Das digitale Standesamt Wiesbaden

Vor nicht einmal 10 Jahren klimperten noch Schreibmaschinen im Wiesbadener Standesamt. Aber Anfang 2021 hat Wiesbaden als erste Kommune in Deutschland die Anmeldung zu Hochzeit nicht nur digital angeboten, sondern die Authentifizierung über ein Video-Identverfahren geregelt. Und innerhalb weniger Wochen überholte  die Zahl der online eingegangenen Eheanmeldungen den bisherigen Zugang deutlich. 
 
Aber im Standesamt ist viel mehr passiert. Wie ehemals funktionierende, aber langwierige Prozesse digitalisiert, vereinfacht und erheblich beschleunigt wurden, wie die MitarbeiterInnen einbezogen wurden und welche Hürden in diesem Transformationsprozess überwunden werden mussten, ist Thema dieser Ausgabe. 
 
Mit dabei sind Monika Rubbel, die langjährige Leiterin des Standesamtes, Jan Klumb, Sachgebietsleiter Standesamt und Bürgerbüro sowie Leiter des Teams Online-Rathaus und Edwin Meier, frischgebackener Standesbeamter, der heute genau so arbeiten kann, wie es sich junge Menschen gerne wünschen. 

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Transkript

[Felix Schmitt] Kommunale Digitalisierung der Podcast mit Felix Schmitt.
Herzlich willkommen zur Folge elf meines Podcasts zur kommunalen Digitalisierung.
Mein Name ist Felix Schmitt. Ich bin dein Moderator und Begleiter auf dem Weg in die kommunale Digitalisierung. In der vergangenen Woche haben wir dadrüber gesprochen, warum es in vielen Kommunen heute noch schwierig ist OZG Leistung auch online anzubieten.
Ich bin und will auch kein pessimistischer Mensch sein, darum bin ich froh, dass wir heute mit dem Standesamt Wiesbaden sprechen dürfen,
Dort kann man seit einigen Wochen zum Beispiel das Aufgebot zur Hochzeit komplett online beantragen und der Clou dabei
Die Authentifizierung läuft über ein Videoidentverfahren, wie man es zum Beispiel von Banken kennt. Einmalig in der kommunalen Landschaft in Deutschland.
Ich spreche gleich mit Monika Rubbel, der langjährigen Chefin des Wiesbadener Standesamtes mit Jan Klumb, dem Sachgebietsleiter, Standesamt und Bürgerbüro und dem noch ganz frischen Standesbeamten Edwin Meier.
Und versprochen, wir steigen ganz tief ein in die Transformation einer Einheit, in der vor zehn Jahren noch Schreibmaschinen zum Repertoire der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehörte.
Hallo Frau Rubbel, ich grüße Sie. 
 
[Monika Rubbel] Guten Tag.
[Felix Schmitt] Hallo ähm Frau Rubbel, im Dezember 2019 sind Sie in den Ruhestand verabschiedet worden, Das äh hat aber nicht lange gedauert. Sie sind schnell wieder zurückgekehrt. Was ist denn passiert? Gab’s noch keinen richtig guten Online-Prozess zur Pensionierung und wollten Sie da noch mal nachhelfen? [Monika Rubbel] Nein, nein, nein, nein. Also es war so, ich bin ähm für sechs Wochen in den Ruhestand gegangen. Das waren gefühlte sechs Monate. Ich hatte das Gefühl, ich hätte noch wahnsinnig viel zu tun. Es gibt noch viel zu viel offenes. Ähm deswegen dachte ich ein Zurück wäre gar nicht schlecht. [Felix Schmitt] Wie wir nachher dann auch noch hören werden ähm für die Stadt hat sich’s ja scheinbar auch äh gelohnt, dass sie ähm äh dass sie diese sechs Wochen, die sich wie sechs Monate anfühlten, ja auch genauso wahrgenommen haben.
[Monika Rubbel] Ja, ich bin zurück und habe dann äh gleich ein neues Projekt übernommen. Ich bin also nicht zurück ins Standesamt, sondern ähm habe etwas anderes für die Stadt gemacht. Genau, da kommen wir dann auch gleich ähm auch noch drauf zu sprechen. Ähm auch vorher, ich kenne den ähm auch den Jan Klumb mal kurz einführen äh lieber Jan. Ähm vor kurzem hat’s bei euch auch Veränderungen gegeben, Standesamt und Bürgerbüro wurden organisatorisch zusammengelegt, äh was bedeutet das für dich bisher warst du ja Sachgebietsleiter Standesamt gewesen? [Jan Klumb] Das bin ich auch weiterhin im Bereich Standesamt. Jetzt kommt noch ein Bereich aus dem Bürger, wo quasi mit dazu, das heißt der komplette Front-Office-Bereich ähm. Eine super Möglichkeit bietet die Synergien, wir haben beide Bereiche mit den größten und sag mal. Registern, das ist einmal das Melderegister und einmal das Personenstandsregister, quasi wichtige Identitäten und haben viele Dienstleistungen, die miteinander zu tun haben, was eine super coole Möglichkeit ist. [Felix Schmitt] Das äh klingt auf jeden Fall auch spannend ähm auch ein bisschen vielleicht das auch zu skalieren, was ihr eben äh im Standesamt ja schon umgesetzt habt und äh als Dritter in der Runde. Ist auch der Edwin Meier heute mit dabei ähm auch aus dem Standesamt in Wiesbaden ähm welche eure Onlinedienste im Standesamt hast du denn als Bürger schon ausprobiert, ähm haben dich die neuen Angebote schon dazu gebracht, vielleicht kurzfristig ein Aufgebot zu bestellen?
[Edwin Meier] Ähm erstmal hallo, ich möchte ähm auch gerne die Runde begrüßen. Ähm ich wohne erst seit knapp einem Jahr in Wiesbaden, deswegen, hat sich das bei mir nie wirklich ganz ergeben, aber tatsächlich, Als ich nach Wiesbaden gezogen bin, habe ich dann den Online-Terminkalender des Bürgerbüros in Anspruch genommen und äh das hat auch super gut funktioniert. Ich habe schnell einen Termin bekommen und die Wartezeit im Bürgerbüro selbst war dann auch nicht besonders lange. So kamen wir dann auch schnell an das, was wir wollten und das ähm hat mich positiv überrascht, denn ich kenne die Stadt ja bis dato eigentlich nur aus der ja internen Rolle als aus der Rolle des bei der Stadt Arbeitenden, aber jetzt war ich auch zum ersten Mal einer der Leistungen der Stadt direkt in Anspruch nimmt.
[Felix Schmitt] Und einer der Gründe, wie’s jetzt ja auch zu diesem äh zu dieser Folge kam, aber eine ganz neue Dienstleistung, die ihr in Wiesbaden an den Start gebracht habt, die, wenn ich das jetzt richtig aufm Schirm habe, weiterhin in Deutschland ja immer noch einmalig ist. Das ist, ihr habt die Anmeldung zur Eheschließung nicht nur online gemacht, sondern auch das Identifizierungsverfahren ganz neu aufgestellt. Ähm. Man kann sich nämlich jetzt in Wiesbaden über ein Video Ident-Verfahren, was man vielleicht von Banken kennt, ähm auch entsprechend authentifizieren. Äh wie funktioniert das denn bei euch in in Wiesbaden das äh Video-Indverfahren, genau?
[Jan Klumb] Ähm und zwar läuft das Ganze so ab. Das Projekt haben wir jetzt schon eine ganze Weile laufen, freuen uns deswegen auch sehr, dass wir Ende des letzten Jahres im Dezember endlich damit anfangen konnten, auch produktiv gehen konnten. Ähm Bürgerinnen und Bürger, die sich gern, Ja, die gern Eheschließungen anmelden möchten, die setzen sich natürlich mit uns in Verbindung. Und ähm das funktioniert dann praktisch ähm gleich in Verbindung mit der Terminvereinbarung. Das dann Bürgerinnen und Bürger ein Link geschickt bekommen. Hier geht’s dann zur Anmeldung und ähm selbst die Anmeldung der Eheschließung läuft dann, ähnlich ab wie in Banken auf. Man gibt seine persönlichen Daten ein, was alles gebraucht wird, Anschriftnahme, wie auch immer und dann geht’s im nächsten Schritt an die Identifikation selbst. Die äh macht bei uns einen Service, das macht die Firma WebID und die führen dann das Videotelefonat ähm durch, Dort werden dann die Prüfmerkmale des Ausweises kontrolliert, ähm Ausweisschwenken, die Sicherheitsmerkmale werden überprüft und wenn dann die Identifikation stattgefunden hat und erfolgreich war, dann ist die Anmeldung der Eheschließung auch schon abgeschlossen. Wenn alles passt, gibt’s noch eine Bestätigung und dann ja muss das Paar eigentlich nichts groß mehr machen. [Felix Schmitt] Außer vielleicht nochmal irgendwann äh auftauchen, um sie auch wirklich verheiraten zu lassen oder ist es der nächste Schritt, dass sie das dann auch noch per Stream und zugeschaltetem Standesbeamten auch noch dezentral hinbekommt?
[Jan Klumb] Also wir haben erstmal das Motto alles rund um das Ja-Wort online. Ich glaube an das Ja-Wort trauen wir uns erstmal nicht, weil sie ja nach wie vor auch eine sehr beliebte Zeremonie ist. Ähm natürlich unter normalen Umständen in den Trausaal zu gehen. Dabei zu haben, seine Trauzeugen von mir soll noch einen kleinen Musikstück beim Einlaufen, Auslauf, also von daher glaube ich, das werden wir uns erstmal nicht trauen, aber ich glaube, was ganz, ganz wichtig ist, ganze Bürokratie drumherum, digital zu gestalten sei es auch dann die individuelle Checkliste mit benötigten Urkunden vorzulegen oder vorzubereiten. Gestern habe ich eine Statistik bekommen äh für den Monat Januar im Bereich Januar hatten wir über 200 Anmeldungen der Eheschließung bereits online. Was ein absolut krasser Erfolg ist, Was ich super spannend fand, ich habe sofort auf die Uhrzeiten geguckt, wann haben Paare unseren Onlinedienst genutzt und ähm. Viele, die das in der Mittagspause machen tatsächlich, was ich sehr lustig fand, dann ist viel wieder Ruhe und dann geht es so ab 16 Uhr, 16:30 bis 22 Uhr dann quasi weiter und ähm dort werden aktuell die Anmeldung der Eheschließung gemacht, Merkt man auch die normalen typischen Öffnungszeiten. Ähm des Amtes sind nicht relevant. Es wird gerne am Nachmittag von der Couch aus oder am Abend wahrscheinlich zwischen Abendsende und zu Bett gehen dann irgendwie die Anmeldung der Eheschließungen gemacht. 
 
[Felix Schmitt] So zwischendrin, ne, wenn das jetzt so einfach funktioniert, ist das ja hervorragend. Ähm. Kannst du denn auch ungefähr sagen, wie viele äh ähm Anmeldungen ähm äh habt ihr insgesamt so im Monat? Also wie hoch ist da jetzt vielleicht auch schon der Schnitt? Habt ihr das auch schon ungefähr aufm Schirm?
[Jan Klumb] Also wir haben im Jahr rund 2000 Anmeldungen der Eheschließung. Heiraten ist ein absolutes Saisongeschäft, ja, also Anfang eines Jahres geschieht da fast nichts. Aber jetzt so jetzt sind wir im Februar März, das heißt die Sommermonate, man kann ab sechs Monate vor der Eheschließung sich anmelden, dann wird’s wieder mehr. Also 2000 im Jahr aber unterschiedlich verteilt in den Monaten, Wochen und so weiter. [Felix Schmitt] Das ist auf jeden Fall spannend. Ähm ich aber grade auch noch eine eine Frage ähm äh dazu bei Video-Ident, hatte ich ja auch am Anfang gesagt, ist auf der kommunalen Ebene ja eine absolute Ausnahme, wenn nicht sogar ähm auch einmalig. Gab. Gab es denn an an dieser Stelle irgendwelche rechtlichen Bedenken, die er zum Beispiel mit dem Land ähm oder ähm mit dem mit anderen Kollegen aus dem Rathaus auch ähm. Auch bearbeiten musstet oder wurdet ihr da auch äh unterstützt an dieser Stelle, um so etwas auch mal auszuprobieren und zu schauen, lässt sich das mit den Anforderungen, die wir als Behörde haben, auch in Einklang bringen. [Jan Klumb] Es war erst mal eine große Überraschung. Wir sind in der Tat die erste Behörde im öffentlichen Sektor, die Video-Ident eingeführt hat, aber dieses Prinzip Video-Ident und qualifizierte elektronische Unterschrift hat ja seine rechtlichen Grundlagen, Sei es das BGB, sei es das Norm ähm da gibt es rechtliche Grundlagen, die das schon auch möglich machen, die Schriftformerfordernis es durch andere Möglichkeiten zu Ersetzen und das Personenstandsgesetz in dem Fall sagt beim wichtigen Grund, kann auch die Schriftform Erfordernis genutzt werden. Da haben wir gesagt, da fangen wir unter anderem in der Eheschließung an. Wichtiger Grund ist, Corona tatsächlich und somit konnten wir gemeinsam mit unserem Rechtsamt, was ja wirklich sehr fit ist, ähm ein Gutachten erstellen haben das geprüft und wussten am Ende, okay, wir können damit anfangen. Und sammeln da auch unsere Erfahrungen quasi, wie wir das akzeptiert, hoffen natürlich, dass irgendwann was zu skalieren und andere Dienstleistungen dafür ähm quasi auch das anzubinden, ja.
[Felix Schmitt] Also das zeigt ja an dieser Stelle ähm ja auch, ihr seid nicht nur als Standesamt ähm sehr aufgeschlossen, sondern die Stadtverwaltung steht ja auch ähm äh dahinter. Noch mal zurück an das äh Standesamt auch in Wiesbaden zu kommen. Ähm ist es denn schon so eine ähm so eine Tradition in eurem Standesamt, dass ihr innovativ und modern aufgestellt seid oder äh war dann ein Prozess hinten dran, äh der das Amt erst einmal auch wirklich dazu bringen äh musste. Also wo kommt ihr denn äh wirklich her in in diesem Bereich? [Monika Rubbel] Ähm meint jetzt äh äh wo wir äh herkommen. Wir waren vorher nicht im Standesamt vor 
 
[Felix Schmitt] Nein, ich meine, das Standesamt ähm äh das Standesamt an sich, also haben Haben Sie im Standesamt schon so eine Innovationstradition möchte ich mal sagen ähm oder war das ähm. Bevor sie jetzt angefangen haben ähm auch viel im Bereich Digitalisierung umzusetzen, war das vorher sehr, sehr schwierig äh bei ihnen? Gab’s da eher angestaubte Prozesse und ähm Papier, wo Papier ging? Ähm wie sah das bei Ihnen früher aus? 
 
[Monika Rubbel] Ja, also ich ich kann nicht sagen, dass es äh, sehr innovativ war, wie ich kam. Vor fünf, sechs Jahren, glaube ich, ähm. Da stand es am Wiesbaden war ein typisches Standesamt, ein typisches Papieramt. Ähm man arbeitet zuverlässig im Standesamt, man arbeitet korrekt. Und das was ich vorgefunden hab war durchaus der Zeit entsprechend. Also es gibt einen Beratungsteil, es gibt einen hohen Schrittverkehrsteil. Es gibt natürlich das sogenannte Registerhüten, also sehr sorgfältig. Und äh rechtskonform mit den Informationen und Daten äh umzugehen. Das war eigentlich das Bild, was ich vorgefunden habe. Ähm es das Standesamt ist kein typisches Amt, in denen man äh Innovationen ausprobiert oder ein Amt, in dem man anfängt zu modernisieren. Wir haben das aber trotzdem äh gemacht.
[Felix Schmitt] Was war der der Anlass? Also sie haben ja schon auch ganz eindrücklich auch beschrieben. Es hat ja eigentlich funktioniert. Das Standesamt ist seinen Aufgaben ja auch ähm hat seine Aufgaben ja auch erfüllt, aber wie sind sie dazu gekommen? Zu sagen, okay, wir stellen das jetzt mal neu auf und äh hinterfragen unsere funktionierenden Prozesse. 
 
[Monika Rubbel] Also ich glaube, es ist ein ein es ist nicht eine Ursache. Ich glaube, das ist schon äh äh sind mehrere Ursachen gewesen. Also eine Ursache war, es gab natürlich auch, Rückstände. Nicht viel, aber durchaus äh etwas, wo wo man nachgucken musste und zwar war das im Bereich der Geburtsanmeldung. Da hatten wir äh Rückstände und wir mussten auf jeden Fall diesen Prozess äh beschleunigen. Und das Zweite war eigentlich eher zufällig. Ähm ich hatte den Eindruck, dass man die Kundenperspektive. Nicht hinten dranstellen darf, sondern dass sie ganz äh vorne stehen muss. Ähm ich weiß, dass ich äh mal in einer Diskussion, da ging es dadrum, kann man ein Standesamt leiten, wenn man gar keine Standesbeamtin ist äh und äh, mir wurde dann gesagt, na ja, sie können doch nicht, ich bin nämlich keine Standesbeamtin. Sie können doch eine Amt nicht leiten, ihnen fehlt das Fachwissen. Und insbesondere wenn es Bürgerbeschwerden gibt können sie nicht adäquat antworten, sie können darauf nicht kompetent reagieren äh und da habe ich gesagt, das ist sicher, nicht falsch, aber äh mein Auftrag als Leiterin des Standesamtes ist auch nicht auf Bürgerbeschwerden zu reagieren, sondern diese zu verhindern. Das heißt, mein Auftrag war, eigentlich alles, was im Standesamt äh geschieht, mhm daran zu messen, kann das der Kunde verstehen, ähm treffen wir überhaupt das Bedürfnis des Kunden und wie verhindern wir, dass man einen Eindruck von Unzufriedenheit erhält, wenn man mit dem Standesamt in Wiesbaden Kontakt aufnimmt. Also das war glaube ich ähm auch ein sehr großer äh ein ein sehr großer Grund äh hier Dinge zu verändern und natürlich. Der dritte Punkt war dieses Amt war zugestellt mit Schränken äh und Papier. Also es war einfach auch ähm in dem Sinne verstaubt, weil es anmutete wie ein, wie ein typisches äh Büro, in dem mit viel Papier, gearbeitet und in dem viel Papier auch archiviert wird. Also das war in etwa so Anlassgrund äh ja. 
 
[Jan Klumb] Was man aber auch ruhig zugeben kann, ist, neben dem ganzen Papier gab es auch Instrumente, die schon sehr antiquiert sind warten, es gab auch Schreibmaschinen, Schreibmaschinenhauben und Schreibmaschinen, also Ärmelschoner. Ah das war hier auch Alltag, Das kann man ruhig auch zugeben. Was man aber gut zugeben kann, weil heute sind wir bei Video Ident, ja? Also wir haben ja einen großen Horizont wir können beide Seiten gut zugeben und stehen auch dazu. 
 
[Felix Schmitt] Ja also das das fällt auf jeden Fall auf ähm dass es da wirklich so zwei, wird schon fast sagen, extrem auch gibt. Auf der einen Seite alles zugestellt mit Schränken, ähm äh die Mitarbeiter laufen mit ihren Ärmelschonern zur äh Schreibmaschine ähm und und, lieber Edwin Meier, wie sieht es jetzt heute aus? Also wie hast du das Standesamt jetzt äh kennengelernt, als du jetzt vor einem Jahr oder vor knapp einem Jahr ins Standesamt gekommen äh bist? Wie sieht es da heute aus?
[Edwin Meier] Eine erste Erfahrung mit dem Standesamt hatte ich gemacht im Rahmen meines äh meiner Ausbildung meines dualen Studiums bei der Stadt. Ähm kurzer Hintergrund, mein erstes Praktikum in diesem Studium war in einem ja. Eben beschriebenen Amt nur nicht im Standesamt eine ja eine eine andere Abteilung in der es aber ganz genauso lief. Also verstaubt, große, volle Schränke, eben klassische Behördenarbeit und zu dem Zeitpunkt war ich ähm 19 Jahre alt und eigentlich war das nicht das, was ich mir also was ich mir vorgestellt hatte. Das war nicht das, was ich machen wollte. Na ja dann bin ich mit einem mulmigen Gefühl aus dem Praktikum rausgegangen und bin dann in das nächste Praktikum im Standesamt bin ich reingegangen. Mit der Erwartung etwas Ähnliches vorzufinden und dort wurde ich dann sehr überrascht. Weil das Standesamt überhaupt nicht so war. So wie ja sie jetzt das Standesamt von uns gehört haben. Also neu modern, papierlos, so habe ich es auch damals vorgefunden, habe mir nicht vorstellen können, ähm welche Geschichte da vorangegangen ist. Schreibmaschinen in den 2010er Jahren, das ähm das kann doch überhaupt nicht sein, dachte ich mir. Umso erstaunlicher finde ich es auch ähm was für einen Weg hier, gegangen worden ist und wo wir jetzt sind und ich ja kann mich glücklich schätzen, den schweren Weg gar nicht mitgemacht haben zu müssen, sondern dass ich direkt schon, sage ich mal, so verwöhnt wurde in einer modernen Behörde arbeiten zu können. [Felix Schmitt] Also so ein so ein Quantensprung in so kurzer Zeit hinzubekommen, das stelle ich mir jetzt hier auch nicht ähm wirklich einfach und vor allem auch nicht reibungslos vor. Ähm wie hat sich denn dieser Weg in äh im im Standesamt für Sie auch dargestellt? Also Was waren so die Stellschrauben, an denen sie vor allem drehen mussten, damit sie innerhalb von kürzester Zeit diesen ganz, ganz großen ähm Change ähm im im Standesamt auch erfolgreich bewerkstelligen konnten? [Monika Rubbel] Ich denke, es ist ein Weg, der ganz kleinen Schritte. Man darf sich nicht äh vorstellen, dass man sozusagen mit den Fingern schnippst und ähm schon sind die Dinge verändert. Also das erste wo wo wir ansetzten war tatsächlich, Raum schaffen, Raum sich zu bewegen, äh Raum auch in den Köpfen, Dinge anders zu denken. Und das ist natürlich ähm hochdosiert gelaufen, das heißt also nicht in riesigen Sollkonzepten äh das und das müssen wir bis da und da hin äh schaffen. Sondern äh mehr so nach dem Motto ähm einfach anfangen und einfach anfangen. Also sehr schnell etwas tun, aber etwas tun, äh was durchschaubar ist, dass transparent ist, was nicht so kompliziert ist, was also direkt anknüpft an die Arbeitssituation der Standesbeamtinnen und Standesbeamten und die eigentlich auch sofort ähm. Ja helfen, also etwas, was sofort auch eine Wirkung zeigt und deswegen haben wir auch mit der mit dem Bereich Geburten angefangen, einfach weil es A Rückstände gab und B dort ähm durch nicht nur diesen Anlass, sondern auch äh Möglichkeiten, Dinge zu verändern. Also wirklich in kleinen Schritten. 
 
[Felix Schmitt] Und wie kann ich mir das vorstellen, wenn Sie jetzt sagen so im Bereich Geburten, haben sie diese Prozesse mal äh neu neu aufgesetzt. Ähm wie wie haben sie das gemacht mit ihren Mitarbeitern zusammen? Ähm oder kam da irgendjemand von äh von außerhalb und hat mal ähm allen erklärt, wie’s denn jetzt zu laufen hat. Also wie hat dieser Prozess auch auch so stattgefunden ähm und wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da auch mitwirken können?
[Monika Rubbel] Also ich denke von außen. Ist es sehr, sehr viel schwieriger. Ich glaube, Veränderungen äh können Sie dann erfolgreich durchführen, wenn Sie sozusagen als verantwortliche Führungskraft die Dinge auch einleiten, korrigieren, steuern und umsetzen können. Also ich sage mal so was wie Beratung von außen, Das äh das halte ich für für so äh tatsächlich umfassende Veränderungsprozesse, Nicht mehr für ratsam. Ich glaube, dass man es sozusagen von innen heraus machen muss und dass man äh mit kleinen, einzelnen Ideen, die man dann eigentlich so als eine Art Pilot umsetzt, also nicht lange diskutieren Was hat das für Voraussetzungen? Was hat das für Wirkungen? Ähm das müssen wir investieren, wen müssen wir alles fragen? Äh also damit haben wir uns fast nie befasst. Sondern wir hatten eine Idee äh und dann haben wir es probiert. Also ich glaube von innen heraus, ist das erste und das zweite ist tatsächlich experimentieren. Wirklich sagen, okay, wir stellen jetzt mal den Prozess um. Wir tun jetzt mal für drei Wochen, dass es anders ist ähm führen das mal durch und beobachten einfach, was passiert. Und nach drei Wochen können wir entscheiden. Ich glaube, das nimmt auch ein Großteil der Angst bei den Beschäftigten. Dass man die Möglichkeit hat zu sagen genau es hat nicht geklappt oder das habe ich schon immer gesagt. Diese Möglichkeit, die muss man natürlich auch lassen, weil die lässt sich nicht aber wegdiskutieren. Und wenn Sie ein Experiment machen und wirklich sagen, okay, das sind die Bedingungen, wir fangen an. Und nach drei Wochen gucken wir, hat’s funktioniert, was hat nicht funktioniert, was könnte besser funktionieren? Äh machen wir weiter? Geben wir auf. Das, glaube ich, ist sehr überzeugend und ich vermute was. Es ist äh das Einzige, womit es funktioniert.. 
 
[Felix Schmitt] Also so dieses ähm jetzt mal sozusagen zusammengefasst in meinen Worten, einfach mal machen. Ja und ähm aber immer auch die Möglichkeit zu haben, war vielleicht nicht so die richtige Idee an der Stelle. Ähm haben ihre ähm Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da auch von Anfang an auch auch mitgemacht oder gab’s da auch größere Bedenken, die sich insgesamt ähm mit diesem äh mit diesem Modernisierungsprozess eher kritisch auseinander gesetzt haben. Konnten sie die alle mitnehmen? 
 
[Monika Rubbel] Nein. Wir könnten nicht alle mitnehmen, also zumindest nicht von Anfang an Also es gibt immer zwei, drei, die sehr schnell dabei sind, die eigentlich so drauf warten, äh dann gibt es schon ein schweigendes Mittelfeld und es gibt natürlich auch immer eine Gruppe, die sagt, das geht aus rechtlichen Gründen nicht. Ähm. Oder das macht keiner und wir machen es anders und wir machen es so, wie wir’s immer schon gemacht haben. Also die Gruppe gibt es einfach. Und ich glaube sich von Anfang an darauf zu konzentrieren genau diese Gruppe äh zu überzeugen. Das ist ein falscher Ansatz. Sie müssen äh das gehört äh auch dazu. Äh Sie müssen mit denen anfangen, die wollen äh und, die mitnehmen, die nicht dagegen haben und diejenigen, die noch unsicher sind und nicht erst mal sich das überhaupt nicht vorstellen können. Die müssen einfach erst mal warten. Äh ich glaube, eine andere Möglichkeit sehe ich da nicht. [Felix Schmitt] Und wie genau haben sie ihre äh ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch, eingebunden, also die Ideen zum Beispiel um so einen Prozess neu aufzustellen, zum Beispiel bei der Geburtsanmeldung. Ähm haben sie die gemeinsam entwickelt oder haben sie den den ähm Menschen Raum gegeben, um eigene Ideen entwickelt, äh zu entwickeln. Ähm oder kam, dass ähm kam das eher von äh von oben, also von ihnen und ähm es wurde dann diskutiert, in welcher Form man das umsetzen kann. Wie kann ich mir das vorstellen, wie das äh dann auch in der Praxis dann auch funktioniert hatte,
[Monika Rubbel] Also ich glaube, ein Ideengeber äh dem muss es schon äh von vornherein und vielleicht auch ein Stück weit außerhalb des Teams geben, ähm weil Ideen fallen einem ja nicht einfach wie Früchte vom Baum ähm.
Solange man in der in der Materie so arbeitet, wie es, A rechtlich korrekt ist und B wie man es gewohnt ist ähm ist die Sphäre oder die Möglichkeit eine neue Idee, eine vielleicht sogar abwegige Idee zu entwickeln. Ich glaube, das ist äußerst schwer. Ich glaube, dieser dieser Prozess, wie entwickle ich eigentlich eine Idee, die muss man einfach üben. Die muss man üben und ich glaube man braucht dazu auch so was wie, Vorbilder oder Ideen, die schon mal im Raume stehen. Also einfach so bei ganz null anzufangen, das kann mir eigentlich nicht vorstellen,
[Jan Klumb] Ich glaube auch ein wichtiger Aspekt dabei war ähm den auch Frau Rubbel ins Haus gebracht hat, also um Ideen zu entwickeln, um sich dem Thema zu öffnen, zu beschäftigen, war das auch sehr wichtig für alle bei uns hier im Standesamt auch einen zeitlichen Raum dafür zu bekommen. Und da Frau Rubbel damals auch das sogenannte Team Online Rathaus mit ins Standesamt gebracht.
Damals trafen 15 Nachwuchskräfte auf 16 Standesbeamte. Und allein der Aspekt der hat schon mal auf die Kiste hier im Standesamt wachgerüttelt aber auch die Nachwuchskräfte, das waren, Schülerpraktikanten, Fachoberschülerinnen und Schüler, Studierende, Rechtsreferendar, alles mögliche haben direkt auch in der Sachbearbeitung erstmal unterstützt, und sehr viel abgenommen, damit auch dann die Raum bekamen zeitlich gesehen sich mit anderen Dingen vielleicht auch mal zu beschäftigen und nicht nur mit der Rechtsmaterie oder mit dem Arbeitsalltag in einem Standesamt. [Felix Schmitt] Und das Team OnlineRathaus äh da bist äh bist du ja glaube ich auch inzwischen als Leiter ja auch mit dabei, wenn ich da so richtig noch im im Kopf habe ähm wie ist das denn entstanden? Also ist das auch. Aus dem Anlass heraus im Standesamt tut sich irgendwas, da müssen wir mal ein Team zur Seite stellen entstanden oder gab’s das auch vorher schon? [Monika Rubbel] Also ich glaube, das gab’s schon 2008 oder 2010, das ist eigentlich mal, entstanden sozusagen in der in der Uhrzeit des E-Governments. Das Wort gab es so noch gar nicht. Es gab noch keinen online Zugangsgesetz, gar nix. Ähm aber es gab schon eine Vorstellung, ähm im Internet äh Dienstleistungen anzubieten. Und ich hatte mir damals äh äh gedacht, wer kann denn eigentlich so in so Sphären des Internets des Online-Raumes äh denken und mir fielen eigentlich erstmal als Gegensatz. Zu den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fiel mir einfach die jungen Leute ein und dann habe ich gedacht, okay wir machen so was wie ein Ausbildungsprojekt, das heißt alle Nachwuchskräfte äh dürfen einen Praxisabschnitt, im Team Online Rathaus verbringen und sich sozusagen mit der Schnittstelle Bürgerinnen, Bürger und Verwaltung und zwar auf der Ebene Internet äh zu begegnen. Also um genau dieses Feld vorzubereiten. Da ist es entstanden und ich glaube, es war 2008, wenn ich nicht irre. [Jan Klumb] Vor meiner also ich habe mich ja quasi ins gemachte Nest gesetzt. Seitdem brauchen wir dann in Ruhestand jetzt quasi gegangen ist und das dann übernommen habe. [Felix Schmitt] Mhm. Also seit 2008 ist natürlich im Bereich E-Government ähm oder jetzt mal ganz generell im Zeitraum Internet natürlich ein riesiger Zeitraum. Ähm wie hat sich das denn an dieser Stelle auch weiter entwickelt? Also die ähm Azubis oder aus ähm oder auch äh Studis von damals und von heute, da liegen ja auch äh über zehn Jahre, dazwischen, also arbeitet das Team online Rathaus heute eher dadran ähm dass man zukünftig die Ehe auch bei Instagram anmelden kann oder ähm wie hat sich das vielleicht auch auf dieser Ebene ein bisschen verändert?
[Monika Rubbel] Tja, wie hat sich das verändert? Also ich ich glaube, dass äh mit dem mit diesem Ausbildungsprojekt eigentlich der Bedarf wir brauchen ähm Egovermint auch in der Ausbildung, das heißt, wir müssen alle Nachwuchskräfte auf  Online-Verwaltungsprozesse vorbereiten. Also es hat im Rahmen der Ausbildung äh sehr viel bewirkt. Ähm. Die Nachwuchskräfte selbst sind natürlich heute auch schon viel fitter jetzt im Bereich ähm online oder Internet, Als sie zwotausend ähm acht waren ähm aber ansonsten weiß ich nicht. 
 
[Jan Klumb] Also was mir tatsächlich mal aufgefallen ist, ich kann das jetzt nicht so überblicken wie Frau Rubbel jetzt über den ganzen Zeitraum, aber wenn man dann Schülerpraktikanten bei uns haben, mit 14 Jahren, die setzt man dann an an einen normalen PC, dann könnte man fast vermuten, die haben die Affinität lieber auf den Monitor zu touchen, wie die Tastatur davor zu verwenden. Ja? Also da merkt man schon, dass der Anspruch oder der Umgang ähm anders ist, wie auch vielleicht schon auch bei mir, ja? Ich bin’s noch gewohnt, auch Disketten, in ein Diskettenlaufwerk zu schieben, bin ja auch schon ein bisschen älter, aber die jungen Leute kennen das schon gar nicht mehr und sind dann eher ja mit Touch Software großgeworden und Smartphones und so weiter und so fort.
 
[Monika Rubbel] Ja, die kommen zum Beispiel auch nicht mehr mit Block und Bleistift äh zu einer Besprechung. Das war früher üblich. Nee, man hat das Handy dabei und entweder hat man im Handy was reingeklopft oder man hat einfach ein Foto gemacht von dem was an der Wand stand hat das dann als Protokoll benutzt. Also da sind die äh sehr viel offener ähm. Ja, moderner, das äh würde ich schon so sagen. 
 
[Felix Schmitt] Das wirft ja auch ein ein ganz nettes Schlaglicht dadrauf, wie sich auch Verhalten mit modernen Techniken ja auch verändert, also wie sich auch die äh Nutzerinnen und Nutzer gegenüber staatlichen Services ja vielleicht auch anders eingestellt sehen. Ähm habt ihr wenn ich habe jetzt auch wahrgenommen, äh ganz häufig bei dem, was ihr im im Standesamt auch macht, ist ja die Zentrierung auf Nutzerinnen und Nutzer ganz besonders intensiv ähm ist es schaut ihr euch das auch an, wie sich das in unterschiedlichen Generationen äh auch darstellt, wie zum Beispiel ein Computer genutzt wird oder überhaupt, welches Gerät zur Verfügung steht, um sich Online-Services ähm auch ähm äh bei der Stadt Wiesbaden zum Beispiel entweder zu bestellen oder einen Antrag auch zu stellen. [Jan Klumb] Also wir gucken natürlich schon ähm wie die Personen agieren. Wir haben dafür auch einen Verwaltungsservice-Canvas entwickelt, was Edwin Meier gemacht hat hier bei uns, wo wir wirklich gucken, mit Personas, wer ist eigentlich Nutzerin oder Nutzer einer Dienstleistung? Im Bereich Geburten sind das Personengruppen, ja gebärfähigen Alter, die sind meist auch gewiss auch online-affin oder haben kein Problem mehr damit sich auch online sich Informationen zu holen. Da arbeiten wir noch mit Erklärvideos, die sind halt dann einfach auch. Wissen dann auch, ähm dass man vielleicht auch nicht unbedingt Lust hat auf die Behörde zu gehen oder auch andere Stressfaktoren. Ähm wir wahren auch das erste standesamt in Deutschland, dass die vorgeburtliche Anmeldung hatte. Einerseits gemerkt haben kann auf noch mehr sagen ähm der Zeitfaktor nach der Geburt da möchte man nicht ähm ins Standesamt gehen und dort das Kind anmelden, sondern man möchte es vielleicht anders gestalten. [Felix Schmitt] Und ja also das heißt ihr habt jetzt ja auch schon eine ganze Menge ähm nicht nur innerhalb nicht nur der Prozesse innerhalb des Standesamts verändert, sondern wenn wir jetzt ja gerade auch äh besprochen haben äh ja auch nach außen hin ähm, jetzt mal vom Status quo heute Ähm wo wollt ihr denn das Standesamt noch weiter hin entwickeln? Das online Zugangsgesetz schreibt da ja eine ganze Menge ähm ja auch an weiteren Services vor, die bis Ende nächsten Jahres ja auch digital anzubieten seid. Wo steht ihr da? Und was was ist da von euch jetzt auch vom Standesamt in Wiesbaden in den nächsten Monaten oder anderthalb Jahren noch zu erwarten? [Jan Klumb] Ha, also wir sind vielleicht sehr dreist noch tollkühnen Kühen, wie auch immer man das sehen mag, aber auch wir haben da auch noch ganz viel auf unserer Hausaufgabenliste stehen. Bereich Standesamt sind das 26 OZG Dienstleistungen, Bereich Bürgerbüro, glaube ich achtunddreißig. Ähm wir haben auch noch nicht viel umgesetzt, gibt aber auch tatsächlich rechtliche äh Bereiche, die noch nicht online ähm ja gedacht sind, das heißt auch da müssen noch Rechtsanpassungen stattfinden. Wir wollen uns noch mehr Naturinnen und Bürger ähm, orientieren. Es gibt auch tolle Ideen, dass wir sagen ähm quasi man merkt das Kind an auch gleichzeitig seine Kinderausweis. Also wir wollen noch mehr Service zu den Bürgerinnen und Bürgern bringen und damit auch so ein bisschen. Ja das Amt anders gestalten, das Mindset sei es auch ein bisschen New Work, sei es sei es das Miteinander, also ich glaube wir könnten noch theoretisch mehrere Leben so weitermachen. 
 
[Monika Rubbel] Mhm. Also ich denke so dieses proaktive. Das ist ja im Grunde genommen im im äh OZG noch gar nicht mitgedacht, also dass man tatsächlich sagt, aus einem Anlass heraus ergeben sich neue Bedarfe. Sprich neue Angebote, die jetzt die Verwaltung oder auch das Standesamt äh gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern machen soll, aber der Jan hat auch äh gesagt und das halte ich auch für sehr wichtig. OZG ist ein Gesetz. Aber es gibt unterhalb des OZGs oder auch überhalb des OZGs jede Menge Fachgesetze, äh die überhaupt noch nicht so formuliert sind und die auch eine ähm, die auch bestimmte Dinge gar nicht zulassen, die im OZG eigentlich gedacht sind. Also und das sind Sachen, die kann ein Standesamt selber ja nur wenig beeinflussen. Also man kann im Standesamt bestimmte Experimente machen, aber ähm die Gesetze müssen sozusagen noch an die online an das Onlinezeitalter angepasst werden und hm das ist ja auch noch eine große Aufgabe. [Felix Schmitt] Das kann ich mir vorstellen, vor allem weil man ja teilweise die ähm man Punkten ausgeliefert ist, die man selbst ja auch gar nicht beeinflussen kann. Ähm ist der der eine Punkt, der andere. Ähm ich glaube viele Erfahrungen, also widersprechen sie mir bitte an der Stelle, aber viele Erfahrungen, die sie jetzt im Standesamt ja gemacht haben, gibt’s ja wahrscheinlich in anderen Ämtern ähm der Stadt noch nicht Wie wollen Sie das denn jetzt organisieren, äh die Digitalisierung insgesamt in der, in der Wiesbadener Stadtverwaltung in den nächsten Jahren? Wird sich’s da nicht anbieten eigenes Amt für Digitalisierung, Innovation und Organisation aufzubauen?
 
[Monika Rubbel] Ja äh das bietet sich nicht nur an. Das haben wir auch so realisiert. Wir haben aber das Amt etwas anders benannt und uns ist die Reihenfolge auch wichtig, das Amt heißt Innovation, Organisation und Digitalisierung äh und damit macht man ein bisschen den Spagat ähm auf, weil es genügt nicht nur auf Digitalisierung zu setzen. Ähm man muss auch Organisation in den Vordergrund rücken, das heißt Digitalisierung hat einfach Voraussetzungen und diese Voraussetzungen sind über organisatorische Maßnahmen oder über organisatorische Betrachtungen äh zu schaffen und dieses Amt ist seit dem 1. Februar an den Start gegangen und wird auch die, ich sage mal, die Geschicke der Stadtverwaltung Wiesbaden in Bezug auf Digitalisierung äh mitbestimmen. [Felix Schmitt] Das heißt sie haben jetzt auch in der, in der Verwaltung ein ein Amt geschaffen, das jetzt nicht nur, dezentral agieren kann, sondern wo’s auch ähm eine eine politische Führungsaufgabe jetzt in der Stadtverwaltung gibt, die diesen äh die diese Prozesse jetzt auch forciert. Ähm was was versprechen sie sich denn in Wiesbaden? Äh davon für die für die nächsten Jahre. Haben sie da Ziele ähm beim Aufbau dieses Amtes auch äh verfolgt, die sie jetzt in den nächsten Monaten, Jahren auch verfolgen wollen? 
 
[Monika Rubbel] Ja. Also es ist ein zentrales Amt. Äh insofern hat es einen hohen Steuerungsanteil. Das ist bezogen auf Digitalisierung glaube ich auch sehr wichtig weil, sonst würde es wie so eine Art Wildwuchs sein ähm also man man braucht auch bestimmte Standards, an denen sich Digitalisierung oder Innovation auch orientiert und die äh werden zentral zwar nicht vorgegeben, sie werden aber zur Diskussion gestellt und das, was äh äh diskutiert wird. Wird dann auch sozusagen ins Steuerungsportfolio übernommen und ich glaube, dass äh neue Amt, muss sowas sein wie ein Lotse. Also ein Lotse äh durch die Komplexität, denn Innovation oder Digitalisierung sind ja hochgradig komplexe Themen. Es gibt zu allen Dingen immer X Möglichkeiten. Es gibt äh zu bestimmten Zielsetzungen eine Reihe von Softwarelösungen. Es gibt äh allein im Bereich Schnittstellen oder Datentransfer ähm oder auch Vorgangsbearbeitung oder E-Akten-Modelle. Es gibt ja ein, ein Riesenangebot. Und ähm die Dinge passen manchmal zueinander, manchmal müssen sie passend gemacht werden. Also das ganze Thema ist hochgradig komplex. Und ich glaube, man muss schon äh jemanden haben, der einen da durchlotsen kann, der also sozusagen ein Stück weit übersetzt, äh der den Weg bereitet, um sozusagen diese in dieser Komplexität auch zu äh bestehen und was ich auch glaube, was ein Amt fünfzehn äh machen muss, ist diese Komplexität auch verständlich zu machen. Also wirklich mal zu visualisieren, Was haben wir? Was ist in welchem Bereich notwendig? Wie sieht das aus? Wie heißt das äh und was hat das für Wirkungen? Ich glaube, das dritte hm ist Vernetzung. Also man muss als zentrales Amt für Innovation, Organisation und Digitalisierung auch, wissen, wie machen es andere, was können wir von anderen lernen ähm. Und was können wir übernehmen äh und wo können wir selbst als Amt oder auch als Stadtverwaltung, anderen helfen, also nicht nur Vernetzung, sondern auch Kooperation.
[Felix Schmitt] Das waren jetzt wieder eine ganze Reihe wertvoller äh wertvoller Stichpunkt oder wird sich’s jetzt natürlich äh lohnen ähm auch drauf einzusteigen, aber das machen wir jetzt heute nicht, sonst wird’s jetzt wirklich auch sehr, sehr lange. Ähm ich möchte jetzt für den für den Schluss nochmal ähm ganz kurz ein paar Fragen stellen mit der mit der Bitte das auch gerne auch kurz zu beantworten. Äh auch Frau äh Frau Rubbel, Sie haben ja jetzt den den größten ähm Erfahrungshintergrund jetzt gerade auch in dem in dem Prozess einmal wo er die Stadtverwaltung aber vor allem ja auch des Standesamt ja auch kommt und ähm wie sie ja gerade beschrieben haben, was jetzt alles auch noch äh vor ihnen liegt Wenn sie das mal so rekapitulieren, was sind denn aus ihrer Sicht die zwei größten Herausforderungen. Vor denen eine Stadtverwaltung wie Wiesbaden steht im Bereich der Modernisierung der Verwaltung, Bereich Digitalisierung und äh Innovation. Was würden sie da, was kommt ihnen da direkt ähm äh vielleicht dann auch äh in den in den Kopf?
[Monika Rubbel] Ich glaube, man muss diese diese Entscheidung äh auch mal ein Risiko einzugehen, auch mal etwas zu tun äh. Dessen Ergebnis man noch nicht ähm absehen kann, äh aber zugleich auch dafür zu sorgen, ähm es zurückzunehmen, ähm es ich sage mal, zu verändern, zu modifizieren. Ich glaube, dieses äh Spannungsfeld, das muss man als Stadtverwaltung eingehen. 
 
[Felix Schmitt] Äh lieber Edwin Meier, ähm. Was denkst du denn in den nächsten äh fünf Jahren? Ähm bist du ja noch relativ neu in der äh in der Verwaltungsarbeit was was siehst du, wie verändert sich das Arbeiten in der in der Stadtverwaltung und wo ähm siehst du die Stadtverwaltung, also die Mitarbeiterinnen, vielleicht auch dich selber in fünf Jahren? Wie wie arbeitet man dann in der Stadt Wiesbaden? Gibt’s da, stehen da größere Änderungen bevor oder wirken die sich in erster Linie erst einmal nur in diesem Verhältnis Bürgerinnen und Bürger gegenüber Verwaltung aus?
[Edwin Meier] Also ähm was wir jetzt schon die ganze Zeit angesprochen hatten und was für mich ein großer Punkt ist in dem ganzen Thema und auch die Arbeit beeinflusst. Auf jeden Fall das Thema Nutzungszentrum, dass man nicht die Verwaltung oder sich selbst als Sachbearbeiterin im Vordergrund sieht, sondern eben die Bürgerinnen und Bürger. Dass der Servicegedanke dann ganz vorne steht, das sollte denke ich in meinen Augen noch größer geschrieben werden und auch etwas weiter in allen Verwaltungen gelebt werden. Und dann zur Arbeit an sich, wie gearbeitet wird, ähm wäre es sehr wünschenswert, wenn neue Arbeitsmodelle, Arbeitszeitmodelle umgesetzt werden. Wir hatten zum Beispiel gestern eine sehr interessante Präsentation zu Desk Sharing uns angehört, dass eben nicht immer alle ins Büro kommen müssen. Das Homeoffice weiter umgesetzt wird, dass wir ähm. Ja alle Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, dass wir auch die in der Verwaltung ausschöpfen können und das letztendlich macht ja auch aus, dass die Verwaltung ein attraktiverer Arbeitgeber wird und dass wir auch so mehr Zuwachs und Nachwuchs bekommen. [Felix Schmitt] Thema Fachkräftemangel wäre jetzt natürlich auch gleich noch mal äh hervorragendes Thema für eine eigene Folge. Ähm lieber Jan, Jan Klumb ähm nochmal zurückzukommen jetzt wirklich auf das Standesamt in in Wiesbaden. Ihr seid ja jetzt äh wirklich auch sehr weit gekommen oder hast du vorher noch beschrieben? Richtig viele Sachen stehen euch ja auch noch bevor. Hast du schon eine Perspektive entwickelt? Wo steht des Standesamt Wiesbaden in fünf Jahren? Wie sieht’s da aus? [Jan Klumb] Das das könnt ihr wahrscheinlich auch wieder in einer eigenen Folge draus machen. Also ich glaube, für in fünf Jahren sieht das Standesamt von außen schon noch so aus wie es aussieht. Aber ich glaube nach innen einmal für die Mitarbeiten werden auch nicht immer da sein, also wie gerade mein Kollege Eddie schon sagte, man kann sich auch vorstellen, es wird bei Coworking Spaces geben, ähm. Andere Arbeitszeitmodelle, andere Arbeitsplatzausstattungen, es wird keinen Schreibtischstuhl und Schreibtisch mehr in einem Zimmer stehen, flexible Möbel sein, es können auch Sessel sein, alles Mögliche und glaubst auch nach außen hin wird eine Verwaltung viel flexibler sein. Ähm andere Dienstleistungen anbieten. Anders erreichbar sein, anders auch beraten können, also ich glaube auch die Beratungssituation wird viel mehr ausgebaut. Dieser Dienstleistungsgedanke, proaktive Verwaltung. Ich glaube das werden wir in fünf Jahren auf jeden Fall hinbekommen  Nach dem Motto hey du hast ein Kind bekommen, dir steht jetzt das und das zu, Kindergeld Elterngeld und der Kinderausweis vom Bürgerbüro magst du das grad alles mit einem bestellen und Da sehe ich, glaube ich, in fünf Jahren werden wir sein.
[Felix Schmitt] Bin ich mal sehr gespannt. Fünf Jahre ist ja jetzt nicht so weit hin und als Mainzer beobachte ich das natürlich sehr intensiv an der Stelle und äh bin mal gespannt, welches Standesamt denn in fünf Jahren dann vielleicht den größeren Sprung dann gemacht hatte. Äh die Landeshauptstadt Hessen oder die Landeshauptstadt Rheinland-Pfalz. Bin ich auf jeden Fall sehr gespannt. Ähm Ich habe heute wirklich sehr viel gelernt. Ich bedanke mich bei euch Dreien äh für eure Zeit, für die vielen Informationen, äh die ihr auch geteilt habt. Und ähm vielleicht machen wir ja in fünf Jahren nochmal eine Folge Mal gespannt Frau Rubbel in welcher Rolle wir sie dann erleben werden und bedanke mich bis dahin bei euch. So, das war’s für heute. Hast du noch Fragen oder willst mehr wissen? Dann schreib mir eine E-Mail an podcast@felixschmitt.de und ich melde mich bei dir Ich freue mich auch über deine Themenwünsche. Zu welchem Thema der kommunalen Digitalisierung möchtest du gerne etwas hören? Auch hier gilt, schreibt mir eine Mail an podcast@felixschmitt.de. Möchtest du mehr über die kommunale Digitalisierung erfahren? Dann kannst du auch meinen Newsletter abonnieren. Hier versorge ich dich immer freitags mit Tipps und Tricks mit Informationen und Hintergründen. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch bei der nächsten Folge dabei bleibt, also den Podcast auch abonniert. Ganz besonders wichtig ist mir dein Feedback, damit ich von Anfang an über das sprechen kann, was dir auch wirklich wichtig ist. Darum freue ich mich über eine Bewertung bei iTunes, Spotify oder wo auch immer du diesen Podcast gerade hörst. Bis zum nächsten Mal, dein Felix Schmitt.