass es für euch ja jetzt immer noch ein neues Tool an dieser Stelle ist und ganz generell für gerade für Kommunalverwaltung ja der Umgang mit solchen Tools ja immer, also jedes Mal, wenn es kommt, ja immer noch eine Herausforderung ist, weil die Erfahrungswerte da ja nicht da sind. Da habt ihr jetzt ja auch viel gelernt. Was sind denn so für euch jetzt aus der Erfahrung, erstens der Arbeit mit der fertigen Plattform, aber auch aus der Aufbauzeit, was sind denn so eure wichtigsten Lehren, die ihr da jetzt auch daraus gezogen habt, was ja vielleicht ja auch wichtige Hinweise für andere Verwaltungsebenen ja auch geben kann?
Was habt ihr da mitgenommen?
[Hauke Klünder]
Ja, vielleicht also das, was wir grundsätzlich gelernt haben, es ist ein Werkzeug und kein Allheilmittel. Geht auch so ein bisschen in die Richtung, was Melanie vorhin beschrieben hatte. Wir haben sehr heterogene Strukturen gehabt vorher, also für diese Stabsstelle gab es in jeder Verwaltung einen zentralen Ansprechpartner.
Da waren teilweise Leute dabei mit 10 Prozent Stellenanteil, 20 Prozent Stellenanteil, 50 Prozent Stellenanteil und ich glaube sogar eine Stelle mit 100 Prozent, wo man dann deutlich schon gemerkt hat, da ist einfach im Doing dann eine andere Qualität, ein ganz anderer Druck oder Geschwindigkeit dahinter. Das neben dem Werkzeugthema, das zweite zentrale Thema eigentlich, die Etablierung von Projekt- und Fördermittelmanagements direkt in den Kommunalverwaltungen ist, dass man hier einfach auch in die Verwaltung rein dann Prozesse optimieren kann. Ja, einzelne Abteilungen koordiniert, um wirklich auch dann im täglichen Doing die Schritte zu vereinfachen und transparenter zu machen.
[Felix Schmitt]
Kannst du so ein bisschen beschreiben, woher gerade auch diese Veränderung kommt? Weil das ist ja für die meisten Verwaltungen außerhalb eures Kreises ja immer noch neu, also dass man Projektstellen schafft, die man ja auch rechtfertigen muss gegenüber der Kommunalaufsicht und anderen, wenn man seinen Haushalt nicht irgendwie selber auch bestreiten kann. Kommt das aus, woher kommt das?
Also was für einen Beitrag habt ihr an dieser Stelle auch zu dieser Veränderung?
[Hauke Klünder]
Also wir haben eigentlich von Tag eins immer darauf hingewiesen, dass so eine regionale Stabsstelle, Förderscouting einfach nur so gut agieren kann wie die Verwaltung vor Ort selbst. Das war so immer der Startpunkt und die Anforderungen sowohl eher von ehrenamtlicher als auch hauptamtlicher Seite an die Stabsstelle war immer dieses sogenannte Telefonbuch der Förderkursinfos, wo wir uns da jetzt mit dem KI-Ansatz sehr stark daran annähern und diese Antragsservice von A bis Z. Nur eben wie beschrieben, wenn man hier mit ein oder zwei Vollzeitstellen agiert, sitzt man doch trotzdem nicht in jeder Verwaltung und kennt in jeder Verwaltung die entsprechenden Leute, sodass man ganz klar auf Zusammenarbeit angewiesen ist.
Und das haben wir auch immer herausgestellt. Und welchen Anteil wir dann nun direkt oder indirekt daran haben, dass wir jetzt fast in jeder Verwaltung hier in Nordfriesland entsprechende Stellen geschaffen haben, das können wir so gar nicht beziffern. Aber wir sind immer sehr mit Nachdruck dabei, dass die Leute das verstehen und dann auch die Erfolge durch diese Maßnahmen, da Personal zu schaffen, einfach auch sehen.
[Felix Schmitt]
Hauke, noch eine letzte Frage, jetzt aber auch nochmal ganz speziell an dich als Stabsstelle. Wie hat es denn auch deine Rolle in den letzten Jahren so ein Stück weit verändert durch das Hinzukommen jetzt dieser Plattform? Melanie hat es am Anfang ja auch beschrieben, dass es für dich ja am Anfang auch sehr stark darum ging, im Prinzip mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu reden.
Da gab es ja aber diese Plattform, mit der auch die Kommunen selber arbeiten können, nicht. Ich stelle mal in meiner naiven Weltsicht mir vor, da hat dich halt jeder angerufen, wenn irgendwo irgendwas gebaut werden sollte. War das früher so und hat sich dein Rollenprofil als Stabsstelle hier jetzt in den Jahren auch verändert?
[Hauke Klünder]
Das war tatsächlich nicht so, weil mir aus vorherigen Tätigkeiten schon klar war, wenn man jetzt sagt, auf eine Vollzeitstelle kommen 133 Bürgermeister, dann werden genau diese Arbeitsaufträge, die hier auflaufen, relativ schnell in die Verwaltung sowieso zurückgeschickt. Und dann wird spätestens dann, wenn mehrere Projekte entwickelt werden, und das geht im Zweifel schneller als den Antragsweg oder die Umsetzung zu realisieren, dann werden wir relativ schnell Amts- und Arbeitsplätze stoßen. Deswegen haben wir das seinerzeit schon unterbunden und gesagt, wir haben diese zentralen Ansprechpartner, die bündeln die Bedarfe und die kommunizieren mit der Stabsstelle.
Das interessante Momentum aktuell ist, wir schaffen deutlich mehr Projektberatung, also initial, und sind jetzt auch in der Lage, tatsächlich dadurch, dass wir diesen Personalaufbau in den Kommunalverwaltungen geschafft haben, auch es zuzulassen, dass wir direkt mit Bürgermeistern an Projekten arbeiten, weil wir können jetzt exakt adressieren, wer bei einem Projekt ein Projektteam bildet und wer nachher welche Aufgaben hat, weil wir das sowohl über die Plattform abbilden können als auch eben über die Kapazitäten, die verfügbar sind. Und so zeigt sich das mittlerweile sehr gut, dass wir deutlich näher an den Gemeinden dran sein können und auch wesentlich schneller diese Prozesse anschieben und, wie wir glauben oder wie es sich auch schon gezeigt hat in der Vergangenheit, auch viel schneller Entscheidungen und Umsetzungen in die richtige Bahn lenken können.
[Felix Schmitt]
Melanie, lass uns zum Schluss nochmal einen ganz kurzen Blick über die Grenze eures Landkreises hinwegwerfen, aber auch auf die Zukunft eurer Plattform. Hauke hat das vorhin ja schon beschrieben. Ihr werdet jetzt auch die Möglichkeiten von KI nutzen, um die Zugänglichkeit zur Plattform nochmal ein bisschen auch abzusetzen.
Was kann jetzt aber zum Beispiel auch eine Verwaltung, die das Pech hat, nicht in eurem Kreis beheimatet zu sein? Was kann sie aus der Arbeit, die ihr gemacht habt, vielleicht auch herausziehen, was für sie zukünftig auch hilfreich ist? Und was hat sich vielleicht auch zu erwarten, was sie zukünftig mit der Plattform noch anstellen werden?
[Dr. Melanie Boieck]
Ja, lass mich vorweg noch sagen, dass wir das tatsächlich ja schon testen, wie andere Verwaltungen außerhalb Nordfrieslands die Plattform nutzen können. Denn wir hatten das Glück oder, ja, das ausgewählt zu werden im Heimat 2.0 Ergebnistransfer. Und das beinhaltete, dass wir von den originären drei Jahren aus nochmal zwei Jahre dranhängen durften.
Und da wurden andere Verwaltungen in Deutschland ausgewählt, die sich bewerben konnten, eben Teil der Plattform zu werden und Teil unseres Netzwerks zu werden. Und hier sind Kommunen aus Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und auch aus Schleswig-Holstein ausgewählt worden, die wir mit in die Plattform aufgenommen haben und die in unserem Netzwerk jetzt mit drin sind. Und das ist Unterschied.
Das sind einmal Landkreisebenen, das sind Gemeindeebenen oder auch Amtsebenen, die dabei sind. Und hier sind wir gerade noch dabei, auszuprobieren, wie kann die Plattform in anderen Verwaltungen genutzt werden? Was ist der beste Weg dahin?
Und das ist gerade etwas, was wir noch ausprobieren, wo wir noch nicht einen kompletten Abschluss hintergemacht haben. Aber wir oder wir wünschen uns natürlich, dass noch mehr oder dass wir es irgendwann schaffen mit natürlich dann entsprechender Kapazität dahinter auch, sowohl personell als auch dann von der Plattform her, dass da auch noch andere Kommunen und Verwaltungen mit einsteigen können und mit daran arbeiten können, weil viel gerade im Projekt, das läuft ja auch über Austausch und das läuft eben über das Netzwerk, dass man sich untereinander austauschen kann. Und wir sind da bis jetzt viel mit natürlich anderen ländlichen Regionen im Austausch, in diesem Ergebnistransfer und ja, sind da auch gerade dabei, eben zu schauen, was ist da der richtige Weg und sind auch im Gespräch natürlich mit unserer Politik hier im Kreis zu sagen, wie kann man das vielleicht noch auf Nachbarlandkreise ausweiten oder wie kann man es vielleicht eventuell sogar schleswig-holsteinweit oder landesbundesweit?
Also das sind Fragen, die muss man natürlich klären. Da sind wir jetzt aber gerade noch so ein bisschen dran. Deswegen will ich da gar nicht zu viel spointen.
Und wie das wie das aussehen kann, muss man dann in Zukunft sehen. Aber die Gespräche oder die Ideen, die sammeln wir jetzt gerade. Oder da sind wir jetzt gerade noch dabei zu schauen, wie das funktionieren kann.
[Felix Schmitt]
Ja, vielen Dank, liebe Melanie, vielen Dank, liebe Hauke, für diese Einblicke. Ich finde es auch spannend. Und jetzt schließt sich für mich auch wieder so dieser Kreis zur Top Ten der kleinsten Verwaltungen in Deutschland.
Denn als Rheinland-Pfalzer weiß ich natürlich auch, dass die, dass die Probleme, die ihr anfangs beschrieben habt, ja nicht exklusiv in Schleswig-Holstein beheimatet sind, sondern die Herausforderungen kennt man ja natürlich überall, wo die Verwaltung oder wenn man nicht in einer Gemeinde wohnt, wo die Verwaltung deutlich größer ist als die durchschnittliche Kommune, die in einem solchen Landkreis wie bei euch oder vielfach ja auch bei uns beheimatet sind. Von daher wünsche ich mir, wünsche ich mir natürlich, dass das, was ihr aufgebaut habt, dass da auch zukünftig viele andere auch von profitieren können.
Ich weiß aber auch, dass man das nicht einfach herzaubern kann an dieser Stelle. Deswegen wünsche ich euch noch viel Erfolg mit einerseits mit dem Betrieb heute, mit der Arbeit, die ihr da geleistet habt, von der heute ja schon viele auch profitieren. Aber natürlich auch viel Erfolg dabei, die Pläne, die ihr habt, auch zu verwirklichen.
Für das Gespräch heute. Vielen Dank, liebe Hauke. Vielen Dank, liebe Melanie.
[Dr. Melanie Boieck]
Sehr gerne.
[Hauke Klünder]
Vielen Dank von unserer Seite.