On-demand-Verkehr im ländlichen Raum: Der Wittlich-Shuttle

Der ÖPNV im ländlichen Raum steht unter enormem Druck. Einerseits von der gestiegenen Erwartungshaltung der Passagiere, dem Wunsch der Politik, durch Bus und Bahn dem Klimawandel zu begegnen, aber auch durch hohe Kosten und oftmals leere Busse. Vielerorts ist die auch die kommunale Digitalisierung spurlos am lokalen Angebot vorbeigegangen. Aber nicht überall.

In Folge 7 hatte ich mit Sarah Hausmann aus der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich darüber gesprochen, welche Ziele die Region mit ihrer Teilnahme am Modellprojekt Smarte.Land.Regionen verfolgt. In dem Zusammenhang hatten wir auch viel über Mobilität und die speziellen Anforderungen in einer ländlich geprägten Region gesprochen. Heute kommen wir wieder zurück, und zwar speziell in die Kreisstadt Wittlich. Mit ihren knapp 20.000 EinwohnerInnen würde man nicht vermuten, dass hier seit 2016 eines der spannendsten Mobilitätsprojekte mit On-Demand-Verkehren stattfindet. Denn hier dreht der Wittlich-Shuttle seine Runden. Ein on-demand-Projekt, das man gemeinhin eher in Berlin oder wenigstens in Mainz verorten würde. Wie es zu dem Projekt kam, welche Auswirkungen es auf die Mobilität in Wittlich hat und wie die Kommunalpolitik darauf reagiert, habe ich Markus Pellmann-Janssen von IOKO gefragt. IOKI ist eine Tochter der Deutschen Bahn und Betreiberin des Wittlich-Shuttle. Markus Pellmann-Janssen kennt das Projekt und die Herausforderungen wie kein anderer bei IOKI.

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Transkript

[Felix Schmitt] Kommunale Digitalisierung der Podcast mit Felix Schmitt.
Herzlich willkommen zu Folge zwölf meines Podcasts zur kommunalen Digitalisierung.
Mein Name ist Felix Schmitt, ich bin dein Moderator und Begleiter auf dem Weg in die kommunale Digitalisierung. Der ÖPNV im ländlichen Raum steht unter enormem Druck.
Einerseits von der gestiegenen Erwartungshaltung der Passagiere dem Wunsch der Politik durch Bus und Bahn dem Klimawandel zu äh begegnen, aber auch durch hohe Kosten und oftmals leere Busse.
Vielerorts ist auch die kommunale Digitalisierung spurlos am lokalen Angebot vorbeigegangen. Aber nicht überall.
In Folge 7 hatte ich mit Sarah Hausmann aus der Kreisverwaltung Bernkastel Wittlich darüber gesprochen, welche Ziele die Region mit ihrer Teilnahme am Modellprojekt smarte Landregionen verfolgt.
In dem Zusammenhang hatten wir auch viel über Mobilität und die speziellen Anforderungen in einer ländlich geprägten Region gesprochen.
Heute kommen wir wieder zurück und zwar speziell in die Kreisstadt Wittlich.
Mit ihren knapp 20.000 Einwohner*innen würde man nicht vermuten, dass hier seit 2016 eines der spannendsten Mobilitätsprojekte im On-Demand-Verkehr stattfindet.
Denn hier dreht der Wittlich-Shuttle seine Runden. Ein On-Demand-Projekt, das man gemeinhin eher in Berlin oder wenigstens in Mainz verorten würde.
Wie es zu dem Projekt kam, welche Auswirkungen es auf die Mobilität in Wittlich hat und wie die Kommunalpolitik darauf reagiert, habe ich Markus Pellmann-Janssen von ioki gefragt
ioki ist eine Tochter der Deutschen Bahn und Betreiberin des Wittlich-Shuttle.
Markus Pellmann-Janssen kennt das Projekt und die Herausforderung wie kein anderer bei ioki. Darum freue ich mich ganz besonders ihn heute hier zu Gast zu haben.
Guten Tag Herr Pellmann-Janssen, ich grüße Sie. 
 
[Markus Pellmann-Janssen] Guten Tag. 
 
[Felix Schmitt] Herr Pemann Jansen, ah die Zahl der Passagiere im ÖPNV ist im vergangenen Jahr durch Corona drastisch eingebrochen. Jetzt gerade wenn wir sprechen ähm sind wir in einer Zeit kurz nach der zweiten und im Beginn der dritten Coronawelle. Das muss doch auch dramatische Auswirkungen auf den Wittlich-Shuttle haben. Stehen die Fahrzeuge aktuell nur irgendwo rum und blockieren wichtige Parkplätze? [Markus Pellmann-Janssen] Äh nein in der Tat nicht. Also natürlich haben wir ähm auch mit dem ersten Shutdown einen Rückgang der Fahrgastzahlen ähm verzeichnen müssen. Weil einfach auch weniger gereist wurde in dieser Zeit aber eben seit Ende letzten Jahres beziehungsweise schon so im Sommer letzten Jahres sind die Fahrgastzahlen wieder angestiegen und ich darf Ihnen heute sagen, dass wir mehr Fahrgäste befördern als vor der Corona-Zeit. Also wir haben einen Fahrgastanstieg äh gegenüber der Vor-Corona-Zeit von bis zu zwanzig Prozent. Ähm das zeigt, dass äh die Bevölkerung tatsächlich unser Produkt auch weiterhin annimmt und im Gegensatz zu den Linien äh Verkehren. Die eigentlich auch meine Heimat sind. Ich komme aus dem Busverkehr für wohl sicherer halten. Also wir können dieses System ja auch insofern steuern, dass wir eben das Pooling nicht aktivieren und wir eben die ähm Fahrgäste dann auch einzeln oder in geringerer Pooling äh Quote befördern und das gibt der Bevölkerung und den Fahrgästen wohl ein sicheres Gefühl und darum nutzen sie unser System tatsächlich stärker als vorher. [Felix Schmitt] Also der äh Wittlich-Shuttle ist ja inzwischen, wenn ich das so aus aus meiner Perspektive so ein bisschen äh betrachte ja deutlich mehr als ein Experiment, ähm als man das äh 2sechzehn, als er gestartet ist, vielleicht doch noch betrachtet hat, aber können Sie vielleicht mal schildern ähm vor jetzt 5 Jahren, welche Probleme und Herausforderung ist denn damals in Wittlich gab, die dazu geführt haben, dass man im ländlichen Raum nichts anderes ist ja Wittlich ähm darauf zurückzuführen sind, dass man so einen doch eher ungewöhnliches äh Fortbewegungsmittel und damals 2016 ja auch noch sehr exotisches Fortbewegungsmittel ähm gewählt hat, um es in Wittlich aufzubauen.
[Markus Pellmann-Janssen] Ja, sehr gerne. Also Man hatte im Jahr also vor 2016 ein herkömmliches Stadtbussystem. Wittlich mit 20.000 Einwohnern da gibt es einige Städte in Deutschland, die sich ein Stadtbussystem leisten. Das auf verschiedenste Art und Weise durchgeführt werden kann in einem Rendezvoussystem, also alle Busse treffen sich zu einer äh vereinbarten Zeit im Zentrum der Stadt und dann fährt man wieder raus oder man lässt eine Linie durch den Stadt äh Bereich Mehrandrieren, so dass man überall eine Anbindung hat, aber letztendlich muss ich als Fahrgast weil ich ja nicht immer das Zentrum als Ziel habe einen gewissen Umweg in Kauf nehmen und damit auch einen Zeitverlust. Ähnliches schien oder scheint auch der Stadtbus-System in Wittlich als Problem mit sich herum geschleppt zu haben, denn wie mir die Kollegen damals, ich kenne das System also da noch nicht aus der eigenen Erfahrung, aber wie sie mir geschildert haben von DB Regiobus ähm wurde der Stadtbussystem überhaupt nicht angenommen. Also man hat äh so tagesbeförderungszahlen von 0 bis zwei Fahrgästen gehabt und da hat die Stadt dann auch relativ schnell ähm festgestellt, dass das nicht die Lösung sein kann, um äh der Bevölkerung Mobilität zu präsentieren. Und so kamen die Kollegen von DB Regiobus auf die Idee in diesen Bereich einen Rufbus zu installieren. Was hat man gesagt? Okay, die Linienbindung, das funktioniert nicht. Das nehmen die Leute nicht an. Wie können wir flexibler werden? Und so hatte man dann die Idee äh geboren, dass wir einfach die Haltestellen über die Stadt nutzen und jeder Kunde, jeder Fahrgast im Prinzip seinen Start und Zielpunkt angeben kann und die kleinen Fahrzeuge, also nicht mehr die großen Busse, sondern jetzt eben so Sprinterfahrzeuge befördern die Menschen von Haltestelle zu Haltestelle, so wie sie es brauchen und auch zu der Zeit, wo sie es wünschen und diese Dieses Angebot oder diese Nachfrage würde man dann per Telefon eben in einer Zentrale anmelden und dort wird dann auch die Disposition der Fahrzeuge vorgenommen. Ähm Gesagt, getan, dieses hat man eingeführt und dann stellte man fest nach einem guten dreiviertel Jahr, ähm dass die Fahrgastzahlen zwar gestiegen sind, aber dass wir jetzt so bei ungefähr acht Fahrgästen pro Tag gewesen sind. Also so richtig wurde das System auch nicht angenommen und in der Phase haben wir von ioki von diesem Verkehrsansatz erfahren und haben gesagt, das ist genau das, was wir eigentlich verwirklichen wollen und habt ihr nicht Interesse, dass ihr euch das System mal digitalisieren und ihr vielleicht dadurch auch neue Kundengruppen erschließt? Und damit war es nicht getan. Ich habe mich dann wochenlang äh auf dem Marktplatz von Wittlich gestellt und wollte auch verstehen, warum nehmen die Leute das heutige oder das damalige System nicht so an, wie es angeboten wurde und da stellte sich heraus das Produkt hat ein gewisses Image-Thema. Ähm also 90 Prozent der wirklich auch oder zumindest der Menschen, die ich damals. Kannten das System, fanden es auch super, aber auf die Frage, warum nutzen sie’s denn nicht kam häufig die Antwort, ja das ist ja etwas für Alte und äh für Leute, die eine Behinderung haben. Im Moment bin ich noch fit, aber wenn ich alt bin, dann muss es das auch weiterhin geben. Also haben wir festgestellt, da ist ein Image-Problem. Wir haben also das System digitalisiert und haben ähm äh eine kleine Werbekampa oder auch eine größere Werbekampagne dort gefahren und haben eben das Image dieses Angebotes deutlich verändert und verbessert auch unseren Namenszug dort mitgegeben, weil der Bürgermeister Herr Rundkirch das so super fand, da kam so Spritzigkeit in das Produkt und das hat tatsächlich dazu geführt, dieses Produkt eine deutlich größere Zielgruppe angesprochen hat ähm und eben die Fahrgastzahlen dementsprechend in die Höhe gegangen sind. [Felix Schmitt] Sie haben also im Prinzip zwei Jahre diesen diesen ersten Testbetrieb dann ja auch mitbekommen und ähm danach, wie sie das ja auch gerade geschildert haben, ähm war das ein neues Label oder hat sich da ähm äh technisch auch ähm groß etwas geändert, was auch für die Fahrgäste an dieser Stelle relevant war. Also hat sich auch die Bedienung des Systems und das das Erlebnis ähm verändert für die Leute, die es auch nutzen. [Markus Pellmann-Janssen] Also für die Älteren, die sich äh per Telefon gemeldet haben und die sich auch weiterhin per Telefon melden, hat sich eigentlich nur das Label geändert, so wie sie es beschreiben. Ähm aber für die, die bisher kein Interesse hatten per Telefon, äh das Fahrzeug ähm zu bestellen und dann nicht genau zu wissen, äh ist es denn jetzt wirklich da? Kommt es? Äh hat es Verspätungen oder oder oder. Ähm die haben eben die Möglichkeit, ähm dieses Angebot per App zu buchen. Und das ist genau der Vorteil, wo wir einfach sagen, dadurch sprechen wir ganz neue Kundengruppen auch an und wir nutzen eben für bewährte Verkehrsmodelle und Angebote eben die neue Technologie, um Zugangshemmnisse zu reduzieren. Der Vorteil ist einfach ähm ja, ich muss nicht anrufen. Jetzt kann man sagen, ob ich in einer App wähle oder anrufe, dass es vielleicht noch gleich, aber mit der App kann ich während der gesamten Fahrt mein Fahrterlebnis begleiten. Das heißt, ich sehe, wann das Fahrzeug sich der Haltestelle nähert. Ich habe eine Echtzeit Information, äh ob das Fahrzeug Verspätungen hat oder pünktlich ist. Ich kann Anschlüsse anderer ÖPNV ähm Systeme mitgeteilt bekommen, also sind die Züge am Bahnhof auch pünktlich, wenn ich dort ankomme und funktioniert meine Strecke. Das sind alles Informationen die die Grundprobleme unseres ÖPNVs, nämlich das Fahrten gebrochen sind und immer an den Bruch stellen, kommt es zu Unsicherheiten der Fahrgäste und die neuen Technologien, die Digitalisierung ermöglicht es uns die Kunden in dieser unsicheren Phase einfach aufzufangen und ihnen Information zu geben und ihnen eine gewisse Sicherheit zu vermitteln und ich glaube, das ist einer der wesentlichen Punkte die zum Erfolg auch des Wittlich-Shuttles und weiterer Produkte, die wir eben europaweit so betreiben, mit beitragen. [Felix Schmitt] Sie haben vorhin schon geschildert, ähm bevor es ähm äh diesen On-Demand-Shuttle in in Wittlich gab, ist ein klassisches Stadtbus-System äh durch Wittlich gefahren und hat. Jetzt mal zugespitzt formuliert ja hauptsächlich Luft transportiert. Also ist im Prinzip zu festgelegten Zeiten ähm mit einem Fahrplan durch die Stadt gefahren. Hat sich das äh und heute fahren Sie ja ähm mit ähm ich nehme an, vielleicht sogar auch weniger Fahrzeugen äh zu festgelegt äh Zeiten. Hat sich denn dadurch ähm jetzt nur, ich sage mal, ähm in dem Vordergründig etwas für die Passagiere verändert, dass sie einen anderen Zugang zu dem System haben oder hat ähm die Resonanz auf den ÖPNV in der Stadt insgesamt ähm einen ganz anderen Impact bekommen, als das auch vorher der Fall war mit einem klassischen Stadtbussystem, ähm der entweder gerade gepasst hat oder nicht gepasst hat und man sich dann oftmals ja dann doch eher auf das Auto ja auch verlassen hat.  [Markus Pellmann-Janssen] Also da wir ähm deutlich mehr Fahrgäste befördern, als das eben sowohl im Stadt System als auch in den Anfängen des Rufbussystems der Fall war, ähm gehen wir stark davon aus und das haben gewisse Befragungen, die wir auch durchgeführt haben, gezeigt, dass Leute das System nutzen, die bisher den ÖPNV nicht genutzt haben. Einer der wesentlichen Punkte, als wir äh das System digitalisiert haben, war auf der einen Seite, wir haben die Anzahl der Haltestellen deutlich ausgeweitet weil wir einfach über unsere Analyse-Tools festgestellt haben, dass in manchen Bereichen in Wittlich die Fußwegeentfernung zur nächsten Haltestelle viel zu groß ist. Ähm es gibt ja, sie werden es wissen, die ähm verschiedensten ähm VDV-Empfehlungen. Und ähm da wird in der Stadt von einem gewissen Fußwege Entfernung gesprochen und im ländlichen Bereich erhöht sich diese äh diese diese Bereitschaft der Menschen anscheinend zu Fuß zu gehen. Das ist ein Trugschluss. Die Menschen in der Stadt sind genauso faul, zu Fuß zu gehen wie die im ländlichen Raum. Äh oder auch nicht zu faul, sondern zu bequem oder oder sehen das als notwendiges Qualitätsmerkmal eines Beförderungsmittels an, dieses in unmittelbarer Nähe zu ihrem Standort zu haben. Und das war ein Grund, dass wir gesagt haben, wir müssen die Haltestellen ausweiten, so das heute jeder Fahrgast in Wittlich maximal 200 Meter zur nächsten Haltestelle des ähm äh des Wittlich-Shuttles gehen muss. Ist der erste Punkt, der zweite ist einfach, dass die Menschen flexibel anfragen können, wenn sie fahren möchten Ähm das Stadtbussystem in der Regel ähm ich sage mal in größeren Städten haben wir im Zehn-Minuten-Takt, das ist dann sicher ein adäquates Angebot, aber wenn ich von Mittelstädten spreche, da spreche ich von einem Halbstunden-bis-Stundentakt und das ist einfach kein Angebot, was die Kunden als flexibel annehmen. Darauf greifen Menschen zurück, die eigentlich eher keine andere Wahl haben Und wenn ich aber ein Angebot den Menschen schaffen kann, wenn sie wirklich fahren möchten, dann sind sie bereit auch zu überlegen, muss ich wirklich meinen PKW noch nutzen? Und muss ich einen Zweit- und ein Drittwagen haben, damit auch jeder in meiner Familie garantiert, zu jeder Zeit äh mobil ist und diese Überlegungen können wir zumindest für das Stadtgebiet Wittlich ähm in Frage stellen oder zumindest ein ein Gegenangebot schaffen, sodass diese Entscheidung bei der Bevölkerung äh langsam, aber sicher zu einem Umdenken führen kann. [Felix Schmitt] Ich kann mir vorstellen ähm so ein neues Angebot hat ja nicht nur Auswirkungen auf die Passagiere, sondern ja wahrscheinlich auch auf die Lokalpolitik, die einmal den Mut hatte ähm sich so einem neuen Angebot auch anzunehmen aber jetzt natürlich auch mitbekommt, wie sich insgesamt so ein bisschen vielleicht auch das Mobilitätsverhalten auch verändert. Ähm wie hat denn die die Lokalpolitik dieses ähm äh dieses Thema insgesamt begleitet und merken Sie da vielleicht schon als auch als Anbieter an an dieser Stelle, dass ähm jetzt wo man. einerseits ein neues und auch funktionierendes ÖPNV-Angebot äh vor Ort geschaffen hat, dass die ähm dass die Kommunalpolitik hier auch auf andere Ideen kommt, wie sie lokalen ÖPNV auch organisieren kann, also Haben Sie schon Auswirkungen auf das Mobilitätskonzept und auf die Verkehrsplanung in Wittlich feststellen können? 
 
[Markus Pellmann-Janssen] Ähm. Also da muss ich äh tatsächlich die Politik in Wittlich auch mal loben an dieser Stelle. Ich bin seit über 20 Jahren im ÖPNV-Business äh aktiv als Verkehrsplaner, als stellvertretender Betriebsleiter in der Geschäftsentwicklung und ich hatte immer mit politischen Gremien zu tun, um eben um neue Ideen, um neue Angebote am Markt zu platzieren. Und als ich nach Wittlich gekommen bin, das war dann 2017, als wir eben die Ideen vorgebracht haben. Wie wollen wir das System umstellen, wie können wir digitalisieren? Da durfte ich auch, ich meine, es waren zwei oder drei Sitzungen, im Stadtrat unsere Ideen mal präsentieren und Bürgermeister Rodenkirchen hat das schon damals sehr sehr visionär vorgebracht. Was die was die Ansätze oder seine Ideen für die Mobilität der wirklicher Bürger äh und Bürgerinnen sind. Ähm. Und ich habe tatsächlich zu der Zeit die Frage gestellt, äh als ich es vorgestellt habe, dass ich ganz offen wissen möchte, welche Fraktionen äh. Finden diese Ideen toll und würden sich dahinter stellen und wer ist dagegen? Ich wusste nicht, wie die Verhältnisse im Wittlicher Stadtrat damals waren Ich wollte einfach nur wissen, haben wir da auch eine gewisse Opposition? Und das ist ja auch völlig legitim. Ähm aber alle Fraktionen, die damals im Stadtrat vertreten waren, haben gesagt, nein, wir wollen mit ihnen das Experiment mitgeben. Wir wollen das ausprobieren, ob das Funktioniert und ich habe damals auch schon ganz offen gesagt, wenn es nicht funktioniert, wenn es uns nicht gelingt, die Wittlicher zu äh zu überzeugen von dem Produkt dann müssen wir auch den Mut haben zu sagen, nee, das hat einfach nicht funktioniert, wir müssen es verändern. Oder wir müssen uns auch komplett in Frage stellen und nicht eben dann sagen, nee, jetzt müssen wir aber heiße Luft durch die Gegend fahren, weil wir haben uns da mal für entschieden. Das ist genau dieser agile Ansatz, den wir auch bei ja verfolgen als äh Unternehmen mit einer neuen Kultur und einer neuen Denke. Nicht dass wir in jahrzehntelangen Fahrpläne denken, sondern dass wir kurzfristig denken, dass wir kundenzentriert denken, was möchten die Menschen? Und das. Bei der Politik in Wittlich immer wahrgenommen, das muss ich einfach sagen und so sind wir auch heute immer noch partnerschaftlich, sowohl mit als auch mit der Stadtverwaltung in einem intensiven Austausch, wie das Produkt Rufbus und auch die die weiterführenden Systeme weiterentwickelt werden können. Weil am Ende geht es ja nicht darum, dass wir entweder die Menschen, die heute schon den ÖPNV nutzen, glücklicher machen, das ist ein netter Nebeneffekt und auch ein ein Effekt, den wir natürlich vorantreiben wollen, aber nicht der Hauptbeweggrund, um die Systeme zu verhindern, weil diese Menschen nutzen schon äh den ÖPNV. Es muss doch unser Ziel sein, auch in Hinblick auf die Verkehrswende, äh die Menschen von unserem System zu überzeugen, also vom Gesamtsystem ÖPNV die dieses System nicht nutzen, die heute mit dem PKW durch die Gegend fahren. Nur wenn uns das gelingt, dann kriegen wir auch die Verkehrswende hin und dafür müssen wir den Mut haben, einfach auch neue Wege zu gehen und äh eben nicht nur hier und dort einen Shuttle zu installieren, sondern das Gesamtsystem weiterzudenken und das, wie gesagt, schon nehme ich in Wirtlich einfach wahr. [Felix Schmitt] Haben Sie denn auch schon ähm Ideen entwickelt, äh wie sich das in in wirklich auch weiterentwickeln äh kann? Also ich nehme ja mal ähm nehme ja mal an, dass sie davon ausgehen, dass ähm äh der Wittlich-Shuttle ja auch noch sehr lange fortgeführt werden kann Aber welche Bedeutung soll er denn oder kann er denn in den in den nächsten Jahren insgesamt im Mobilitätsmix der Stadt auch einnehmen? Welche Rolle im Umweltverbund kann er denn einnehmen? Also ersetzt er vielleicht auch wirklich den ähm den kompletten ÖPNV zumindest mal im im Stadtgebiet. Oder gibt’s da noch gibt’s da vielleicht irgendwelche Grauschatierungen, die sie da äh sehen oder oder denken sie dann noch größer und über die Stadtgrenzen auch hinaus? [Markus Pellmann-Janssen] Ja, ich sage jetzt einfach mal, wir denken größer, weil es notwendig ist, größer zu denken. Ähm ich hatte es ja versucht zu skizzieren. Es gab ein Stadtbus-System und das war eigentlich das Angebot für den städtischen Bereich. Es gibt einfallende ähm Regionalbuslinien, aber machen wir uns nix vor. Regionalbuslinien sind in der Regel nicht das Verkehrsmittel, auf das die städtische Bevölkerung guckt, sondern die fahren irgendwie aus den Dörfern im Umland rein oder aus dem nächsten Oberzentrum, aber für meine örtlichen ähm äh Angebote oder Nachfragen sind dann diese Angebote auch viel zu unregelmäßig ähm und auch zu selten, als dass ich diese tatsächlich als Alternative äh ins Auge fassen würde. Insofern äh gibt es für die Stadt Wittlich eigentlich kein anderes ÖPNV-Angebot mehr als den Wittlich-Shuttle. Das ist die erste Feststellung, aber ähm ich sagte Ihnen ja, unser Ziel muss es sein, dass wir Menschen aus dem PKW in den ÖPNV ziehen und da kann es den einen oder anderen Bürger geben, der seinen PKW nur hat, also nur besitzt oder auch nutzt, weil er Verkehre innerhalb Wittlichs zurücklegen will. Das wird aber eher die Ausnahme sein, sondern die Wittlicher Bürger. haben auch darüber hinaus liegende Ziele. Sei es als Pendler, sei es als im Versorgungsbereich, sei es auch im ähm in der Naherholung, im Freizeitbereich und wenn wir diese Verkehrswege auch in Frage stellen wollen, in der Form, dass du ausschließlich dadurch einen äh den PKW nutzen kannst dann müssen wir ein umfassendes Angebot auch für diese Wege schaffen und dementsprechend müssen wir das System ausweiten. Das heißt aber nicht, dass wir flächendeckend über Shuttle Systeme installieren, also nicht überall ein Wittlich-Shuttle, sondern wir müssen uns die bestehenden Systeme anschauen und müssen fragen, wo haben wir denn für die Fahrtbedürfnisse der Fahrgäste Schwächen heute in unserem System. Ähm und das liegt zum Beispiel daran, dass die Regionalbuslinien in der Regel mehrandrierend wie Flüsse durch die Landschaft fahren, weil sie halt möglichst viele Siedlungspunkte updecken wollen. Das macht aber die Nutzung dieses System sowas von unattraktiv dass die Leute einfach sagen, da bin ich ja das das Doppelte unterwegs, als wenn ich mit dem PKW direkt geradeaus fahre. Also, was ist die Schlussfolgerung? Ich muss die abliegenden Orte, die eben nicht direkt dran an den Verbindungsstraßen liegen mit solchen Shuttle Systemen versorgen. Die Verbindung, die Hauptverbindung äh zwischen zwei Zentren. Über Busse sichergestellt werden, die sollten möglichst direkt verlaufen, sollten möglichst regelmäßig mit einer getakteten Verbindung und auch einer Häufigkeit hinterlegen. So dass Kunden einfach sagen, jawoll ich habe permanent die Möglichkeit diese Angebote zu schaffen. Insofern. Auf ihre Frage zurückzukommen, ersetzt das Wittlich-Shuttle ÖPNV. Das kann in den einzelnen Fällen mal vorkommen, aber es geht in Summe um ein Gesamtsystem und da geht es um Ersatz, da geht es um Ergänzung und da geht es um Ausweitung von Angebote und jedes Bedürfnis hat verschiedene Anforderungen und die müssen wir im Gesamtsystem abbilden. [Felix Schmitt] Sie haben jetzt äh schon sehr, sehr viel äh auch über das Umfeld von Wittlich ja auch grade ähm erzählt. Wittlich befindet sich in einem auch dort sehr, sehr ländlich geprägt ähm Landkreis und klassische wie sie jetzt in den letzten ein, zwei Jahren ja vielerorts entstanden sind, ähm haben ja eins gemeint, dass sie alle in urbanen Regionen stattfinden und dort nach ähm äh nach äh Kunden Ausschau halten. Dort spielt das Auto ja auch eine ganz andere Rolle, eine viel kleinere Rolle, als es jetzt zum Beispiel in in Wittlich ähm und auch in den Dörfern drumherum ähm der Fall ist, macht es das für so ein Angebot ähm wie den wie den Wittlich-Shuttle oder ganz allgemein für On-Demand-Verkehre. Ähm eher schwieriger hier seine Nische und auch sein sein passendes Angebot auch zu finden oder so wie sie das jetzt auch gerade beschrieben haben. Ähm ist es eher so, dass ähm äh dass sie zwar die Nische schon kennen aber dass sie eher die die Besteller oder das äh oder die jeweiligen Kommunen überzeugen müssen hier eben das Angebot neu auszurichten. Was sind denn da die konkreten Anforderungen? Ist es eher das Angebot oder die Nachfrage?
[Markus Pellmann-Janssen] Mhm. Sehr sehr gute Frage. Ähm Ja, genau das ist das Thema, ähm dass wir Aufgabenträger, verantwortliche Verkehrsverbünde auf die Situation hinweisen müssen oder oder gemeinsam das auch häufig besteht auch diese Erkenntnis schon ähm, dass eben die Probleme, die wir in den in den Zentren, in den Großstädten haben, in der Regel nicht von der Bevölkerung, die dort wohnt, verursacht wird, sondern. Von den Menschen, die einpendeln Also die genau in diesen Dörfern und Kleinstädten wie Wittlich leben aber eben ihren Arbeitsplatz an anderer Stelle haben. Und wenn wir diese Menschen zum Umstieg bewegen wollen, also wenn wir sagen wollen Mit euch wollen wir die Verkehrswende äh gestalten. Dann muss ich den Menschen eben auf jedem Weg ihrer Wegstrecke ein adäquates Angebot schaffen. Und das ist genau der Punkt, zu sagen. Dann muss es eben auch in abgelegenen und eben nicht in hochverdichteten Räumen so ein flexibles Angebot geben und dann kommt natürlich immer schnell die Kostenfrage. Lohnt sich das denn? Bei einer geringen Nachfrage so etwas anzubieten ähm. So möchte ich aber die Frage eigentlich gar nicht gestellt sehen, sondern ich darf an der Stelle eben nicht das einzelne Shuttlesystem betrachten, lohnt sich dies oder lohnt sich dies nicht in Form welche Kosten verursacht die Shuttle und welche Einnahmen habe ich mit diesem Shuttle oder in diesem Shuttle? Sondern ich muss das Gesamtsystem betrachten. Wenn es uns gelingt eben Menschen aus dem PKW in den ÖPNV zu bringen, dann sind das zusätzliche Zahlungsmittel, dann sind das Menschen, die bisher in das ÖPNV-System nicht einzahlen. Und darum muss ich auch dann das Gesamtsystem betrachten und muss eben schauen. Gibt es Menschen, die das oder die aufgrund der jetzt wirklich umsteigen und die 80 Prozent ihres restlichen Pendlerweges auch umweltverträglich mit dem ÖPNV zurücklegen. Also insofern plädiere ich immer dafür, nicht auf das einzelne Angebot zu schauen, sondern die Shuttle sind ein Teil des Gesamtsystems ÖPNV und darum müssen wir auch eine Gesamtrechnung aufmachen Und jetzt will ich aber auch gar nicht schönreden, das Ganze. Natürlich, sie werden es äh das also Ihre Zuhörer sind ja auch alles Experten ähm insofern ist es ja kein Geheimnis am Ende des Tages das natürlich, wenn ich mehr Fahrzeuge und damit auch mehr fahre äh Fahrer und Fahrerinnen einsetze, dass das natürlich Kostenfaktoren sind Ähm aber wenn ich die Verkehrswende schaffen will, dann ist das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns von der Politik aufgegeben wurde. Dann werden wir die nicht zum Nulltarif bekommen und wir werden sie auch nicht dadurch bekommen, dass wir bestehende Regionalisierungsmittel, die wir für Busse haben, einfach umschichten werden. Das glaube ich nicht, das gelingt uns in gewissen Fällen. Also da haben wir ähm sehr äh ausgefeilte Analysesysteme. Aufgebaut, dass wir genau gucken wo können wir vorhandene Kapazitäten, also Busse, die heute eher nicht zielgerichtet äh Angebote zur Verfügung stellen. Reduzieren und dafür flexible Systeme aufbauen, das betrachten wir im Detail, aber wenn wir wirklich attraktive Systeme aufbauen werden, dann wird uns das am Ende Geld kosten als Gesellschaft. Äh ich halte das aber für gutes Geld und für richtig investiertes Geld. Weil es nicht nur die Sorgen und Nöte im ländlichen Raum lindert, nämlich ziehe ich dort weg oder kann ich teilhaben an den gesellschaftlichen Angeboten, die dann im nächsten Zentrum mir angeboten werden. Oder also ziehe ich in die Städte und auf der anderen Seite auch die Probleme, die heute durch den PKW-Verkehr und den Verkehr in Summe in den Städten. Verursacht und hervorgerufen werden, auch die lösen wir zu einem Großteil, wenn wir die Menschen im ländlichen Raum eben dazu bewegen können. ÖPNV-Systeme zu nutzen Von daher eine Win-Win-Situation, aber ich muss gewillt sein, dafür auch Geld auszugeben. Das wird nicht zum Nulltarif haben äh zu haben sein. [Felix Schmitt] Sie haben ja gerade auch schon das Verhältnis von von On-Demand-Verkehren ähm auch zu zu klassischen Linienbussen ja auch ein bisschen geschildert, aber ich will an der Stelle noch einmal ähm auch gerade dabei bleiben, weil viele äh Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in in Mittelstädten oder in kleinen Städten, die haben ja einen bestehenden PNV, der mag nicht besonders ausgeprägt sein und vielleicht wirklich auch nur eine sehr, sehr begrenzte Zielgruppe ansprechen, also im Prinzip diejenigen, die sich entweder kein Auto leisten können oder auch keinen Führerschein ähm selbst auch haben oder auch nicht mehr haben. Ähm. Aber die haben trotzdem ein ein bestehendes ÖPNV-System. Wenn jetzt so eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister damit liebäugelt, ähm das eigene das eigene ÖPNV-System ähm umzukrempeln oder auch auszubauen kommt er da nicht automatisch ähm in eine Konkurrenzsituation zu den bestehenden Angeboten und vielleicht auch zu den bestehenden Betreibern oder lässt sich das in irgendeiner Form auch managen, sodass letztlich auch aus Sicht einer Kommune hier, wie Sie das beschrieben haben, eine Win-Win-Situation entsteht, äh die dann auch, die man dann auch politisch auch vertreten kann. 
 
[Markus Pellmann-Janssen] Mhm. Ähm Ja, absolut. Ähm das ist auch im Prinzip unsere strategische Ausrichtung. Äh seid Bestehen von äh dass wir eben gesagt haben, wir wollen keine Konkurrenzprodukte auf die auf die Straße bringen und ähm neben bestehenden Systemen wie Taxen, wie Busse, äh wie aber auch vielleicht bestehende Rufbussysteme oder auch Bürgerbussysteme, wo Ehrenamtliche sich engagieren und äh einen tollen Job machen, um Mobilität in ihrem ländlichen Räumen für ihre und Mitbürger zur Verfügung zu stellen, hier nochmal einen on top zu geben und zu sagen, jetzt platzieren wir hier das Supersystem, nein Es geht um eine Integration. Es geht darum zu gucken, wo schwächeln diese bisherigen Angebote. Wo können Sie die Anforderungen, die die Menschen in diesem Raum haben an Mobilität nicht erfüllen und wo ergänze ich diese. Das analysieren wir, diese Schwachstellen versuchen wir aufzuzeigen und eben mit Lösungen äh eben entsprechend äh zu besetzen. Der weitere Punkt dann in im Betrieb ähm wir kennen das ähm alleine auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die wir im ÖPNV haben ähm alleine aus diesen Überlegungen ist es schon absolut zielführend diese neuen Verkehrsangebote ähm mit den bestehenden Betreibern umzusetzen und in diesem Zuge auch die Kapazitäten zu nutzen, die Taxiunternehmen oder Mietwagenunternehmen der Region gerade im ländlichen Raum zur Verfügung stellen können. Ähm. Unsere Erfahrungen, von denen jetzt mittlerweile mehr als 50 Projekten, die wir europaweit umgesetzt haben, ein ganz verschwindend kleiner Teil wird von einem einzigen Verkehrsunternehmen betrieben. Das Groho funktioniert so, dass man eigene Fahrzeuge betreibt mit eigenen Fahrern aber auch zum Beispiel Taxi oder Mietwagenunternehmen integriert, sei es für Spitzenleistungen oder auch für die Regelleistung und sich daraus tatsächlich eine win-win-Situation ergibt einfach für die wir merken’s ja auch der Rückzug der Taxiunternehmen aus dem ländlichen Raum. Hier ergeben sich auch neue Geschäftsmodelle für diese ähm für diese Anbieter, für diese Dienstleister, ähm die es ihnen gegebenenfalls dann auch ermöglichen eben in eher ländlichen Räumen weiter ihre Dienstleistungen anzubieten mit einem zusätzlichen Standbein, das eben durch solche Shuttle Systeme geschaffen werden kann. 
 
[Felix Schmitt] Also wie sich das anhört bedeutet das ja, wenn wenn eine Kommune auch damit liebäugelt, sich so ein System äh genauer anzuschauen, das dem ja ein sehr sehr großer Analysepart ähm vorausgeht, um dann eine passende äh Strategie zu finden, wie man den ÖPNV zukünftig auch ähm zukünftig auch aufstellt. Ist es ähm äh ein Bereich, den sie auch selber bearbeiten, also gerade diese Mobilitätsanalyse im Vorfeld oder ähm sind Sie da eben mit den Städten im Austausch und hören sich an in in welcher Form die Städte selber ähm mit den Problemen sich konfrontiert sehen und ähm wie Sie selber denken dass man hier eine Lösung auch finden können. Also arbeiten Sie da Hand in Hand mit den Kommunen vom vom ersten Schritt an oder wann kommen Sie in in so einem Prozess ins Spiel? [Markus Pellmann-Janssen] Äh sowohl als auch. Es gibt Kommunen die haben sich selber schon Gedanken gemacht, die kennen ihre Räume sehr gut und wissen, wo Schwachpunkte sind und fragen uns an und sagen, könnt ihr uns die Technologie zur Verfügung stellen, damit wir denn solche flexiblen Shuttle Systeme anbieten können. Äh und dann treten wir erst auf den Plan, wenn wirklich äh die Produktidee schon besteht und wir helfen bei der Umsetzung. Ähm und andere Kommunen, sei es äh in in großen Zentren, aber auch vor allem im ländlichen Raum sagen Wir wissen nur eins, unsere heutiges System ist nicht ausreichend, weil wir haben schlechte Besetzungszahlen. Was können wir an dieser Stelle machen? Und dann bieten wir diesen Kommunen eben auch einen Analysepart an, dass wir eben genau sagen, wo Also erst im ersten Schritt und das war für mich als Verkehrsplaner äh eben die die der größte Mindwechsel äh eigentlich habe ich mich ja immer hingesetzt und habe mir überlegt, wann die Menschen denn wohl fahren wollen. Ich habe einen Fahrplan überlegt, ich habe mir einen Linienweg überlegt Und hier haben wir jetzt den Aufsatz, dass wir sagen, der erste Schritt muss ein Mobilitäts äh ein Verkehrsmodell sein, dass wir wissen, dass wir lernen von wo nach wo wollen die Menschen in diesem Raum überhaupt fahren, nicht wir überlegen uns das, sondern wir nehmen die Daten, die wir bekommen können, äh und zeigen damit die Wege in ihrem, in dem Untersuchungsraum auf und darauf analysieren wir denn passt denn euer heutiges System überhaupt und wenn es nicht passt, wie können wir’s ergänzen, wie können wir es verändern, wie können wir es integriert verändern, damit es dann auf die Bedürfnisse passt. Ähm. Also insofern es sind alle Möglichkeiten offen, dass man sagt, wir können auch einfach mal starten mit so einem System und probieren aus oder man geht eben diesen Analyseweg. Aber das hört sich dramatischer an, als es ist. Auch hier nutzen wir die Chancen der Digitalisierung. Eben riesige Datenmengen, die einfach für ganz Deutschland vorhanden sind. Mobilitäts- und ähm ähm Mobilfunkdaten, die vorhanden sind, nutzen wir, um genau eben diese Erkenntnisse ähm abzubilden und in ein Verkehrsmodell fließen zu lassen und das auch sehr sehr kleinräumig. Dass wir uns nämlich angucken wie werden die Menschen von Haustür zu Haustür sich bewegen und nicht von welchem Raum, in welchem Raum bewegen sie? Wenn wir uns Mikromobilität wir ähm Shuttlesysteme angucken, dann müssen wir sehr kleinräumig unterwegs sein, da funktionieren die bisherigen Verkehrsmodelle, die so auf dem Markt angeboten werden, eher nicht so gut und darum haben wir das komplett neu für uns aufgesetzt und äh sind da in diese Kleinteiligkeit und Kleinräumigkeit vor allem eingestiegen. [Felix Schmitt] Was haben denn ländliche Räume in in Zukunft von von On-Demand-Verkehren äh zu erwarten? Wo sehen Sie denn äh die Rolle, die ähm die on demand Angebote, sagen wir mal, in in fünf oder vielleicht in zehn Jahren insgesamt ähm äh in in äh in ich sage eher ländlich geprägten Kommunen, also sagen wir mal so fünfzigtausend Einwohner vielleicht auch kleiner ähm. Was für eine Rolle werden On-Demand-Verkehre dort einnehmen zukünftig? Was ist da was ist da eine Prognose, die die Sie vielleicht auch selber verfolgen?
[Markus Pellmann-Janssen] In zehn Jahren gehen wir mal von 10 Jahren aus, die halte ich nämlich für sehr sicher. In zehn Jahren werden wir flächendeckend im ländlichen Raum und nicht nur bis zur äh Größenordnung von 50.000 Einwohnern sondern in wirklich ländlichen Räume flächendeckend Shuttle Angebote sehen weil ich fest davon auch überzeugt bin, dass wir in zehn Jahren automatisierte Angebote äh im ÖPNV äh realisiert haben werden. Man hört ja hier und da, dass heute die Automobilindustrie von den Jahren 2040 bis 2050 spricht, wenn automatisiertes Fahren kommt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das im ÖPNV eher realisieren werden. Das hat verschiedene Gründe, dass wir eben zum Beispiel nicht europaweit mit unseren Fahrzeugen fahren wollen, wie sie vielleicht mit ihrem Privatwagen, den sie sich dann hoffentlich nicht mehr anschaffen. Ähm Wir wollen nur in ganz definierten Räumen und Sektoren fahren, nämlich als Zubringer zu einem übergeordneten Verkehrsmittel, sei es die Schiene oder sei es der Bus. Ähm und das halten wir für deutlich schneller umsetzbar. Ich rechne da in den nächsten fünf Jahren damit dass wir die ersten Anwendungsfälle auf der Straße haben und in zehn Jahren werden wir dieses Flächen äh anbieten können, weil dann einfach ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor, nämlich. Das ist leider so der Fahrer äh eine hohe Skalierung heute verhindert, einfach weil’s auch gar nicht genügend äh Fahrpersonal gibt aber das noch am Rande auch gesagt, wir glauben nicht daran, dass es dem Fahrerberuf überhaupt nicht mehr geben wird. Wenn Sie sich überlegen, wenn meine These stimmt, dass wir das diese Fahrzeuge im ländlichen Raum oder diese Angebote im ländlichen Raum realisieren können, dann werden meine Töchter, wenn als sie im Alter von, ich sage mal 6 und 8 Jahren war, würde ich sie bestimmt nicht alleine zwischen zwei Zentren, ich wohne hier zwischen Zellhausen und Seligenstadt, wer das vielleicht in Hessen kennt. Einfach ohne Begleitung fahren lassen. Sondern da würde ich eine begleitete Fahrt an Fragen und dann würde jemand äh vom Fahrdienstleister eben jemanden mitschicken auf dieser Fahrt. Oder diese Person würde dann für zum Beispiel ältere Fahrgäste, Einkäufe bis an die Haustür bringen. Also der Beruf der Fahrerinnen und des Fahrers wird sich wandeln zu einem Servicemitarbeiter der den Kunden im Fokus hat, der den Kunden begleitet und ich glaube auch das wird für die Zukunft eine eine sehr gute Vision und eine sehr gute Vorstellung, wie ÖPNV sich hier als äh. Auch über den eigentlichen Beförderungsanteil hinaus profilieren kann äh und im Leben der Menschen einen wesentlichen Faktor darstellt. [Felix Schmitt] Vielen Dank Herr Pellmann-Janssen. So, das war’s für heute. Hast du noch Fragen oder willst mehr wissen? Dann schreibe mir eine E-Mail an podcast@felixschmitt.de und ich melde mich bei dir. Ich freue mich auch über deine Themenwünsche. Zu welchem Thema der kommunalen Digitalisierung möchtest du gerne etwas hören? Auch hier gilt, schreib mir eine E-Mail an podcast@felixschmitt.de. Möchtest du mehr über die kommunale Digitalisierung erfahren? Dann kannst du auch meinen Newsletter abonnieren. Hier versorge ich dich immer freitags mit Tipps und Tricks mit Informationen und Hintergründen. Ich würde mich freuen Wenn du auch bei der nächsten Folge dabei bleibst, also den Podcast auch abonnierst. Besonders wichtig ist mir dein Feedback, damit ich von Anfang an über das sprechen kann, was dir auch wirklich wichtig ist. Darum freue ich mich über eine Bewertung bei iTunes, Spotify oder wo auch immer du diesen Podcast gerade hörst. Bis zum nächsten Mal, dein Felix Schmitt.